In einer anderen Welt (German Edition)
unbedingt ein Buch darüber lesen muss, das mir zeigt, wie ich trotz widrigster Umstände ein glücklicher Mensch werde, ziehe ich jederzeit Pollyanna von Judy Blume vor, obwohl es mir unbegreiflich ist, warum jemand solche Sachen liest, wo es doch so viel SF gibt. Selbst wenn man sich auf Bücher für Kinder beschränkt, kann man aus Space Hostages und Bewohner der Milchstraße so viel mehr über das Heranwachsen und über ethisches Verhalten lernen.
Ich habe meinen Aufsatz über Der Sturm geschrieben und den größten Teil von Deirdres, als Vorlage, die sie später abschreiben kann. Damit sie sich voneinander unterscheiden, dreht sich ihrer fast nur um Miranda und meiner fast nur um Prospero. Im Gegenzug macht sie meine Mathehausaufgaben. Ich komme mit diesen ganzen Gleichungssystemen einfach nicht klar, vor allem, weil ich ein paar Unterrichtsstunden verpasst habe.
Mit DHDR bin ich durch, was am Schluss wieder richtig wehtat, weil es einfach nicht weitergeht.
Dienstag, 29. Januar 1980
Heute Abend trifft sich der Buchclub, aber ich weiß nicht, was für ein Thema dran ist.
Mittwoch, 30. Januar 1980
Es ging um Tiptree! Ich bin so froh, dass ich wusste, dass sie eine Frau ist, denn das wäre wirklich ein ziemlicher Schock gewesen. Von ihr habe ich nicht alles gelesen, nur die beiden Sammelbände, also habe ich noch einiges nachzuholen. Trotzdem gab es genug, worüber wir reden konnten. Allein schon über »Das ein- und ausgeschaltete Mädchen« haben wir uns eine halbe Ewigkeit unterhalten – was für eine geniale Geschichte – und über »Liebe ist der Plan, der Plan ist Tod«, die ich beide wirklich gut kenne. Harriet leitete den Abend, was nett war, außer dass mir einfiel, dass sie auch den Abend über Le Guin geleitet hat, und da habe ich mich gefragt, ob da vielleicht etwas dahintersteckt. Ich meine, warum ging es bei ihr beide Male um weibliche Autoren, und wenn die Männer den Vorsitz hatten nie?
Keith kann Tiptree nicht ausstehen, er findet, dass sie Männer hasst, sogar schon, als er sie noch für einen Mann gehalten hat. Er hält »Houston, Houston, bitte melden!« für eine Horror-Story. Ich bin anderer Meinung, auch wenn ich verstehen kann, was Männer daran stört.
Pete hatte Geburtstag, also sind wie hinterher alle noch auf einen Sprung in das Pub gegangen. Brian stellte eine lustige Frage, die er auf Arbeit gehört hatte: »Wem würdet ihr lieber begegnen, einer Elfe oder einem Plutonier?« Ich musste eine Moment nachdenken, weil es bei der Frage eigentlich um Vergangenheit und Zukunft geht oder um Fantasy und Science Fiction. Ich bin schon vielen Elfen begegnet, auch wenn es nicht unbedingt Elben waren, nicht wie bei Tolkien. Ich sagte, einem Plutonier, wie alle anderen auch, außer Wim, der »einer Elfe« sagte und auch dabei blieb.
Nächste Woche stellt Wim Zelazny vor. Ich habe ihm die beiden Bücher zurückgegeben, die er mir geliehen hat, und er hat mir Tore in der Wüste und Straße nach Überallhin gegeben.
Er hat mich gefragt, ob wir uns am Samstag treffen wollen, und ich habe ja gesagt, gerne, und vielleicht würde er da auch eine Elfe sehen. Er hat mich angeschaut, als wollte er das glauben, ohne sich aber ganz sicher zu sein. »Wo?«, fragte er.
»Wir können im Wildererforst nach ihnen Ausschau halten, warum treffen wir uns also nicht im Café gegenüber?«
»Dieser Wald gehört Harriet«, sagte er. »He, Harriet, ist es in Ordnung, wenn Mori und ich am Samstag in deinem Wald spazieren gehen?«
Harriet wandte sich zu uns um – sie hatte sich gerade mit Hussein und Janine darüber unterhalten, ob Tiptree Frauen verachtete – und hob eine Augenbraue. »Aber natürlich, William. Allerdings ist es da um diese Jahreszeit ein wenig matschig. Für Veilchen und Schlüsselblumen ist es noch etwas früh, würde ich meinen.«
Ich hatte nicht gewusst, dass Wim eigentlich William hieß, aber es leuchtet durchaus ein. Warum ihn wohl niemand Will oder Billy nennt?
In dem Moment schaute Janine mich genauso an wie Gill, als sie mich mit Hugh gesehen hatte. Ich frage mich, warum Wim das getan hat – das so hinauszuposaunen? Schließlich hätten wir uns auch treffen können, ohne daraus einen Staatsakt zu machen. Und wenn er sich mit mir trifft, um eine Elfe zu sehen oder Magie, denn das erwartet er, warum möchte er dann, dass alle davon erfahren? Niemand würde ihm glauben, selbst wenn er davon erzählte. Die Leute halten einen einfach für verrückt oder für einen Lügner. Wenn er
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