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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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kostete; Kinder und Säuglinge wurden aus den Armen ihrer Eltern gerissen. Väter und Mütter mussten mit ansehen, wie ihre Sprösslinge im Strudel ertranken; erbarmungslos rissen die Wassermassen Frauen die Saris vom Körper.
    Während wir im Westen soviel Haut wie möglich zur Schau stellten, verhüllten die Sri-Lankerinnen jene selbst beim Duschen mit einem Tuch.
    Nackt oder nur noch unsittlich bekleidet überlebten viele die erste Welle, trauten sich so nicht aus der Gefahrenzone heraus – und wurden von der zweiten Welle aus ihrem Versteck gerissen und ertränkt.
    Sie starben für ihre Würde.
    Ungebremst folgte die Welle dem Küstenteil in Richtung Westen, walzte auf den dem Epizentrum abgewandten Teil der Insel zu.
    Sechs Kilometer vor unserem Zuhause brach sie schließlich erschöpft ihre Todestour ab.
    Insgesamt verloren 230 000 Menschen in der Naturkatastrophe ihr Leben, 31 000 davon in Sri Lanka.
    Wir hatten Glück gehabt, ein genau sechs Kilometer langes Glück. Und mit einem vagen Wissen um das Ausmaß unseres Glücks und der ebenso vagen Vermutung, dass Glück keine Dauerkarten verteilte und Tsunami ein nächstes Mal nicht zwingend wieder glückliche Kilometer für uns einrechnen würde, verabschiedeten die Kinder und ich den Vater und Ehemann am nächsten Tag für einen Geschäftstermin auf die Malediven.
    Ich winkte dem Taxi hinterher, welches meinen Mann davontrug.
    Willi spielte eifrig: „Hilfe! Ich ertrinke!“ und Caro klammerte sich ängstlich an mein Bein.
    Fabian erklärte, dass es keine fünf Meter hohen Wellen gäbe.
    Andreas winkte zurück.
    Der hatte es gut.
    Zuvor hatte er mit mir ein Krisenszenario durchgespielt, in welchem ich, mit den Kindern im Falle eines Tsunamis ein Wettschwimmen gegen den Strom der Welle veranstalten sollte. Das Nachbarhaus, welches zu erreichen war, ragte zwei Geschosse aus der Erde und somit über den eventuell flutenden Wassermassen. Ich wies Andreas darauf hin, dass ich nicht einmal eine mittelmäßige Schwimmerin sei und bezweifelte, dass ich dieses Kunststück mit drei Kindern gegen den Strom vollbringen könnte.
    „Nur im Falle eines Falles“, schob Andreas meine Bedenken beiseite.
    Die einbruchssichere Vergitterung unserer Fenster, ließ ich nicht locker, arbeitete „im Falle“ gegen uns – Wir würden nicht geschwind hinaus, Tsunami aber geschwind hinein können!
    Irgendwie konnte ich alledem nichts abgewinnen und beruhigen tat es meine hausgemachte Hölle auch nicht.
    Ich brachte mich mit meiner ewigen Bedenkerei in einen lähmenden Schockzustand.
    Vorher hatte ich allerdings Andreas noch gezwungen, die Leiter wieder vom Hausdach zu binden.
    „Dort hättet ihr hochklettern können! Ein eigenes, sicheres zweites Geschoss – nur im Falle“, murmelte jener und konnte mit meiner Übervorsicht so gar nichts anfangen. Die Buben würden Fall hin, Fall her hochklettern, konterte ich. Dort würden sie in meinen Morgenschlaf hinein über meinem Kopf auf losen Dachziegeln turnen, auf die sie mit der Leiter geklettert waren.
    Der fast unvermeidbare Sturz über rutschige Ziegel in den Krankenhausbesuch entsprach nicht meiner Vorstellung eines Folgetages von Tsunami.
    Nur widerwillig montierte Andreas die Gefahr ab, band dafür ein Surfbrett an die hauseigene Kokospalme. Dort könnte man dann auf dem Strudel statt im Strudel schwimmen, sagte er.
    Und dann haute der Andreas geschäftlich ab, hatte zuvor noch lange meine Unsicherheit in seinen Armen gehalten und nicht gewusst, wie er Tsunami wegtrösten konnte.
    Fabian weigerte sich, in besagtem Falle mit seinen Geschwistern der Welle davon zu schwimmen. Er klettere dann auf den Baum, provozierte er, und die Hündin Flora mit den beiden Katzen, die würde er vorher noch retten.
    „Die Tiere sind viel schlauer als wir“, redete ich kraftlos auf ihn ein. „Die sind weg, bevor wir überhaupt ein Beben gespürt haben!“
    „Ja und“, meuterte er abfällig. „Ich rette sie trotzdem, schließlich können die nirgendwohin fliehen, hier gibt es kein Land, das weit genug weg ist, als dass Tsunami es nicht überschwemmt!“ Um mich zusätzlich noch ein wenig zu belasten, behauptete er, dass er die Kobras auf dem Grundstück nebenan auch retten werde.
    Gegen soviel Widerstand kam ich nicht an, hob die Schultern und hielt mich an der Planlosigkeit des Schicksals fest.
    Ich rettete mich im Alltagstrott.
    Schlafenszeit!
    Rituale aufgreifend brachte ich drei Emotionsbündel zu Bett. Caro weinte ihre Sorgen in meinen

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