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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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verdrehte. Von dort schwebte er über den energetischen Körper, zog das Negative über den Patienten hinweg und schleuderte mit einer finalen, zügigen Wurfbewegung
    Unerwünschtes durch die Zehenspitzen in die Atmosphäre hinaus.
    Jetzt war ich dran.
    Kinderleicht!
    Ich richtete meine Beine und Arme so ein, wie ich es eben vorgeführt bekommen hatte, verfiel in den Ausfallschritt, dehnte Genick, Wirbelsäule und Arme in eine Gerade und krümmte Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis, hielt die übrigen Finger so lange und zusammenstehend wie möglich. Die Bewegung in dieser verdrehten Position gelang mir nur unter Schmerzen und der Lehrer quittierte meine Verrenkung mit einem nachdenklichen Kopfschütte In. Noch einmal stellte er sich hin, ließ Hände und Arme federleicht am Außenkörper entlang gleiten, bevor er mir erneut das Feld überließ. Ich drehte meine Füße einen Zentimeter weiter auswärts, beugte die Knie drei Millimeter zusätzlich, lockerte den Rücken um fünf Grad, und verspannte die Finger – und turnte eine ganze Lektion lang sämtliche Möglichkeiten durch, wie man die Mudras eben nicht ausführen sollte, endete schließlich schweißgebadet in etwas, das mein Lehrer gerade eben akzeptieren konnte.
    Mit knirschenden Knochen und vibrierenden Oberschenkeln fuhr ich nach Hause und suchte gar nicht ayur-vedisch Entspannung bei einem Glas Wein. Vielleicht war ich ja doch nicht zur Massage geeignet, zweifelte ich und bedauerte, dass ich schon nahezu krankhaft dazu veranlagt war, einmal Angefangenes auch zu Ende zu bringen.
    Zwei Tage lang knetete ich in Gedanken Fremdes und trat gut vorbereitet auf das mir unvertraute Fleisch zu, an welchem ich die kommenden Lektionen lang das Anfassen trainieren sollte. Es zeigte sich, dass mich die Berührung weniger Überwindung kostete als erwartet, was vielleicht an dem Öl lag, welches zwischen meiner Berührung und der Haut lag. Mit den nervös flackernden Pupillen und hektisch verkrampften Bewegungen meines Massageopfers war sein Typ Pitta ohne Umstände gefunden. Keine Sekunde dachte ich darüber nach, dass Flackern und Hektik auch aus einem Widerstand rühren könnte, den nicht nur ich für ihn, sondern auch er für mich empfinden könnte.
    Schließlich fasste nicht nur ich in einem prüden Land einen Mann an, sondern auch er wurde von einer Frau angefasst.
    Unbeirrt, weil nicht nachdenkend, und von meiner korrekten Diagnose beflügelt, wählte ich in Sachen Öl die Kokosnuss und trug es kühl auf die Pitta-Hitze auf, hielt den Druck der Massage mäßig. Kapha hätte mir da mehr Arbeit gemacht, denn jener gehörte zu den gewichtigen Körpern, die nicht ohne Anstrengung geknetet werden konnten. Ich erstritt mir den rechten Fuß, den der Massierte verkrampft gegen das Holz presste, drückte zerstreut an der Sohle herum und vergaß ständig, wo und wann ich was und warum massieren sollte, beendete auch diese Lektion in der Gewissheit, dass ich nichts wusste und studierte ein Wochenende lang eingehend die Theorie.
    In den kommenden Lektionen massierte ich nach und nach alle Körperteile einmal durch. Ich nahm Rücksicht auf Gelenke und Muskelansätze, fragte mein Opfer artig, ob er vielleicht seine Tage habe oder gar schwanger sei, denn ich war vom Lehrer angewiesen worden, in diesem Falle die Magengegend nicht zu berühren. Ich umkreiste und presste ayurvedische Punkte, fuhr mit dem Daumen zwischen die Rippen, drehte Kreise auf Hüftenund Oberschenkeln, strich und kniff Muskeln und Fettpolster, klopfte Oberarme, ölte Hände, Gesicht, Scheitel, Wirbel und das Haupt, war höllisch konfus, wo der Anfang und wo das Ende in dieser teuflischen Massage steckte.
    Unermüdlich las und übte ich. Tatsächlich machte die Übung aus mir zwar keinen Meister, aber immerhin schaffte ich es eines Tages übergangslos von einem Körperteil zum nächsten, endete nach nur zwei Stunden beim Gesicht und legte in Theorie und Praxis eine Prüfung ab.
    Das unterschriebene und abgestempelte Dokument legte ich in meiner Diplomsammlung ab. Es blieb abzuwarten, ob ich Sri Lankas Ayurveda auch in Deutschland anwenden würde. In jedem Fall hatte mich die Ausbildung bereichert und mein Augenmerk auf das leuchtend Schöne des Landes gerichtet, welches ich im Kampf, den ich in Sri Lankas Alltag focht, teilweise ganz aus den Augen verlor.

7. Infrastruktur mit eigenwilliger Struktur
    Nicht nur Ayurveda lockte Touristen auf die Insel, sondern auch die endlosen Sandstrände. Um an jenen einen

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