In einer anderen Welt (German Edition)
Deutschland riesig war und die Tschechoslowakei ganz fehlte. Vermutlich stammt sie aus dem Krieg oder aus der Zeit kurz davor. Jemand hat mit dem Filzstift eine rosafarbene Linie daraufgemalt, aber sonst ist sie in wirklich gutem Zustand. Die Länder sind in Pastellfarben markiert, nicht in so grellen Farben wie heute. Ich konnte nicht widerstehen, und sie hat auch nur fünf Pence gekostet. Ich weiß nicht, was ich damit machen werde, aber Landkarten sind einfach genial.
Schließlich bin ich langsam zurück in den Ort spaziert und habe bei Smiths vorbeigeschaut, was normalerweise völlige Zeitverschwendung ist, aber dieses Mal wurde ich mit einem Exemplar von Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine belohnt. Wo das wohl herkommt? Hoffentlich führen sie es jetzt regelmäßig. Ich habe es gekauft und dazu noch ein Päckchen Rolos, das ich nur allzu gerne mit Frodo und Sam teilen würde, wenn ich könnte, aber ich kann nicht. Außerdem habe ich eine Karte für Opa gekauft, mit dem Meer drauf und einer Sandburg, was mich an die Sommerferien erinnert, und ihm wird es genauso gehen.
Gill stand an der Bushaltestelle. »Na, heute ohne deinen Liebsten?«, fragte sie.
Ich sah ihr direkt in die Augen. »Auch wenn es dich nichts angeht – Hugh ist nur ein guter Freund, mehr nicht. Ich kenne ihn aus dem Buchclub.«
»Oh. Tut mir leid«, sagte sie. Ich war überrascht, dass sie mir glaubte. Zum Glück hat sie mich nicht mit Wim gesehen, denn dann wäre ich nicht in der Lage gewesen, das mit derselben Überzeugung zu sagen, obwohl es genauso wahr gewesen wäre.
Sonntag, 27. Januar 1980
Es braucht nur einen Krankenhausaufenthalt, und schon ist man in der Schule beliebt. Oder vielleicht muss man jemanden haben, der herumerzählt, man sei tapfer – wie Deirdre das getan hat. Vielleicht hat vorher niemand geglaubt, dass mit meinem Bein etwas nicht in Ordnung ist? Oder vielleicht empfinden sie Mitleid für mich? Hoffentlich nicht. Das fände ich furchtbar. Egal, jedenfalls hatte ich heute sieben Gebäckstücke auf dem Teller liegen, meines mitgerechnet. Zwei glasierte Brötchen, zwei Chelsea-Brötchen, ein glasiertes Törtchen und einen Eclair. Ich konnte sie gar nicht alle essen und habe eines der Chelsea-Brötchen Deirdre geschenkt. Ich habe nichts getan, damit das passiert, nicht nur keine Magie gewirkt, sondern rein gar nichts. Wirklich seltsam. Ich habe Miss Carroll gefragt, und sie meinte, wahrscheinlich läge es daran, dass ich im Krankenhaus gewesen bin und nach meiner Entlassung kein großes Getue gemacht habe, und ich bin im Schulgebet erwähnt worden, und jetzt bin ich wieder da, und die Mädchen denken an mich, wenn sie Brötchen kaufen gehen. Mir kommt das alles sehr merkwürdig vor.
Ich habe einen fröhlichen Brief an Sam geschrieben und ihm erzählt, was für eine tolle Idee das mit der Akupunktur war. Die Bücher, die er mir gegeben hat, habe ich noch nicht angefangen, also habe ich sie nicht erwähnt. Außerdem habe ich Daniel geschrieben, vor allem über unseren Theaterbesuch, und Tantchen Teg, über Der Sturm und die Akupunktur. Zum Schluss habe ich Opa die Karte geschickt.
Inzwischen bin ich bei der Schlacht auf den Pelennor-Feldern angekommen, vielleicht das Beste, was je geschrieben wurde.
Montag, 28. Januar 1980
Aujourd’hui, rien .
Das hat Ludwig XVI. in sein Tagebuch geschrieben, als die Bastille gestürmt wurde.
Ich habe Miss Carroll dabei geholfen, neue Bücher zu stempeln und einzuordnen. Sie sahen alle ganz furchtbar aus, denn sie gehörten zu der Kategorie von Büchern über Teenager mit Problemen – entweder sie nehmen Drogen oder werden von ihren Eltern schlecht behandelt, oder ihr Freund will sie ins Bett zerren, oder sie leben in Irland. Solche Bücher sind mir echt zuwider. Zum einen sind sie so unerbittlich pessimistisch, und trotzdem weißt du schon am Anfang, dass alle ihre Schwierigkeiten überwinden werden, bis sie auf dem besten Weg sind, erwachsen zu werden und begreifen, nach welchen Regeln die Welt funktioniert . Das ist alles so offensichtlich, dass es wehtut. Ich habe bergeweise viktorianische Kinderbücher gelesen, weil sie bei uns zu Hause herumlagen, Elsie Dinsmore und Eric, or Little by Little und What Kate Did . Sie stammen von unterschiedlichen Autoren, sind aber alle auf dieselbe Art und Weise moralisch. Und das trifft auf diese Jugendbücher genauso zu, nur dass es da nicht so drollig ist und auch nicht so eindeutig dargelegt wird wie bei den Viktorianern. Wenn ich
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