Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
geschworen, sie schickt die Polizei los, um nach mir zu suchen, wenn ich nicht in einer Stunde zurück bin.«
    Aber eine Stunde war nicht genug Zeit, um jeden zu behandeln, der bei dem Chaos auf der Pritchett-Farm verletzt worden war.
    Ella und Mr Rainwater verteilten Aspirin und Trost an die Leichtverletzten, während der Doktor sich um die Schwerverletzten kümmerte. Er renkte die Glieder von Männern mit grimmigen Gesichtern ein, die Selbstgebrannten tranken, um sich gegen die Schmerzen zu wappnen. Er verband offene Wunden. Er nähte zusammen, so gut es mit seiner begrenzten Ausrüstung ging, und behandelte den Rest mit antiseptischen Salben, bis ihm der Faden ausging. Er half einer Frau, eine Totgeburt zu entbinden. Sie bemerkte hinterher traurig, dass es zwar ein Jammer sei, dass ihr Kind tot war, aber dass sie ohnehin kein weiteres hungriges Maul hätte durchfüttern können. Seine kleine Seele sei im Himmel besser aufgehoben, sagte sie.
    Nachdem die Verletzten versorgt waren, machten Ella und Mr Rainwater eine Runde durch die klapprigen Behausungen, Flickenzelte, Papphütten und verrosteten Autowracks, die als Unterkünfte dienten. Sie verteilten die Kleidung, ausrangierten Haushaltsutensilien und Lebensmittel, die sie mitgebracht hatten. Die Augen der Menschen, die Ellas Blick erwiderten, waren entweder apathisch gegenüber ihrer Barmherzigkeit oder überschwänglich dankbar. Sie fand beide Reaktionen gleich verstörend.
    Nachdem sie alles verteilt hatte, was sie mitgebracht hatte, ging sie durch das Lager zu Doktor Kincaid, der gerade mit der Frau sprach, deren Baby tot zur Welt gekommen war.
    Er wich von ihrem Bett zurück, das der Deckel einer Kiste war, den sie in den Schatten eines Pekannussbaums gelegt hatte, und stemmte die Hände ins Kreuz, als er sich aufrichtete. Sein Jackett und seinen Hut hatte er im Wagen gelassen. Sein Hemd war schmutzig und feucht von Schweiß. Sein Ärmel war mit Blut verschmiert.
    » Wir konnten ein bisschen Gutes bewirken, denke ich«, bemerkte er.
    » Nicht genug.«
    » Nein. Es ist nie genug.« Er schenkte Ella ein grimmiges Lächeln. » Trotzdem machen wir uns jetzt besser auf den Rückweg, bevor Mrs Kincaid einen Suchtrupp losschickt.«
    » War es schmerzhaft?«, fragte sie.
    » Nein, nicht besonders. Das Kind war noch klein, erst sieben Monate alt. Es war im Prinzip eine leichte Geburt.«
    Aber dann wurde ihm bewusst, dass Emma nicht von der Frau sprach, die ihr Neugeborenes verloren hatte. Sie blickte zu Mr Rainwater, der gerade einem Mann die Hand schüttelte, der nur mit einer fleckigen Latzhose bekleidet war. Rechts und links von dem Mann standen zwei schmuddelige, barfüßige Kinder, die sich an der schmutzigen Jeanshose ihres Vaters festklammerten mit Händen, die noch schmutziger waren. Der Mann hielt ein drittes Kind auf dem Arm. Ella hatte mitbekommen, wie er Mr Rainwater erzählte, dass seine Frau vor einer Woche an Tuberkulose gestorben war und dass er nicht wusste, wie er Arbeit suchen sollte und gleichzeitig seine Kinder versorgen.
    Sie stand zu weit weg, um zu hören, was die beiden redeten, aber sie malte sich aus, dass Mr Rainwater an ihn appellierte, nicht die Hoffnung zu verlieren. Er ließ die Hand des Mannes los, zauste einem der Kinder durch das Haar und wandte sich um, bevor er sich auf den Weg zu ihr und dem Doktor machte.
    Sie sah Doktor Kincaid an, während ihre Frage in der Luft hing.
    » Ja«, antwortete er.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie schluckte trocken. » Können Sie ihm etwas gegen die Schmerzen geben?«
    » Wenn er darum bittet, ja.«
    » Wird er das? Darum bitten?«
    Der Arzt beobachtete seinen Verwandten, der sich einen Weg um die Lagerfeuer und die zusammengekauerten Menschen bahnte. » Ja, Mrs Barron«, antwortete er niedergeschlagen. » Das wird er.«

6
    Am Sonntag nach dem Vorfall auf der Pritchett-Farm wurde während der Abendmesse aus einem vorbeifahrenden Pick-up eine Flasche in ein Fenster der AME -Kirche geworfen. Die Flasche verfehlte nur knapp eine ältere Frau, die am Ende der Bank nahe dem Fenster saß, aber abgesehen davon, dass die große Scheibe zu Bruch ging, entstand kein weiterer Schaden. Mit rassistischen Schmährufen brauste der Pick-up davon und hinterließ eine Staubwolke.
    Bruder Calvins melodische Stimme hielt die Gemeinde unter Kontrolle. Keine der Frauen geriet in Panik, keiner der Männer rannte dem Pick-up hinterher. Nachdem die verängstigten Kinder sich beruhigt hatten, fuhr Bruder

Weitere Kostenlose Bücher