In einem leuchtend schoenen Land
hypnotisiert an den duftenden, schillernden und mannigfach bestückten Ständen entlang, hatte er sich, ohne dass er darauf aus gewesen war, auf einen Spaziergang der Sinne eingelassen.
Immer wieder neu stand ich mit meinen zwei geflochtenen Bastkörben am imaginären Torbogen von Negombos Markthalle und staunte die geradlinige Allee hinunter, die flankiert von reichhaltigen Früchte-, Gemüse-und Gewürzständen ein kunterbuntes Durcheinander von Einkäufern und Verkäufern war. Fasziniert betrachtete ich die durch die Gänge schwebenden Sri-Lankerinnen, deren leuchtende Saris mich anstrahlten.
Einmal hatte ich versucht, mich in ein solches Sarituch einzuwickeln, verhedderte mich beim Wickeln und Knoten und musste mit Sicherheitsnadeln nachhelfen, die mir in die Hüften pieksten. Damals beschloss ich, dass das auch der Grund sein musste, warum immer mehr Sri-Lankerinnen lieber in importierten Unarten wie Jeans, Kunststoffblusen und -pullover schwitzten, anstatt sich in traditionellen Stoff zu hüllen. Der Sarong der Männer war da weitaus unkomplizierter im Knoten und sogleich wollte ich Andreas diese männliche Version des Saris um die Hüften binden, was er zu verhindern wusste.
„Du spinnst wohl“, schüttelte er resolut den Kopf und ließ mich mit Tuch und meiner miserablen Knotentechnik stehen. Dabei hatte die gesamte männliche Nachbarschaft diese bequeme Methode, schnell mal was überzuziehen, bereits aufgegriffen, stiegen damit morgens in ihren Garten, reckten die Müdigkeit aus den Gliedern und griffen fast zeitgleich nach dem Knoten, der sich in der Bewegung löste.
„Warum denn nicht“, drängte ich Andreas, einmal in etwas Abwechslungsreicheres als die Surfershorts zu steigen, „die sind farblich richtig männlich!“ Tatsächlich waren die Sarongs dezent matt gehalten, während Saris geradezu blendend rot, gelb oder grün ins Auge stachen. Aber Andreas war nicht dazu zu bewegen, beharrte auf den zuverlässigen Klettverschluss seiner Surfershorts, wollte weder binden noch wickeln und schon gar nicht wiederholt knoten. Die Sarongträger am Markt, fiel mir auf, wickelten ihr Tuch auch ununterbrochen neu und waren derart geschickt darin, dass währenddessen auch nicht für eine Sekunde darunter Verborgenes und Unschickliches freigelegt wurde. Die Damen schienen besser gewickelt, glitten ohne Sicherheitsnadeln und Fummelei durch die engen Wege zwischen den Ständen, waren von einem Mantra ähnlichen Singsang umgeben, schwebten in einer Duftwolke aus Curry, Zimt und Kokosnussfett. Tauchte allerdings mein europäisches Äußeres auf, geriet der teilnahmelose Sing-Sang in Aufruhr und ein lautstarkes Wetteifern um meine Kaufkraft begann. „Madam! Madam!“, überschlugen sich die Rufe durch die Markthalle und augenblicklich stand ich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Hin und her geschoben, überwältigt von der Exotik, war ich sofort Teil eines Spektakels, das mich seit meinem ersten Besuch immer wieder überwältigte. Damals lustwandelte ich visuell die Stände ab, wobei mir ein untersetzter Mann von ungefähr vierzig Jahren auffiel, dessen Brille millimeterweise das Nasengefälle hinunter rutschte, er jene energisch alle paar Sekunden wieder in Position schob und offensichtlich ganz in Verhandlungen mit dem Verkäufer vertieft war. Aus der Auslage zog er eine Papaya, welche er prüfend entlang deren Rundung drehte. Die Frucht hochhaltend sprach er etwas in Sinhala, war mit der Antwort augenscheinlich nicht zufrieden. Er wiegte sein Haupt, wie er eben noch die Frucht gewiegt hatte, erwiderte etwas, was diesmal vom Verkäufer mit einem Kopfwiegen quittiert wurde. Einige Schlagabtausche und Kopfwiegen später wechselten Papaya und Rupienscheine die Besitzer. An dieser Stelle verließ ich die Verhandlung und drang tiefer in die Halle ein, wurde von einem forschen „Madam! Madam!“ eines Standinhabers aufgehalten. In geometrischer Ordnung lagen tropische Früchte auf einem Betonsockel, viel versprechend duftende Ananas und Bananen schwangen in eine Schnur gedreht vor meiner Nase. Der zufrieden lächelnde Früchteverkäufer saß umrahmt von tropischem Reichtum barfuß und im Schneidersitz am Gipfel seiner Präsentation. Über dem Sarong trug er einen kleinen Wohlstandsbauch, der das Schriftbild „I love Sri Lanka“ auf dem T-Shirt in die Breite zerrte. Im Werben um meine Gunst präsentierte er blitzende Zahnreihen, hatte mich in seinen Bann gezogen.
Erstaunlich, dieses Lächeln, das so viele Gesichter in
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