In einem leuchtend schoenen Land
dass du nach meinem Tod wieder deine Scheinheiligkeiten von dir geben und die Polizei zu gründlichen Ermittlungen aufrufen wirst. Aber wie bei allen vergangenen Ermittlungen wird auch diesmal nichts dabei herauskommen. Um ehrlich zu sein, wissen wir beide, wer hinter meinem Tod stecken wird, aber nicht wagen, seinen Namen auszusprechen. Nicht nur mein Leben, sondern auch deines hängt davon ab.“ 2
Der Präsident rief die Polizei zu gründlichen Ermittlungen auf, bei denen (wie in vergangenen Ermittlungen) nichts herauskam. Nur eines wurde immer deutlicher: Lasantha Wickremetunge hatte die Pressefreiheit für sich in Anspruch genommen und dafür mit dem Leben bezahlt. Natürlich wehrte sich die Regierung heftig gegen die Mutmaßungen der Kritiker, sie sei in den Mord verwickelt. Das sei ein von der Opposition oder gar der rebellischen LTTE inszenierter Schachzug, somit eine Verleumdungskampagne gegen eine lange Reihe weißer Westen.
Unglücklicherweise kam den Dementis ein streitbarer Minister, Mervyn Silva, dazwischen. In einem Treffen in Kelaniya prahlte er damit, den aufmüpfigen Lasantha ins Jenseits geschickt zu haben und einen anderen Journalisten, Poddala, erst entführt, geschlagen und schließlich mit gebrochenem Bein ausgesetzt zu haben – und bedrohte in der Pointe seiner Rede einen Amtskollegen:
„Lasantha von der Leader Zeitung ist zu weit gegangen. Ich habe mich um ihn gekümmert. Poddala war aufmüpfig und sein Bein wurde gebrochen. Und jetzt versucht sich einer meiner Kollegen in meiner Wählerschaft gegen mich zu erheben. An dieser Stelle lasse ich ihn wissen, dass ihm noch sieben Tage bleiben. Wenn er bis dahin nicht von seinem Posten als Vorsitzender zurückgetreten ist, dann sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe. Wenn dieser Kollege sich gegen das erhebt, was ich sage, werde ich ihn dorthin schicken, wohin ich bereits Lasantha geschickt habe.“ 3
Aufnahmen dieser erschütternden Rede sollen dem Präsidenten und dem Generalsekretär der Sri Lanka Freedom Party (SLFP) vorgelegt worden sein. Das schien Mervyn Silva nicht zu beeindrucken. Er erwähnte ganz nebenbei, dass er sich unter der amtierenden Regierung keine Sorgen darum machen müsste, für seine Taten gerichtlich belangt zu werden. Unterdessen griff eine unbekannte bewaffnete Gruppe das Haus des bedrohten Amtskollegen an und verletzte seine Familie. Der Präsident äußerte sich mit keinem Wort zu den Aufnahmen und der wahr gewordenen Drohung. Stattdessen wurde die Webseite, die die Rede des Ministers veröffentlicht hatte, mit sofortiger Wirkung gesperrt und der Präsident zog in Erwägung, Mervyn Silva als stellvertretender Medienminister einzusetzen. Nach heftigen Protesten entschied sich Mahinda Rajapaksa um und schwor ihn stattdessen zum stellvertretenden Minister für Straßenbau ein.
Aber nicht nur der Minister Mervyn Silva brachte sich mit Drohungen gegen seine Kritiker ins Gespräch. Auch der Bruder des Präsidenten und Sekretär des Verteidigungsministeriums Gothabaya Rajapaksa hatte sich in der Vergangenheit gerne telefonisch mit Regierungskritischem in Verbindung gesetzt – und soll dabei recht undemokratisch geworden sein. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, erklärte Gothabaya in einem Interview mit dem Sender BBC: „Entweder man ist für uns und gegen den Terrorismus oder für den Terrorismus und gegen uns.“ Damit warf er in Bush-Manier die Kritiker alle in einen Topf und ernannte jeden zum Terroristen, der mit der Regierung nicht einverstanden war. Aus Journalistenkreisen erhoben sich besorgte Stimmen. Sie fürchteten, dass dem Kriegsende 2009 ein neuer Krieg folgte: Der Krieg gegen die Journalisten!
Die Terroristen, die gewalttätig und nicht schriftstellerisch gegen das Regime vorgegangen waren, die Rebellenorganisation LTTE, wurde 2009 nach fast 30 Jahren zerschlagen.
Der Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen war einige Jahrhunderte älter als der Bürgerkrieg und nährte sich von alten Fehden, die jede Partei der anderen irgendwann zugefügt hatte, bis jene sich als ethnischer Konflikt in den Köpfen der Menschen manifestiert hatten. Darüber hinaus brach ein Streit darüber aus, wer als Erster die Insel betreten hatte und somit rechtmäßig dort lebte. Die Tamilen nahmen für sich in Anspruch, bereits vor Christus auf Sri Lanka sesshaft geworden zu sein, was die Singhalesen bestritten, sich als eine Art Ureinwohner sahen. Die Veddas, die tatsächlichen Ureinwohner, vergaß man in dieser
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