In einem leuchtend schoenen Land
und Boden und wischte sie notdürftig wieder zusammen.
Zusammengefasst unterschied sich mein Ayurvedatempel erheblich von dem ayurvedischen Luxushotel im Süden, dessen Ruhe, Sauberkeit und Üppigkeit ich ein Wochenende lang genossen hatte. Es war eine offene Begegnung mit der Scheinwelt, die sich auf der Insel ausgebreitet hatte. Dem Touristen wurde ein Luxus vorgegaukelt, der keineswegs der lokalen Realität entsprach. Ein Luxus, der die Bevölkerung in eine Zwei klassengesellschaft spaltete. Reich auf der Insel bedeutete unermesslich reich und arm bedeutete im Gegenzug beispiellos arm. Während die einen wie einst Dagobert Duck im Geld schwammen und jenes in Erste-Klasse-Objekte steckten, fehlte es den anderen an Existentiellem. Themen, die ich in den Privatlektionen mit meinem Lehrer gerne aufgriff. Mit ihm zerpflückte ich vorsätzlich und vorwiegend Politisches und Menschliches, bewertete die Welt neu und bastelte eine Bessere daraus. Wir verstanden uns prächtig, tauschten gegenseitig landestypische Vorzüge, Schwächen, Gegensätze und Eigenarten aus, belehrten den amtierenden Präsidenten in seiner Abwesenheit über das Recht der freien Meinungsäußerung und kehrten nach jeder philosophischen Schlaufe pflichtbewusst zu Ayurveda zurück.
Das musste sein, denn Ayurveda war nicht die theoretisch und praktisch ausgeklügelte Methode, eine Krankheit gewaltsam aus dem System zu reißen, sondern eine Philosophie, die auf Umwegen zum Krankheitsherd vordrang.
„Ayurveda“, dozierte mein Herr Dr. Ayurveda, dessen farbenprächtige Kleidung für sonnige Zustände sorgte, „ist die Lehre für ein langes Leben und geht Hand in Hand mit den gesicherten Menschenrechten!“
Bitte? Ich verstand nur Menschenrechte!
„Betrachten Sie es einmal von dieser Seite“, verbildlichte er seinen Vergleich. „Ayurveda stützt sich gleichzeitig auf den Körper Mensch als auch auf die Seele. Der Mensch sollte demzufolge nicht nur über eine gesunde Hülle, sondern auch über einen gesunden Geist verfügen. Und das“, fuhr er fort, „bezieht die freie Meinung mit ein.“
Mein Lehrer zog einen abgegriffenen Wälzer aus einer verbeulten Ledertasche und blätterte darin, verharrte einige Sekunden auf Seite 237 und las schließlich: „Ayurveda ist die zeitlose, unendliche Dimension des Lebens, basiert auf Naturgesetzen, denen das Leben zu Grunde liegt.“
Leider schaffte ich es nicht bis in die andere Dimension, guckte wie ein Fragezeichen auf Buch und Mann und steckte ganz in dem Unverstandenen des eben Dozierten fest.
„Ein besonders heiliger Mensch“, bekam ich die Lektion jetzt mundgerecht verpackt, „hatte sich vor etwa vier- bis fünftausend Jahren“, so viele Jahrtausende konnte ich in meinem Vorstellungsvermögen nicht unterbringen, hatte eine anschauliche Vision vor Augen, in der von Kopf bis Fuß behaarte Menschen Steine und gleichzeitig philosophische Weisheiten klopften, „meditativ in eine andere Dimension versenkt und hat die Grundlage des Ayurveda gefunden. Dort war er auf die fünf Elemente gestoßen: die fünf Pancha Butha.“
In den Elementen kannte ich mich aus, jene hatten auch schon die Chinesen aufspürt: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum komponierten auch im Ayurveda uns, unsere Erde und das Universum. Sie waren die Luft, die wir atmeten, die Erde, die uns stabilisierte, das Feuer, das uns wärmte und mit Energie auflud, der Raum, in dem wir uns bewegten und das Wasser, das durch uns und über die Erde floss.
„Ayurvedisch betrachtet ist der Mensch materiell und emotional mit diesen fünf Elementen verbunden, was uns wiederum an die Natur und das gesamte Universum bindet. Und dort liegt die gefühlte Dimension, denn nach ayurvedischem Gesetz beherbergen wir Menschen alle Eigenschaften des Universums und umgekehrt“. Ich dachte daran, dass unsere Wissenschaftler dem Universum weder Menschliches, noch Erdiges zugestanden: Der kritische Westen trennte Sonne, Mond und Sterne überzeugend von Fleisch und Blut.
„Die Dosis, in welcher die Elemente auf einen Menschen aufgeteilt sind, wird in Ayurveda über die drei „Doshas“ erledigt. Jedes Dosha enthält zwei Elemente, die dem Einzelnen jeweils zugewiesen werden.“
Er zögerte, als stolpere er wie ich über die Tatsache, dass fünf sich nicht ohne Schummeln durch zwei teilen ließ.
„Wasser ist gleich in zwei Doshas vertreten.“
Aha! Da Wasser sowohl im Menschen als auch in der Natur überproportional vorhanden ist, leuchtete mir das doch
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