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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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geblieben, statt das Gotteskind zu begrüßen.
    Vielleicht wären sogar die Engel ausgeblieben!
    Die Knallerei war besonders im asiatischen Raum sehr beliebt und sollte Dämonen verscheuchen. Welcher Dämon genau die freudige Geburt Jesus überschattete, konnte ich auch mit Nachfragen nicht herausfinden. Ich nahm an, dass die Ursache für den Lärm den Srilankern anscheinend genauso abhanden gekommen war, wie uns der Weihnachtsgedanke. Was sie mit Lärm bewältigten, taten wir mit Stress, ertränkten den besinnlichen Tag in einer Geschenkflut, statt uns mit Jesus und seinem friedlichen Wesen näher auseinanderzusetzen und ein Häppchen Friedfertigkeit in unser Leben zu integrieren. Immerhin, so stellte ich schnell fest, glaubte der katholische Srilanker tatsächlich und ganz tief im Herzen an den Erretter, stellt zu seinen Ehren überall Holzkrippen mit lieblichen Figuren auf, die am Weihnachtstag mit einem Gefühl des mystischen Friedens betrachtet wurden. Die Kirchen quollen im Dezember geradezu mit Gläubigen über und die kirchlich organisierten Straßenfeste wurden rege besucht.
    Man feierte Weihnachten mit der Hingabe (oder war es Verzweiflung?) der Armen.
    Je nach Möglichkeit zierte etwas Grünes die Wohnzimmer und bescheidene Geschenke wurden ausgetauscht und gemeinsam gegessen und getrunken.
    Ich riss mich aus der Erinnerung und zählte weiter, fand Silvester und das Sinhala- und Hindu-Neujahrsfest, das im April mit Hilfe der Sternenkonstellation berechnet wird und jeweils dann stattfand, wenn das Sternzeichen Fisch zum Widder wechselte.
    Das machte zehn und brachte mich ins Grübeln. Ich musste zu meiner Schande gestehen, dass ich mich mit den sri-lankischen Feiertagen und ihrer Bedeutung unterdessen besser auskannte als mit der der meinigen. Jene waren auf der multi-religiösen Insel nämlich in ihre Feierlaune miteinbezogen worden und spielten somit durchaus eine Rolle. Wann war Jesus ans Kreuz und so … Karfreitag! Mit dem dazugehörigen Wochenende und Ostermontag machte das noch einmal vier Tage und schon war ich bei sechs angelangt. Natürlich gab es den Nationalfeiertag im Februar, der den Abzug der letzten Kolonialherrschaft zelebrierte, zwei Hindu-Tage im Januar und Oktober … Und nun waren es nur noch drei!
    Jene konnte ich nicht finden und fragte Heike, was mich wieder ins Gespräch integrierte. Heike überlegte nur kurz, erinnerte mich an den 1. Mai, den 2. Mai, „the holy prophets day“ und einen weiteren im November, den sie auch nicht spontan einem Ereignis zuordnen konnte. Soviel Nachdenken macht müde und Andreas und ich verabschiedeten uns um zehn Uhr von der Runde und gönnten uns fünf Stunden Schlaf.
    Wie elektrisiert sprang ich um drei Uhr morgens aus dem Bett heraus- und in die Bergsteigerkleidung hinein, half den Kindern aus dem Schlaf und in die Kleider. Um den Bus hatte sich schon eine schlaftrunkene Gesellschaft versammelt und geriet kurz in Aufruhr, als unsere im Bus über Nacht hinterlegten Rucksäcke mit Wasser, Müsliriegeln und wasserdichter Kleidung verschwunden waren.
    Gestohlen!
    Nachdem wir alle wach und ganz ärgerlich über die Räuber waren, fanden sich unsere Rucksäcke unter der Rezeption wieder. Mit Hilfe des Adrenalinschubes waren wir wenigstens wach geworden, machten uns den Vollmond zur Taschenlampe und konnten uns ganz auf das kommende Ereignis einstellen.
    Am vorherigen Abend waren noch die Regeln zum Aufstieg ausgeteilt worden, die unserem Eigenbrötler und Ältesten Fabian gar nicht wohl bekamen: Immer zwei sollten zusammenbleiben, keine Alleingänge! Ich hatte Fabian einen mahnenden Blick verabreicht und grummelnde Zustimmung von ihm erzwungen.
    „Außerdem“, fuhr ich fort und nervte den Sohn maßlos, „beginnen wir den Aufstieg langsam, damit wir nicht vorzeitig zusammenbrechen!“
    Fabian stürmte als erster über einen verdächtig verwahrlost und unbetretenen Pfad los, wo er sich durch wucherndes Gebüsch schlug.
    Unser pilgernder Rest trottete wie eine Horde Schafe hinterher.
    „Kommt mir alles gar nicht bekannt vor“, brummte Armin, der normalerweise zu dieser Stunde höchstens ins Bett, niemals daraus aufstehen würde und sich schon gar nicht mit Sprechen bemerkbar machte! Wir hielten inne und sahen uns um. Ich mit Augen und Ohren am Nachwuchs, der sich da ganz einsam durch die Büsche schlug.
    „Der kommt schon an!“, förderte Andreas zuversichtlich die Eigenständigkeit des Zwölfjährigen. Ich packte Willi am Kragen, der seinem großen

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