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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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allerdings nicht überreden. Jene hatte bereits ihre Instinkte konsultiert und beschlossen, dass sie auch zu zweit den Kürzeren ziehen würden. Sie zog sich in ihren Dämmerschlaf zurück, während Flora die zwei Meter Waran zum Toben überreden wollte und kläffend auf das Reptil zustürmte.
    Mit einem scharfkantigen Waranschwanz bekam sie ordentlich Respekt eingepeitscht und mied zukünftig den Riesen.
    Nachdem sich unsere lästigen Haustiere in der Umgebung herumgesprochen hatten, scheuten Ratten und Mäuse unsere Räumlichkeiten zunehmend. Selbst die „Ratsnake“, die vielfarbige, aber ungiftige und beeindruckend große Rattenschlange, blieb aus. Nur die Geckos ließen sich nicht klein kriegen. Unter den stechenden Jägerblicken der Katze krabbelten sie die Wände ab und versorgten sich mit Moskitos, gegen die wir uns mit Zitronellakraut schützten, sie mit Netzen an Fenster und Türen aus Bewohntem aussperrten. Trotzdem kamen die Insekten blutrünstig durch den Abfluss und Baumängel hinein und jene, die nicht in unserem (ver)lockenden Blaulicht-Ventilator verendeten, versuchten uns mit Dengue-Fieber zu infizieren. Damit hatten sie sich endgültig Andreas' Hass gesichert!
    Neben zwei Katzen, einem Hund, Geckos und Moskitos beherbergten wir auch Termiten, die im morschen Gebälk saßen und fraßen, in unserem Freundeskreis auch schon dem einen oder anderen Dach zum Einsturz verholfen hatten. Aber nicht nur die Holzkonstruktion wurde vom tropischen Tierleben angefallen, sondern auch die Sanitäranlagen. Über die Toilette, so kursierte ein Gerücht, könnte schon auch mal eine Wasserschlange ins Haus geraten. Das gefiel mir nur bedingt und ich legte Gewichte auf den windigen Klodeckel. Lautstarke Proteste zwangen mich allerdings, auch diese stumpfsinnige Vorsichtsmaßnahme aus dem Haushalt zu entfernen. Schlangen im Haus bekamen wir keine zu sehen, dafür krochen Mücken, Frösche, Kakerlaken und Tausendfüßler herein. Jene hatten sich über den Ausguss eingelassen und auch wenn der Tausendfüßler nicht tödlich zubeißen konnte, so war er doch unumstritten giftig. Das im Hinterkopf, nahm ich sein Eindringen in mein Duscherlebnis nicht freudig überrascht, sondern vielmehr alarmiert abweisend zur Kenntnis.
    Die Schere, die neben Shampoo und Duschgel rostete, wurde in Zukunft für die Zweiteilung jener hergenommen.
    Neben den tausend Füßen wohnten auch Frösche im Abfluss, die uns statt Miete zu zahlen ein blechernes Nachtkonzert quakten. Wenn sie gerade ein Engagement außerhalb unseres Waschbeckens hatten, begrüßte mich an ihrer Stelle schon mal eine bis zu drei Zentimeter lange Kakerlake, die mich gelegentlich sogar ansprang.
    Erkenntnis: Kakerlaken können Hochsprung, und zwar wie!
    Vom Waschbecken aus ließen sie sich in der Vorratskammer ein. Wie die Ameisen profitierten sie von meiner Abneigung gegen den Tod aus der grünen, giftigen Sprühdose, die auf der Insel in jedem Shop verkauft wurde. Ich fegte, wischte und schwemmte sie zur Not auch mal mit Wasser aus dem Lebensmittellager. Während Kakerlaken nun vornehmlich als Einzelkämpfer auftraten und einzeln aufgesammelt und ausgesetzt werden konnten, tat ich mich mit dem Wegwischen des Teamgeists der Ameisen um einiges schwerer. Zuweilen geriet unsere Küche ganz unter einen Teppich rotschwarzer Ameisen, die über ihr dichtes Verkehrsnetz Essbares abtransportierten und auf Störenfriede einbissen. Unermüdlich wischte ich ihr emsiges Wirken vor die Haustür, wo sie den Verkehr neu ordneten und ohne Umstände wieder ins Schlaraffenland zurück gelangten. Sie fraßen sich durch Plastik in den Zucker, lugten plötzlich aus dem Mehl und den Haferflocken hervor, schlemmten Kakao und ich fand sie sogar in den Cashewnüssen und Reis.
    Was im Haushalt für Unmut sorgte, tat in der freien Wildbahn seine Pflicht und setzte dort ein, wo der Staat versagte: in der Müllentsorgung. Ameisen räumten emsig auf und weg, Krähen holten sich Totes und Weggeworfenes, während andere Vogelarten wie der Eisvogel („Kingfisher“) zwischen der Unordnung mit Schönheit bestach. Blau schimmernd war er eine Augenweide, saß phasenweise im Grün unseres Gartens
    – allerdings nur, wenn die Krähen nicht vereint und wie Geier auf einen einsamen Moment an unserem gedeckten Esstisch warteten und eifersüchtig diese Schönheit aus dem Garten hackten. Gegen Seeadler trauten sie sich nicht ihren Schnabel einzusetzen. Majestätisch segelten jene dicht über der Lagune, gingen

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