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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Manchmal landete dort neben Gefischtem auch ein Wurf Welpen, der wegen Buddha nicht hatte verhindert werden können, im Hause seines Herrchens jedoch aus finanziellen und Platzgründen leider nicht bleiben konnte. Mit Vorliebe warfen sie jene auch über die Mauern in unseren Compound hinein und hofften, dass wir, die Bewohner, ihrem buddhistischen Nachwuchs ein Zuhause anböten. Tatsächlich gewährten wir nicht wenigen Asyl, bis auch wir aus Platzmangel keine mehr aufnehmen konnten und die Unterkunftssuchenden von der Türschwelle weisen mussten. Jene endeten im Rudel und auf Müllhaufen. Dort genossen sie maßlose Freiheiten, lebten aber auf der anderen Seite in ständiger Gefahr, dass Tollwut oder die Räude eines Tages über sie erfassen würde. Tollwütig kam der Tod schnell, für den räudigen Hund war die Leidensphase länger und qualvoller. Erst verloren sie ihr Fell und zugleich den Schutz vor der Sonne, dann verendeten sie jämmerlich an Hautkrebs.
    Instinktiv schlug ich einen Bogen um die Kranken, hatte gleichzeitig Mitleid, empfand Abscheu und hatte Angst vor dem tollwütigen Biss. Der Abstand konnte auch nicht verhindern, dass die Zähne eines kläffenden Strandhundes in meinen Oberschenkel ein klaffendes, zentimetergroßes Andenken schlugen. Der Heimatlose hatte wohl geglaubt, ich wolle ihm das Gammelfleisch abspenstig machen, welches ihm zuvor lecker über die Schnauze gehangen hatte. Ich ließ die Wunde desinfizieren und gönnte mir vorsorglich eine Tollwutimpfung, war in großer Sorge um den sterilen Zustand der Spritze, die mir eine Dame in grau gewaschenem Weiß auf mehrere Male verteilt in den Oberarm jagte. Dabei erzählte sie mir, dass ihre letzte Tollwutimpfung nur ein paar Wochen zurückliege.
    Sie war im Schlaf von einer Ratte gebissen worden.
    Und wie schon zuvor fand ich auch hier ein Verhältnis, in welchem ich vom Hund gebissen nicht die Leidtragende, sondern vielmehr zu den Privilegierten der Gebissenen zählte!
    Auf meinen morgendlichen Strandläufen spülten mir nach und nach die Meerestiere Sri Lankas um die Beine. Ich lernte den Geruch einer verendeten Schildkröte von jenem eines aufgedunsenen Kugelfisches zu unterscheiden; je nach Windrichtung zog eine Ladung verbrannter Müll oder das Abgelegte einer Klositzung meine Nase hoch. Anfangs trat ich noch in das eine oder andere hinein, unter anderem in eine sterbende Qualle der gefährlichen Art „Portugiesische Geleere“ – zumindest war die Qualle lila und man erzählte mir, solche Wesen trieben sich gerade im und um den Indischen Ozean herum. Da ihr Saft zwar höllisch auf meiner Hornhaut brannte und ich daran weder starb noch ins Krankenhaus musste, kann man davon ausgehen, dass es sich – wenn überhaupt – lediglich um eine Verwandte handelte. Seither drehte ich widerwillig meine träumerischen Blicke vom übergangslos in den Ozean fließenden Horizont ab und graste die Laufstrecke nach Unbekanntem ab, baute bei Bedarf Kurven und Sprünge ein. Ich sammelte die Skelette von Seeigeln und Hummern, ließ die Robbe liegen, die der Ozean ausgespuckt hatte und erinnerte mich an den ausgeschlachteten Walfisch, der es vor Jahren einmal an den Strand geschafft hatte. Ein Rückrat des Meeressäugers mit dem Umfang eines mittleren Buchenstammes hatte in unserem Garten Platz genommen und diente mir und meinen Vorgängern seither als Blumentopfauflage.
    Was mir nicht um die Beine spülte, hängte sich beim Waten durch die Lagune an meinen großen Zeh oder an die Nasenspitze unserer Schäferhündin Flora, deren Spieltrieb der Krabbe lästig geworden war. Mit diesem ausgeprägten Spieltrieb hatte unsere Hündin im Nu die Umgebung aufgemischt und in Ärger und Schrecken versetzt. Langfristig verlegten die Krabben ihre Löcher außerhalb unseres Gartens und Flora spezialisierte sich auf Katzen, die ihre Krallen gegen sie ausfuhren.
    Allerdings konnten Katz und Hund auch schon Mal gemeinsame Sache machen – was eine Maus zu spüren bekam, die sich unbemerkt an meiner Arbeit vorbei ins Kinderzimmer geschlichen hatte. Dort drinnen hingen Hund und Katze im gelangweilten Halbschlaf ab, bis die Maus auf Verstecksuche raschelte und beide aus ihrer Lethargie riss. Dort polterte auf, unter und zwischen Bett, Schreibtisch und Kleiderschrank das Jagdfieber. Schließlich stolzierte mit hoch erhobenem Schwanz erst unsere Katze, dann unsere Flora in meine Arbeit hinein und legten die Maus vor mir ab. Zur Jagd auf Warane konnte unser Hund die Katze

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