Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
Vom Netzwerk:
Gegenteil, für mich gehört Popmusik zu den Dingen, die Gill eigentlich verachten müsste, denn dafür interessieren sich nur Mädchen, die sich bei den Jungs anbiedern wollen. Aber ich habe trotzdem Hallo gesagt. Sie hatte eine Platte mit dem Titel Anarchy in the U.K. in der Hand, von einer Gruppe namens Sex Pistols. Das Cover war hässlich, aber für Anarchie interessiere ich mich, seit ich Planet der Habenichtse gelesen habe. Ich finde, dass es viel gerechter wäre, auf Anarres zu leben. Gill behauptet, dass es uns dort nicht gefallen würde, weil unsere Eltern kein Geld hätten und wir auf unsere Privilegien verzichten müssten. Ich erwiderte, dass dann alle die gleichen Chancen hätten, ohne zu erwähnen, dass meine Eltern sowieso nicht so reich waren wie alle anderen. Ich sagte, warum sollten wir auf eine bessere Schule gehen als jemand, der sich Arlinghurst nicht leisten kann?
    Gill hat die Schallplatte gekauft, obwohl sie erst an Weihnachten dazukommt, sie sich anzuhören. Was will sie nur damit?
    Auf dem Rückweg haben wir uns über Leonardo unterhalten. Offenbar hat er nicht nur die Mona Lisa gemalt, sondern war auch Wissenschaftler, hat den Hubschrauber erfunden, Fossilien untersucht und alles genau aufgeschrieben. Gill hat ein Buch mit Wissenschaftlerbiografien und möchte es mir leihen, was nett von ihr ist, obwohl mich das eigentlich nicht interessiert. Sie ist ein wenig – ich weiß nicht. Sie ist nicht dumm, was erfrischend ist, und sie hat keine Angst, mit mir zu reden, aber irgendwie wirkt sie ein wenig übereifrig, was mich wiederum abschreckt. Ich habe das Gefühl, dass sie irgendetwas von mir will.
    Das Twix habe ich mir mit Deirdre geteilt. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich es geklaut habe.

Sonntag, 18. November 1979
    Ich habe Opa geschrieben. Wenn ich wieder Geld bekomme, kaufe ich ihm eine Karte mit Genesungswünschen. Ich habe ihm von meinen Noten erzählt (total langweilig – außer in Mathe bin ich überall die Beste) und vom Wetter. Ich habe Daniel geschrieben, vor allem über Makenzie kehrt zur Erde heim und Der Schockwellenreiter , aber auch den Garner habe ich erwähnt. Ich wünschte, ich würde Taschengeld von ihm kriegen wie die meisten anderen Mädchen, dann wüsste ich wenigstens, woran ich bin. Außerdem habe ich Tantchen Teg geschrieben, wegen des BH-Problems, wobei ich darauf geachtet habe, nicht nach Geld zu fragen. Ich hab sie sogar gebeten, ja keins zu schicken, denn das wäre nicht fair – ich wollte nur wissen, wie das mit den Größen funktioniert. Dazu braucht man eine Zahl und einen Buchstaben. Vermutlich könnte ich auch Deirdre oder Gill fragen, aber das möchte ich nicht.
    Heute keine Rosinenbrötchen.

Dienstag, 20. November 1979
    Heute Morgen kam ein Päckchen von Daniel mit Als es noch Menschen gab von Clifford Simak und Der Wüstenplanet von Frank Herbert, die mich beide nicht unbedingt ansprechen. Aber es ist toll, so viel zu lesen zu haben. Außerdem hat er mir noch mal zehn Pfund geschickt. Ich weiß ja nicht – wenn er mir jedes Mal zehn Pfund schickt, wenn ich erwähne, dass ich etwas kaufen möchte, ist das natürlich klasse, aber verlassen kann ich mich darauf nicht. Ich habe mich mit Deirdre darüber unterhalten, auch wenn es anfangs schwierig war, denn Geld und Taschengeld gehören zu den Themen, über die man nicht offen spricht. Aber als sie dann anfing zu reden, wollte sie gar nicht mehr damit aufhören.
    »Meine Mutter gibt mir jedes Mal zwei Pfund mit, wenn die Ferien rum sind. Sie sagt, wir bräuchten kein Geld, weil wir ja mit allem versorgt werden, aber das ist Unfug. Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass ich dauernd deine Seife benutze. Außerdem müssen wir Schampon kaufen und solche Sachen, und ab und an leiste ich mir am Schulkiosk einen Apfel. Und wenn man keine Rosinenbrötchen kauft, halten einen alle für geizig, oder sie wissen, dass du ärmer bist, und behandeln dich von oben herab, was noch schlimmer ist. Karen hat mir vor den Ferien ein Rosinenbrötchen gekauft. Und weißt du, was sie gesagt hat? ›Ich weiß, du kannst dich nicht revanchieren, aber mach dir deswegen keine Gedanken.‹ Total schmierig, du kannst es dir vorstellen. Also habe ich in der ersten Woche nach den Ferien Rosinenbrötchen gekauft.«
    Das war mir nicht entgangen, denn sie hatte mir auch eins geschenkt. »Du musst mir nicht immer eins kaufen«, sagte ich. »Obwohl ich natürlich gerne Rosinenbrötchen esse.«
    »Die meisten Mädchen kriegen ein Pfund

Weitere Kostenlose Bücher