In einem leuchtend schoenen Land
aber trug das Desaster mit dazu bei, dass der Waffenstillstandsvertrag schneller als das Papier, auf dem es geschrieben stand, vergilbte und die meistzitierte Farce des sri-lankischen Politikzirkus wurde.
13. Krieg, Frieden und die Presse
Mahinda Rajapaksa wurde nach den Parlamentswahlen 2004 von der damaligen Präsidentin Chandrika Kumaratunga in das Amt des Premierministers berufen und löste damit den Führer der oppositionellen United National Party, Ranil Wickremesinghe, ab. Mit Unterstützung des heutigen politischen Gegners, der marxistisch-nationalistischen Janatha Vimukhti Peramuna (JVP), gewann er 2005 die Präsidentschaftswahlen und löste Chandrika im Amt des Staatsoberhauptes ab. Als Präsident brachte er kurzerhand Geschwister, Schwager und Freunde im Parlament unter. Vetternwirtschaft, wie schon von den Vorgängern betrieben. Protektionismus, der seit jeher ein fester Bestandteil der politischen Kultur Sri Lankas ist.
Somit nichts Neues aus Sri Lankas Politik.
Auch nichts Neues, dass regierungskritische Journalisten bedroht wurden.
Die Medien unterliegen traditionell der staatlichen Kontrolle. Der Staat selbst unterhält Fernsehsender und Radiostationen sowie mit den Lake House Publikationen eine Reihe von Printmedien, die in zum Teil fast aggressiv eine regierungstreue Linie vertreten.
Nach der Aufkündigung des von Norwegen im Jahr 2002 vermittelten Waffenstillstandes mit der LTTE (der tamilischen Rebellenorganisation, die damals um die Rechte der Tamilen kämpfte) und der folgenden, konsequenten Anwendung des Prevention of Terrorism Act (Gesetz zur Prävention des Terrorismus), kurz PTA, begann die systematische Demontage der Pressfreiheit in Sri Lanka. Regierungskritische Journalisten wurden seit der Machtübernahme durch Mahinda Rajapaksa verfolgt. Im April 2005 wurde der tamilische Journalist Taraki Sivaram vor der Polizeistation in Bambalapitiya, einem Stadtteil Colombos, entführt und am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Im April 2006 musste mit dem singhalesischen Journalisten Sampath de Silva ein weiteres Todesopfer im Krieg des Präsidenten gegen die Presse beklagt werden. De Silva wurde auf offener Straße von Unbekannten erschossen. Im Mai 2008 wurde der Tamile Paranirupasingam Devakumaran von Unbekannten erstochen. Den traurigen Höhepunkt der Mordserie an Journalisten bildete im Januar 2009 der Mord an dem Herausgeber und Chefredakteur der kritischen Sonntagszeitung, Sunday Leader, Lasantha Wickremethunge. Die Täter konnten ungehindert aus einer schwer bewaffneten Umgebung fliehen.
Laut spekulierten freche Blogger und mutige Journalisten, dass die Regierung dabei ihre Finger im Spiel gehabt haben musste. Vor seiner Ermordung stand Lasantha kurz davor, dem näheren Umfeld der Regierung Korruption nachzuweisen, die er mit Dokumenten belegen wollte. In einem Artikel, den er vor seinem Tod veröffentlicht hatte, stellte er die wahren Motive dafür, dass die Regierung den Bürgerkrieg neu entfacht hat, in Frage. Die BBC druckte online einen Teil des Artikels ab, den der ermordete Journalist geschrieben hat: „Den Bürgerkrieg gewinnen? Dann muss eine Wahl vor uns liegen. Es ist kein Geheimnis, dass der Krieg Mahinda Rajapaksas das Rezept für den Wahlsieg geworden ist.“ 1 Den Wahlsieg zum Präsidenten hatte Mahinda Rajapaksa auch seinem lautstarken Versprechen zu verdanken, dass unter seiner Regentschaft der Bürgerkrieg mit Gewalt und nicht, wie es die Regierung damals versuchte, mit Gesprächen und Kompromissen niedergeschlagen würde. Man war in der Bevölkerung die Selbstmordattentate leid, die in Bussen, öffentlichen Gebäuden und militärischen Einrichtungen jeden von ihnen treffen konnte. Sie wollten nur Frieden. Egal wie.
Die selbstbewusste Zusicherung eines baldigen Friedens erwies sich als effektiver Stimmenfang.
Die Witwe des Journalisten veröffentlichte am 15. Januar 2009 einen Brief ihres ermordeten Mannes. Einen Brief, der in Teilen direkt an den Präsidenten Mahinda Rajapaksa gerichtet war:
„Du hast mir selbst gesagt, dass du nicht nach der Präsidentschaft gierst; dass du gar keine Sehnsucht nach ihr hattest, sondern sie dir in den Schoß gefallen sei. Du hast mir erzählt, dass deine Söhne dir die größte Freude sind, dass du die Zeit mit ihnen liebst und deine Brüder die Staatsmaschinerie bedienen lässt. Jetzt wird allmählich klar, dass diese Maschine so gut funktioniert, dass meine Söhne und Töchter bald keinen Vater mehr haben werden. Ich weiß,
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