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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Auseinandersetzung geflissentlich. Fakt war, dass die indischen Tamilen von den Engländern in der Kolonialzeit als Teepflücker ins Land gebracht worden waren und die Sri-Lanka-Tamilen annähernd gleich lang auf der Insel lebten wie die Singhalesen.
    Der Schlagabtausch und das ständig wechselnde Machtverhältnis zwischen Tamilen und Singhalsen führten in der Geschichte Sri Lankas regelmäßig zu Unruhen. Nachdem die Tamilen am Ende der Kolonialzeit 1948 immer mehr in ihren Rechten beschnitten wurden und es 1983 zu einem Massaker an den Tamilen kam, brach der Bürgerkrieg mit voller Wucht über das Land herein. Die LTTE setzte als weltweit erste terroristische Organisation Selbstmordattentäter ein und forderte den eigenen Staat im Staat. Seither führte sie eine Schreckensherrschaft, rekrutierten Kinder, erpressten Kriegsgelder und brachte zusätzliches Elend und Verzweiflung über die Menschen. Das Elend nahm unvorstellbare Ausmaße an, als der Rebellenführer, Velupillai Prabhakaran, am Höhepunkt der Regierungsoffensive in einem letzten Aufbäumen die tamilische Zivilbevölkerung als menschliches Schutzschild zwischen sich und die vorrückende Armee zusammenzog. Kinder, Mütter, Greise und Väter wurden von der LTTE beim Versuch erschossen, ihre Familie und sich aus dem Kampfgebiet in Sicherheit zu bringen.
    Flohen sie nicht, liefen sie Gefahr, den Schüssen der Regierungsoffensive zu erliegen.
    Fünf Ärzte, die damals im Krisengebiet die Verletzten betreuten, sagten aus, dass beide Kriegsparteien auf Zivilisten schossen. Die Männer wurden wegen Verleumdung verhaftet, bis jene ihre Aussage nach langer, unter Umständen nicht ganz unbehelligter Haft widerriefen.
    Die tamilischen Zivilisten, denen die Flucht gelang, wurden in von Stacheldraht umzäunten und schwer bewachten Lagern untergebracht.
    Keiner durfte raus.
    Viele kamen rein – und harrten dort bis ins Wahljahr 2010 aus. Informationen aus den Lagern drangen nur spärlich nach außen und lediglich einige Auserwählte und Regierungsnahe durften sich vor Ort ein Bild der wahren Bedingungen im Lager machen. Berichterstattungen mussten schön sein und waren in jeder anderen Fassung unerwünscht. Die Flüchtlingscamps wurden zum Sperrgebiet erklärt. Meldungen, die sich trotzdem bis zur Presse durchschlugen, passten nicht zum Siegestaumel, der den Westen und Süden des Landes überwältigt hatte. Als im Mai 2009 schließlich das Ende des Krieges ausgerufen wurde, feierten die „Sieger“ ihre Freiheit, während die Flüchtlinge weiter in Lagern ausharrten und die Menschen im Norden darauf warteten, endlich ein Leben in Frieden aufnehmen zu können.
    Das neu vereinigte Sri Lanka war gespalten wie eh und je.
    Vollmundig versprach der Präsident in die Feierlaune der Singhalesen die Gleichberechtigung für alle, während tamilische Flüchtlinge unter erbärmlichen Verhältnissen in Lagern eingepfercht waren und die berüchtigten Weißen Busse Streifzüge durch die Dörfer fuhren. Busse, denen auf Sri Lanka ein fürchterlicher Ruf vorauseilte: Wo sie zum Einsatz kamen, verschwanden Regierungskritiker. Sie fuhren vor, rissen die sich Sträubenden von der Straße oder aus ihren Häusern – und setzten jene im günstigsten Fall misshandelt, vergewaltigt und verängstigt an einer einsamen Stelle wieder aus.
    Im ungünstigsten Fall verschwanden sie für immer und die Familien würden sich nie von ihren sterblichen Überresten verabschieden dürfen.
    In diesem widersprüchlichen Kriegsende regte sich die UN und forderte eine unabhängige Untersuchungskommission, die beide Parteien auf Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen überprüfen sollte. Der Bruder des Präsidenten Gothabaya und eine überragende Stimmenmehrheit aus der Bevölkerung fand das nicht notwendig, gar lächerlich. Kümmert euch um eure eigenen Verbrechen, schrien sie und hatten damit nicht unrecht. Und doch lag der Verdacht nahe, dass hier Unrecht vertuscht werden sollte.
    Während die Empörung über die Forderung der UN noch Wellen schlug, tauchte ein Video auf, welches ein Regierungssoldat mit seinem Handy aufgenommen haben soll. Es zeigte LTTE-Kämpfer nackt und mit verbundenen Augen am Boden kauernd, gab wieder, wie sie in Sinhala verhöhnt und schließlich von einem Soldaten in Regierungsuniform in den Hinterkopf geschossen wurden. Die Regierung leugnete und donnerte: „Fälschung“. Sofort berief die srilankische Regierung ein Expertenteam ein, die das Video nach eingehender

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