In einer anderen Welt (German Edition)
das nie. Es wäre verrückt von mir, nicht mehr an sie zu glauben. Aber viele Kinder hören damit auf, wenn sie erwachsen werden, obwohl sie sie gesehen haben. Ich bin kein Kind mehr, aber erwachsen bin ich auch noch nicht. Ich muss zugeben, dass ich es kaum erwarten kann.
Aber mein Vetter Geraint, der vier Jahre älter ist als ich, hat die Feen gesehen, als er mit uns im Kar gespielt hat. Er war elf oder zwölf, und wir waren sieben oder acht. Wir haben gesagt, er soll die Augen schließen, und wenn er sie öffnet, würde er sie sehen, und so war es dann auch. Er war völlig baff. Reden konnte er nicht mit ihnen, weil er nur Englisch sprach, aber wir übersetzten, was er sagte und was sie sagten. Wir müssen acht gewesen sein, denn ich weiß noch, wie ich das, was sie sagten, in reinstes Tolkien übersetzt habe, und den Herrn der Ringe haben wir erst mit acht gelesen. Damals haben wir immer nach jemandem gesucht, der mit uns spielt, möglichst ein Junge, denn so sind in den Büchern die Gruppen zusammengesetzt, die in eine andere Welt gelangen. Wir dachten, die Feen würden uns nach Narnia mitnehmen oder nach Elidor. Geraint schien dafür ein guter Kandidat zu sein. Er sah die Feen und war mächtig von ihnen beeindruckt. Er mochte sie, und sie mochten ihn. Aber er wohnt in Burgess Hill, in der Nähe von Brighton, und er verbrachte immer nur den Sommer in Aberdare, und im Sommer darauf konnte er sie nicht mehr sehen und behauptete, er wäre zu alt zum Spielen, und an das, was passiert war, erinnerte er sich, als hätten wir uns die Feen nur ausgedacht. Die ganze Zeit wollte er Fußball spielen. Wir rannten davon und ließen ihn mit seinem blöden Ball im Garten zurück. Er war untröstlich, aber den Erwachsenen verriet er nicht, dass wir nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Beim Abendessen erzählte er, er hätte ganz viel Spaß gehabt. Armer Geraint.
Heute Morgen habe ich einen Brief bekommen, den ich nicht aufgemacht habe, und außerdem noch einen Brief von Sam. Er hat gefragt, wie mir Platon gefällt, und ob ich noch mehr von ihm aufgetrieben habe. Er schreibt genauso, wie er redet. Am Sonntag schreibe ich ihm zurück. In der Schulbibliothek gibt es keine Bücher von Platon. Ich habe Miss Carroll danach gefragt, und sie sagt, da hier kein Griechisch unterrichtet werde, gäbe es dafür keinen Bedarf. Mit der Fernleihe wird das nicht ganz einfach, weil ich nicht weiß, wie die Übersetzer heißen, und ich kenne nicht mal alle Titel. Aber die, die im Symposium aufgelistet sind, kann ich natürlich bestellen, also mache ich das.
Penguin ist großartig – sie listen alle Titel eines Autors, selbst wenn sie bei anderen Verlagen erschienen sind. Am Samstag werde ich einen ganzen Stapel bestellen, denn in Zeitpatrouille sind jede Menge Silverbergs verzeichnet. Außerdem werde ich Beyond the Tomorrow Mountains bestellen. Sylvia Engdahl hat ein wirklich geniales Buch mit dem Titel Heritage of the Star geschrieben, das bei Puffin erschienen ist, ein Verlag, der zu Penguin gehört, und das habe ich gelesen. Darin geht es um Leute, die äußerst abergläubisch sind, aber auch über etwas Technologie verfügen, die sie für Magie halten, und sie werden von Gelehrten und Technikern unterdrückt, und jeder, der anders denkt, ist ein Ketzer. In Wirklichkeit sind sie Siedler auf einem fernen Planeten, aber das wissen sie nicht. Wirklich genial! In der Geschichte wird ein Versprechen erwähnt, dass sie, wenn ihr Wissen groß genug und alles gut ist, »über die Morgen-Berge« gehen werden, und es gibt eine Fortsetzung mit diesem Titel, die ich bisher nirgendwo auftreiben konnte, obwohl ich schon lange danach suche.
Der Gedichtwettbewerb ist landesweit. Jeder in Arlinghurst muss ein Gedicht schreiben, und dann werden die besten aus jeder Klasse eingeschickt. Keine Ahnung, warum alle glauben, dass ich gewinnen werde. Na schön, realistischerweise werde ich in der Lower 5c gewinnen, wahrscheinlich sogar in der ganzen fünften Klasse, weil das Lernniveau da nicht besonders hoch ist. Aber ich soll besser sein als alle Fünfzehnjährigen im ganzen Land? Nie und nimmer. Der Schulbeste bekommt fünfzehn Hauspunkte zugesprochen, weshalb alle total scharf darauf sind zu gewinnen. Die besten Einhundert des Landes werden in einem Buch veröffentlicht, und der Sieger gewinnt einhundert Pfund und eine Schreibmaschine. Die Schreibmaschine hätte ich wirklich gerne. Ich kann zwar nicht tippen, aber wenn man irgendwas an eine Zeitschrift
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