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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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hätte ohne weiteres ein gefundenes Fressen für meine schlimmsten Alpträume werden können. Unser Nachwuchs blieb unversehrt und meine blutrünstige Autobiographie musste nicht geschrieben werden. Jene hätte dagegen die im See badende Sri-Lankerin schreiben können, die kurz darauf in den Schlagzeilen auftauchte, weil sievon einem Krokodil um ihren rechten Arm gebracht worden war.
    Seither googelte ich die Insel vor jeder Reise nach möglichen menschenfeindlichen Tierarten ab und kassierte vom Ältesten ein abschätziges: „Ach Mama! Du übertreibst!“. Ich hatte nämlich gerade den geplanten Ausflug nach Pinnawela und das dort eingerichtete Waisenhaus für Elefanten als lebensgefährlich erklärt. Den Faden spann ich aus den Bedenken weiter, die ich noch vor unserer Ausreise nach Sri Lanka hatte anbringen wollen, woran mich damals eine mahnende Männerhand hinderte. Diesmal aber hatte ich Beweise und schwenkte siegessicher ein Stück Zeitung, wo meine Bedenken schwarz auf weiß belegt waren. Im Artikel war zu lesen, dass ein buddhistischer Mönch, aller religiösen Autorität zum Trotz, von einem grauen Riesen zu Tode getrampelt worden sei. Außerdem erinnerte ich mich an ein in Schlamm gekipptes Vehikel, über welchem ein erzürnter Elefant tobte; Bilder, die einmal die Fernsehsender gestürmt hatten und Wasser auf den Mühlen meiner mütterlichen Sorgen waren.
    „Soviel wuchtiges Temperament“, schloss ich, „könnte auch unsere Wenigkeit mühelos in die Breite treten!“
    Wir fuhren!
    Fuhren holprig drei Stunden und löhnten reichlich Eintrittsgeld. Von mir genötigt brachten wir uns in einem Restaurant in Sicherheit. Wir ließen uns auf einer der Terrassen nieder, die mit Blick auf ein Flussbett ausgerichtet war, in welchem die Elefanten soeben in sicherer Entfernung ihr Bad antraten. Das war den Kindern nicht nah genug. Sie warteten die blasen-schwächebedingte Abwesenheit der Mutter ab, holten sich die Genehmigung des Vaters und turnten übermütig dem Geländer entlang bis zur Absperrung. Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung und als ich wieder auftauchte, standen sie schon fasziniert neben dicken Tretern und schwenkenden Rüsseln und liebkosten einen Dickhäuter.
    Ganz offensichtlich hatten alle drei mit sofortiger Wirkung ihr Herz an den Elefanten verloren, während meines in meine kurzen Hosen rutschte.
    Wortlos vorwurfsvoll setzte ich mich neben meinen Mann. Ängste in diesem Land waren furchtbar anstrengend, weil sie besonders Müttern an jeder Ecke auflauerten und ständig die Seelenruhe über den Haufen warf. Mutig nahm ich mir vor, mich von Elefanten nicht einschüchtern zu lassen und betrachtete unseren Nachwuchs am Flussbett. Von unserem erhabenen Standpunkt aus betrachtet waren die Kinder nur noch ein Klecks Farbe inmitten eines grauen Rüsselschwenkens. Drei Farbtupfen standen auf einem ausgewaschenen Stein, der vom Wasser umspielt aus dem Flussbett ragte. Die Szene, im Dschungelgrün eingebettet, war ein Bild der vollendeten Schönheit, die nur die Natur in dieser Perfektion zustande bringen konnte. Unterdessen machten die Kinder Anstalten, aktiv an der Spritzerei teilzunehmen, die von den Elefanten untereinander ausgetragen wurde. Jetzt wurde selbst der sonst so entspannte Vater unruhig, rutschte über das Geländer in Richtung Kinder und entfernte die Menschlein vom Ort des Geschehens. In diesem Moment brach die Elefantenherde zur Fütterung auf. Hurtig bezahlte ich und rannte zu meiner Familie, wollte nicht auch noch verloren gehen, was ja bekanntlich für mich eine Kleinigkeit war.
    Verloren im Elefanten- und Schlangenland!
    Mich schauderte. Vorsichtshalber heftete ich mich an die Fersen von Andreas, der hinter dem größten Tier der Herde ging und den Schritt nachahmte, mit den Kindern gemeinsam Nasen schwenkte und die Beine elefantös auf den Boden stampfte. Unser verspielter
    Zug kam in einem riesigen Garten zum Stehen, in welchem Häuser und Gehege aus Palmblättern und dicken Bambusstämmen herumstanden, einige Elefanten an Bäume gebunden wurden, andere willig wie ein Schaf in ihr Gehege schwankten. Dann ging die große Fresserei los. Die ausgewachsenen Elefanten traten auf dicken Bambus und Blätter, nahmen den Rüssel zur Hilfe, zerrten und rissen, bis jene gewaltsam mundgerecht geworden war und verspeist werden konnten. Fünfzehn bis zwanzig Kilo vertilgte so ein ausgewachsener Riese und ich überlegte, wie viele dieser überdimensionierten Fläschchen die gierig

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