In einem anderen Land
laut. «Hoffentlich schläfst du gut. Es ist zu unbequem, Liebste, lieg auf der anderen Seite», sagte ich. «Ich bring dir ein bißchen kaltes Wasser. Es ist bald Morgen und dann wird es besser sein. Es tut mir so leid, daß er dich so quält. Versuch einzuschlafen, Süße.»
«Ich hab die ganze Zeit über geschlafen», sagte sie. «Du hast im Schlaf gesprochen. Dir fehlt doch nichts?»
«Bist du wirklich da?»
«Natürlich bin ich da. Ich werde doch nicht weggehen. Das hier ändert doch nichts zwischen uns.»
«Du bist einfach wunderbar und süß. Du würdest mich nachts nicht verlassen, nicht wahr?»
«Natürlich nicht. Ich bin immer da. Ich komme, wann immer du mich willst.»
«Scheiße», sagte Piani. «Es geht wieder los.»
«Ich war eingeduselt», sagte ich. Ich sah auf meine Uhr. Es war drei Uhr morgens. Ich langte hinter meinen Sitz nach einer Flasche Barbera.
«Sie haben laut gesprochen», sagte Piani.
«Ich hab auf englisch geträumt», sagte ich.
Der Regen ließ nach, und wir fuhren vo rwärts. Bevor es Tag wurde saßen wir wieder fest, und als es Tag wurde waren wir auf einer kleinen Bodenerhöhung, und ich sah die Rückzugsstraße weit vor mir ausgedehnt; alles stand, nur die Infanterie sickerte durch. Wir setzten uns wieder in Bewegung, aber als ich bei Tageslicht das bißchen Fortschritt sah, das wir machten, wußte ich, daß wir die Chaussee auf irgendeine Art verlassen und über Land fahren mußten, wenn wir die Hoffnung, Udine zu erreichen, nicht aufgeben wollten.
In der Nacht hatten sich viele Bauern von den Feldwegen aus der Kolonne angeschlossen, und in der Kolonne sah man Wagen, die mit Hausrat beladen waren; Spiegel reflektierten zwischen Matratzen, und Hühner und Enten waren an Handwagen angebunden. Auf dem Wagen vor uns im Regen war eine Nähmaschine. Man hatte das Wertvollste gerettet. Auf einigen Wagen saßen Frauen zusammengedrängt von dem Regen, und andere gingen neben den Wagen her und hielten sich so dicht daran, wie sie konnten. Hunde waren in der Kolonne und hielten sich beim Laufen unter den Wagen. Die Straße war schlammig, die Gräben an den Seiten hoch mit Wasser gefüllt, und jenseits der Bäume, die die Straße einrahmten, sahen die Felder naß und zu durchweicht aus, um den Versuch zu lohnen, sie zu überqueren. Ich stieg vom Wagen hinunter und arbeitete mich ein Stück die Straße rauf und hielt nach einem Ort Umschau, von dem aus ich einen Seitenweg finden konnte, den wir benutzen konnten. Ich wußte, daß es viele Seitenwege gab, aber ich wollte keinen, der dann im Nichts endete. Ich konnte mich an keinen erinnern, weil wir immer nur auf der Chaussee mit unseren Wagen vorübergerollt waren und sie alle ziemlich gleich aussahen. Ich wußte, es hieß einen finden, wenn wir durchzukommen hofften. Niemand wußte, wo die Österreicher waren, noch wie alles stand, aber ich war sicher, daß, sobald der Regen aufhörte und Flugzeuge rüberkommen und ihre Arbeit über der Kolonne verrichten würden, alles aus war. Alles, was nötig war, um die Bewegung auf der Chaussee vollkommen zum Stocken zu bringen, war, daß ein paar Leute die Lastautos verließen oder ein paar Pferde getötet wurden. Der Regen fiel jetzt nicht so schwer, und ich dachte, es könne sich aufklaren. Ich ging voran am Rand der Chaussee entlang, und als ich einen kleinen Weg sah, der zwischen zwei Feldern mit Baumhecken zu beiden Seiten nordwärts führte, fand ich, daß wir ihn einschlagen sollten, und eilte zu den Wagen zurück. Ich ließ Piani abbiegen und ging nach hinten, um es Bonello und Aymo zu sagen.
«Wenn er nirgends hinaufführt, können wir wieder umkehren», sagte ich.
«Was soll mit denen?» fragte Bonello. Seine zwei Unteroffiziere saßen neben ihm auf dem Sitz. Sie waren zwar unrasiert, sahen aber doch in der Frühe des Morgens militärisch aus.
«Die werden wir gut zum Schieben gebrauchen können», sagte ich. Ich ging zu Aymo zurück und sagte ihm, daß wir es querfeldein versuchen wollten.
«Was soll aus meiner jungfräulichen Familie werden?» fragte Aymo.
Die beiden Mädchen schliefen.
«Die werden uns nicht viel helfen», sagte ich. «Du solltest jemand finden, der schieben kann.»
«Sie könnten sich hinten in den Wagen setzen», sagte er. «Es ist Platz im Wagen.»
«Schön, wenn du sie behalten willst», sagte ich, «such dir aber noch jemand mit einem breiten Rücken zum Schieben.»
«Bersaglieri», sagte Aymo, «die haben den breitesten Rücken. Werden alle gemessen.
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