In einer anderen Welt (German Edition)
in Rosebud verwandeln. Ich würde auch riskieren, dass mir das Gleiche passiert wie George Orr, denn bisher bin ich vielleicht verantwortlich dafür, dass das alles passiert ist, vielleicht aber auch nicht. Ich habe noch keine Welt ohne den SF-Club erlebt. Vielleicht hat er schon die ganze Zeit existiert. Wenn es mich nicht gäbe, oder wenn ich zusammen mit Mor gestorben wäre, hätte der Abend über Delany vielleicht trotzdem stattgefunden. Gut möglich, dass mir die Magie die Gruppe nur gezeigt und mich zu ihr geführt hat. Das weiß ich nicht. Und ich werde es auch nie wissen. Magie, deren Existenz dementiert werden kann! Wenn ich aber jetzt wieder Magie wirken würde, dann würde ich sie tatsächlich wie Rosebud behandeln, damit sie immer dasselbe sagen, sobald ich an der Schnur ziehe. Falls ich dazu überhaupt in der Lage wäre. Und das glaube ich eigentlich nicht, denn dann würde das passieren, worüber Glor gesprochen hat – zu viele Menschen haben zu viel Gewicht, und was geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen.
Aber allein, dass ich daran gedacht habe!
Ich möchte nicht böse sein, wirklich nicht. Das Schlimmste, was sie mir antun könnte, wäre, mich so zu machen, wie sie ist. Deshalb bin ich von zu Hause weggelaufen. Deshalb war das Kinderheim besser, deshalb ist das hier besser.
Hiermit schwöre ich feierlich, nie wieder zu meinem eigenen Nutzen Magie zu wirken und auch sonst aus keinem Grund, außer um mich oder jemand anderes vor einer Gefahr zu beschützen.
Morganna Rachel Phelps Markova, am 16. Dezember 1979.
Montag, 17. Dezember 1979
Mir war nicht klar gewesen, dass die Woche nach den Klassenarbeiten ganz dem Vergnügen gewidmet sein würde.
In Englisch spielte ich mit Deirdre Scrabble. Ich habe sie mit 600 Punkten Vorsprung geschlagen, aber Spaß hat das nicht gemacht. Mir wäre ein Gegner lieber, der eine Ahnung von Rechtschreibung hat und wenigstens ansatzweise über ein Vokabular verfügt. Ich habe »Torques« gelegt, ein keltischer Halsring. Sie hat schüchtern vorgeschlagen, dass das »torkeln« geschrieben wird. Dann haben wir es mit dem Leiterspiel versucht, und sie hat gewonnen.
Ansonsten habe ich so ziemlich den ganzen Tag gelesen, während die Mädchen um mich herum einen Höllenlärm veranstalteten.
Inzwischen bin ich bei Der Graue König .
In Wintersonnenwende , dem Weihnachtsbuch und eindeutig dem besten der Serie, gibt es eine Stelle, wo Will in einer Kirche Magie wirkt, und der Pastor fragt nach den magischen Kreuzen, und sie antworten, sie würden aus einer Zeit vor Christus stammen, und er sagt, aber nicht aus einer Zeit vor Gott. Im Allgemeinen ist die Magie ziemlich gut beschrieben, aber konventionell, ein Kampf zwischen Dunkel und Licht, und man lernt sie aus Zauberbüchern, und dann kann man fliegen und durch die Zeit reisen und was einem sonst noch einfällt. Überhaupt nicht wie echte Magie, viel weniger verwirrend. In Kinderbüchern mit Magie ist immer alles schwarzweiß, außer natürlich bei Tolkien. Aber dieses »nicht aus einer Zeit vor Gott« hat mich ganz schön nachdenklich gemacht.
Dienstag, 18. Dezember 1979
Meine Noten im Winterhalbjahr
Chemie: 96% – Platz 2
Englische Literatur: 94% – Platz 1
Englische Sprache: 92% – Platz 1
Geschichte: 91% – Platz 1
Physik: 89% – Platz 1
Latein: 82% – Platz 1
Französisch: 79% – Platz 2
Mathematik: 54% – Platz 19
Sport: entschuldigt
Spiele: entschuldigt
Tanzen: entschuldigt
Durchschnitt: 85% – Platz 3
Mathe ist einfach nicht mein Ding, war es noch nie. Aber wenigstens habe ich bestanden. Ich hatte schon befürchtet, sie würden mir in Sport und Spiele und Tanzen eine null geben und das dann in meinen Durchschnitt mit einrechnen. Gill hat mich in Chemie geschlagen. Gut. Und Claudine hat mich in Französisch geschlagen, was kein Wunder ist, denn ihre Mutter ist Französin. Sie weiß, wie man es ausspricht, im Unterschied zu allen anderen. Claudine sollte Französisch unterrichten. Die Mathenote hat meinen Schnitt mehr gedrückt, als ich erwartet habe, sodass Claudine und Karen insgesamt vor mir liegen. Aber sonst bin ich zufrieden.
Ich wünschte, ich könnte es Oma zeigen. Opa wird sich freuen, alle werden sich freuen, aber das ist nicht dasselbe.
Heute Morgen kam ein Brief von Tantchen Teg. Sie ist wirklich sehr traurig, dass ich an Weihnachten nicht komme. Ich habe ihr bereits erklärt, dass ich nichts dafür kann. Ich finde es auch sehr schade.
Als Deirdre ihre Noten sah,
Weitere Kostenlose Bücher