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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Bruder hinterher eilen wollte und zwang wenigstens eines von drei Kindern zur Langsamkeit. Wir riefen in Richtung der Davoneilenden, dass sie sich doch bitte an den Trampelpfad halten sollten und wählten selbst die nächste, übersichtlich niedergetrampelte Abzweigung. Rechts und links langten Zweige nach uns, die in den sechs Monaten Nebensaison Besitz vom Pfad ergriffen hatten und uns an T-Shirts und Haaren ziepten.
    „Schau mal“, strahlte ich den Willi an, während ich einen Ast aus seinem Blondschopf zupfte. Der strahlte gar nicht, sondern litt schrecklich unter unseren langweiligen Erwachsenengesprächen, hätte viel lieber weiter vorne bei der tobenden Kinderschar mitgewirkt.
    „Da oben ist der Gipfel!“, sagte ich und wollte dem Jüngsten damit Gutes tun, verfehlte aber mein Ziel. ‚Da oben‛ sah er nichts als seine unterhaltsamen Freunde.
    Er konnte ihren verspielten Aufstieg immer noch hören.
    Mir zuliebe lenkte er seine Aufmerksamkeit dann doch noch auf den Gipfel, der sich dezent von der Dunkelheit abhob. Aus dem kleinen Männlein erhob sich ein großes Wehklagen: „Solange muss ich mit euch hoch laufen?“ und legte viel Gewicht in die Betonung von „mit euch“, meinte damit: „Das kann ja öde werden in dieser langweiligen Gesellschaft!“
    Schweigend stiegen wir weiter. Am Bergrücken entlang schlängelte sich Teegebüsch, in dessen kräftigen, hellgrünen Blätter ich diesmal nicht eine Hecke sah, sondern einen warmen Schluck Stärkung erkannte, den ich jetzt gut gebrauchen hätte können. Schweigend trotteten wir den breiten Pfad entlang und stießen wenige Minuten später auf Caro, die mit Heikes Tochter Alina den Aufstieg gemächlich, aber nicht trödelig wie wir, angegangen war. Beeindruckt waren sie stehen geblieben und staunten eine Buddhastatue an. Mehrere Meter Körperlänge lagen ausgestreckt vor uns. Den Kopf in den angewinkelten, aus Stein gehauenen Arm gelegt, schien Buddhas Monument uns freundlich aus gemeißelten Steinaugen zu betrachten. Weit weg hörten wir Kinderstimmen, die doch eigentlich nicht zu schnell und auf gar keinen Fall alleine … Es war, als wünschte uns Buddha Glück, bei soviel abhanden gekommenem Nachwuchs. Gerne hätten wir uns vor dem Buddha aufgestellt und ihn als Hintergrund in ein Erinnerungsfoto eingebunden, ließen es jedoch aus Respekt bleiben; ein der Buddhastatue zugekehrter Rücken gilt als Gotteslästerung.
    Das Licht, so folgerten wir, hätte so zeitig vor dem Sonnenaufgang eh nicht ausgereicht!
    Mit den ersten von 4500 Treppenstufen, die den Berg bis zum Gipfel umkreisten und den Trampelpfad ersetzten, blökte Armin alle paar Minuten, wie viele Stunden an Stufensteigen uns noch bevorstanden, bevor die aus dem Nebel aufsteigende Sonne uns für die Mühsal entschädigen konnte.
    Ich packte Willi zum zigsten Mal am Kragen und bremste ihn ab.
    „Die Ersten werden die Letzten sein!“, spuckte ich Worthülsen und tatsächlich zogen wir kurz darauf an den ersten Teenagern mit verloren gegangener Gesichtsfarbe vorbei. Sie berichteten eifersüchtig von der Vorhut, die von Heikes Bruder Marco angeführt demnächst am Ziel ausruhen dürften. Es war klar, dass auch sie gerne oben angekommen wären, statt hier Kräfte sammeln zu müssen, die sie im zu schnellen Aufsteigen schon alle aufgebraucht hatten. Ich schob Willi und mich an ihnen vorbei und um ein fettes Stromkabel mit heraushängendem Kupfer herum, das in besagter Hochsaison die Lichterketten und Lautsprecher mit Strom versorgte. Vereinzelt überholten wir Srilanker in Flip-Flops. Manche trugen Bauholz oder Säcke mit Tee auf dem Rücken und waren die Sherpas vom Adams Peak, die unseren Gipfelkomfort bergauf trugen, während wir mit unserem Körpergewicht und Regenkleidung schon vollkommen ausgelastet waren.
    Neben meinem Turnschuh raschelte es, was ich sofort mit Giftschlangen assoziierte und den armen Willi schon wieder am Kragen packte. Diesmal um ihn vor giftigen Beißern zu bewahren. Jetzt hatte der aber genug, sah mich böse an und stapfte voraus, ohne seinem bösen Blick noch einen Kommentar hinzuzufügen.
    Ich sah ein, dass ich es wieder einmal übertrieben hatte.
    Außerdem ging mir langsam die Kraft zum ständigen Motzen aus und wenige Stufen später verlor ich Willi an die pausierende Gruppe Gleichaltriger auf einem Felsvorsprung. Überwältigt stellte ich mich an den Zaun und blickte in das grüne Tal und auf den Stausee, der von Bäumen umrahmt nur noch ein blauer Farbtupfer im

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