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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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geradezu verschwenderisch mit seinem Lachen um und prägte damit die gemütliche Atmosphäre im Land, setzte als Wermutstropfen den Betrogenen jenem aus. Aber nicht jeder Inselbewohner hausierte so großzügig mit seinem Lächeln, manchem Sri-Lanker stand Bitternis mit dicken Augenringen und abgestürzten Mundwinkeln ins Gesicht geschrieben. Ein Schuldiger zu dem Grießgram war schnell gefunden: Besitz. Im Streben nach mehr musste ein Stück Charakter verloren gegangen sein, der den einfließenden Finanzen gewichen war.
    Wer besaß, hatte auch etwas zu verlieren.
    Man sollte sich ernsthaft Gedanken machen, überlegte ich, die ausgeteilten Bündel Banknoten mit Warnungen ähnlich jener auf den Zigarettenpackungen zu versehen: „Vorsicht! Geld gefährdet ihre Freundlichkeit!“
    Und dann kam der Tag, an dem ich keinen Schwung mehr hatte, um aus dem neblig trüben Tal in die Himmelfahrt aufzusteigen. Tief unten kam ich mit einer Seite des Lächelns in Berührung, die mich gründlich aus meinem Dornröschenschlaf riss. Genau genommen erwachte ich aus einem Schlaf, den ich viele Jahre geschlafen hatte. In der Vergangenheit hatte ich ein behütetes Zuhause mit dem nächsten ausgetauscht, hatte den Wohlstand der Schweiz mit dem Bayerns ersetzt, lebte frei nach Stoiber konsequent dort, wo andere Urlaub machten. In die Mittelschicht hineingeboren, konnte ich aus einem sozialen Polster heraus wirken, mich über die Armut auf der Welt und die soziale Ungerechtigkeit empören, ohne direkt mit den Konsequenzen des finanziellen Ungleichgewichts in Berührung gekommen zu sein. Irgendwann jedoch endet jeder Traum und meiner endete in unserem Urlaub im Osten, in Arugambay. Dort wollten wir uns inmitten der kinderlieben Singhalesen und Tamilen erholen, wollten mit dem Boogie Board und dem Surfbrett die dem Strand entlanglaufenden Wellen abreiten, machten wie Touristen Strandurlaub.
    Wir quartierten uns in einem Bungalow ein, dessen spartanische Ausstattung vom Blick auf die nur wenige Meter vor uns auf den Strand brechenden Wellen wett gemacht wurde. Im Doppelbett stapelten wir die drei Kinder, der Elternanteil ruhte mörderisch schief im Klappbett. Die integrierte Toilette im gekachelten Duschraum schrubbte ich sauber, mit auf den Kacheln herumlungernden Gartenschlauch würden wir Urlaubssand und -salz von der Haut spritzen.
    Nicht luxuriös, aber behaglich, unseren Ansprüchen vollständig genügend, beste Voraussetzungen für ein erfüllendes Urlaubserlebnis.
    Unverzüglich stürzten sich die drei Kinder in die Wellen, sahen sich in Kürze von Dorfkindern umringt, durchtauchten gemeinsam mit ihnen schäumende Wellenberge und ließen sich von den weniger energievollen wieder an Land spülen. Ein paar Heranwachsende schlössen schnell mit den Kindern Freundschaft, bastelten für unseren Willi aus Kokosnussknospen Kreisel, schlugen sich mit ihm als Ritter getarnt mit Bambusschwertern über den Strand, Holzliegen und Baumstämme und ließen das Elternherz höher schlagen. Das Land tat Kind und Eltern gut und wir empfanden den Wegfall des kritischen Betrachtens deutscher Gründlichkeit als wohltuend, strahlten einträchtig mit den Einwohnern um die Wette. In dieser entspannten Stimmung war ich wieder von einer Himmelfahrt berauscht, ganz Touristin, die Rufe und Distanzlosigkeit als wohltuend empfand.
    Diese Touristin trug ich an den Strand, wo Andreas die Kinder im Wechsel auf dem Wellenreiter deponierte und sie mit sicherem Auge in die sich aufbäumende Welle schob, ihnen einen Ritt an der schäumenden Lippe einrichtete. Nachdem das Brett seinen Dienst getan hatte, liehen wir Surfbrett und Kinder an eine Gruppe herumtobende Jugendliche aus. Während die Kinder in einem immer dichter werdenden Knäuel Sri-Lanker in den Wellen abtauchten, versenkte ich mich in einem Krimi, befand mich mit der Welt in wunderschönem Einklang. Vertrauensvoll wandte ich mein mütterlich besorgtes Auge von meinem Nachwuchs ab und der Lektüre zu, kam nur kurz zu Bewusstsein, als Caro heftig an mir rüttelte.
    „Mama!“ verkündete sie streng. „Die lassen uns einfach nicht in Ruhe und tauchen uns immer unter! Das mögen wir nicht!“
    Ich blickte auf, sah die Beschuldigten glückselig zu mir herüber winken, winkte zurück und nahm die Beschwerde der Tochter nicht ernst. Ich sprach ein paar nichts sagende, beschwichtigend gemeinte Sätze, wollte weiterlesen, stand nur noch wenige Seiten vor der Auflösung.
    „Die sind alle total nett hier!“, schloss

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