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In einer anderen Haut

In einer anderen Haut

Titel: In einer anderen Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Ohlin
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den sonnigen Müßiggang beobachtete – Leute, die unter Sonnenschirmen faulenzten, am Strand an Smoothies nippten –, war ihr klar, dass es sich keineswegs um Touristen handelte, die ihre Ferientage genossen. Das waren alles Meetings. Im Anschluss an ihre eigenen Termine traf sie sich mit Diane, oder sie sahen bei ihrem Personal Trainer vorbei, der mit ihnen eine Reihe schweißtreibender Übungen durchexerzierte. Anne war in besserer Form denn je und fühlte sich blendend. Untrennbar damit verbundenwaren die Abende, die sie mit Diane im Bett verbrachte, wenn sich ihre muskulösen Körper umeinander schlangen und wanden. Manchmal fühlte es sich so an wie eine weitere Stunde mit dem Trainer, manchmal aber auch viel ernsthafter und bedeutender – wie ein ganz besonderes
Meeting
.
    Diane war die erste Person, die ihre Finger sanft über das feine, kaum noch sichtbare Narbengewebe gleiten ließ, das von den Wunden stammte, die sie sich damals beim Ritzen zugefügt hatte. Sie erschauerte, als Diane das alte Muster auf ihrem Bauch mit dem Zeigefinger nachzeichnete, dann mit ihren Lippen und der kühlen Zunge darüber fuhr. «Das kann man jederzeit mit Make-up überdecken, falls du mal eine bauchfreie Szene drehen musst», erklärte sie.
    Kurz darauf traf sich Anne mit einem Freund von Diane, einem Produzenten namens Adam. Er war alles andere als gut aussehend, doch wie alle Leute, die ihr bislang in L. A. über den Weg gelaufen waren, hatte er strahlend weiße Zähne und einen gestählten Körper, sodass er ausgesprochen attraktiv
wirkte
. Er plante gerade einen Pilotfilm über eine Gruppe von sexy Agentinnen und glaubte, dass sie besetzungstechnisch gut passen würde. Nach dem Lunch sagte er: «Du kannst dir das Skript ja mal ansehen, aber leider habe ich es zu Hause vergessen. Fahr doch kurz mit, dann gebe ich es dir. Hast du ein bisschen Zeit?»
    Natürlich hatte sie Zeit. Sie nahmen einen Drink in seinem Wohnzimmer und unterhielten sich weiter über den Film. Sein Haus war voll von modulartigem weißen Mobiliar und bauchigen Designerlampen. Schließlich fragte sie ihn, wie er ins Filmgeschäft gekommen war – eine Frage, die in L. A. stets zu weitschweifigen Antworten führte –, um ein wenig Zeit zum Überlegen zu haben.
    «Tja, natürlich ist es ein Klischee, dass Hollywood einen erst aussaugt und dann wieder ausspuckt», sagte er, als sie das Schlafzimmer betraten; vorgeblich wollte er ihr nur das Haus zeigen. «Für Schauspielerinnen ist es natürlich am schlimmsten, aber damit erzähle ich dir sicher nichts Neues. Wie auch immer, ich bin keinesvon diesen Arschlöchern, die einen fetten Hit landen und sich dann in einer Villa in den Hollywood Hills zur Ruhe setzen wollen. Für mich sind das Feiglinge. Hier geht es ums Risiko, um alles oder nichts. Findest du nicht auch?»
    «Keine Ahnung», sagte Anne. «Ich bin noch nicht so lange hier.»
    «Verschon mich bloß mit dem Unschuld-vom-Lande-Blödsinn», sagte Adam. «Wir wissen beide, was wir wollen. Wir sind wie Computer mit dem gleichen Programm. Lass mich mal deinen Körper sehen.»
    «Nur sehen?», gab sie zurück.
    «Fürs Erste», sagte er, während er einen Blick auf die Uhr warf. Er lag quer auf seinem Bett, einem niedrigen Futon-Gestell mit schwarzer Überdecke. Nebenan befand sich das Badezimmer. Anne erspähte ein schwarzes Waschbecken, schwarze Ablagen und schwarze Handtücher. Einen Moment lang sah sie Dianes geblümten roten Duschvorhang vor ihrem inneren Auge; nicht etwa, weil sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, sondern weil sie sich auf etwas freuen konnte, wenn das hier hinter ihr lag.
    Sie ging davon aus, dass er seine Klamotten ausziehen würde, doch stattdessen fummelte er an ihr herum und murmelte irgendetwas vor sich hin. «Wie alt bist du eigentlich?», fragte er schließlich.
    «Was würdest du denn schätzen?», fragte sie, so wie Diane es ihr geraten hatte.
    «Ein bisschen zu nah an der Dreißig für meinen Geschmack.»
    «Ach, komm», erwiderte sie. «Du willst mich doch jetzt nicht schlecht draufschicken.»
    Adam lächelte. «Ich steh auf dich.» Seine Hände betatschten ihre Brust.
    «Wenn du meinst», sagte sie.

    Zurück in Dianes Wohnung, duschte sie erst einmal, nicht weil sie sich schmutzig fühlte, sondern weil sie schlicht müde war, so wie jeder nach einem langen Arbeitstag. Als sie aus dem Bad kam, war Diane gerade dabei, das Abendessen zuzubereiten. Anne schenkte sich ein Glas Wein ein, und sie küssten sich. Näher

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