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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Kaffee.
    »Sie waren aber lange auf der Toilette.« Marita klang vorwurfsvoll.
    »Sie waren diejenige, die einen Caffè Crema und frische Luft wollte«, gab Costello zurück und ließ sich nicht einschüchtern. Die Ehe mit einer solchen Frau musste die reinste Hölle sein, dachte sie, solange man sie nicht mit einem Knopf zum Stummschalten ausstattete. Ihr Kopf fühlte sich langsam an wie ein Flipper; sie wollte nur zehn Minuten lang an einer Stelle bleiben und die Füße hochlegen. Doch die Hoffnung darauf sank, als Marita sagte, sie wolle spazieren gehen. Die uniformierte Polizistin hatte Pause, und da Marita immer bekam, was Marita wollte, musste Costello sie begleiten. Den ganzen Weg über vom Western Infirmary zum Universitätscafé fühlte sie sich von Blicken durchbohrt, und sie schafften die Strecke in halber Zeit.
    »Sind Sie mit Ihrem Kaffee fertig?«
    »Ja.« Marita tupfte ihre Lippen mit einer Papierserviette ab, ehe sie sich aus der Eckbank herausschob. Costello schaute zu und wartete, während Marita dafür sorgte, von möglichst vielen anderen Gästen bemerkt zu werden, ihr Haar zurückwarf, ihren schwarzen Samtmantel über den schlanken Hüften glatt strich und auf bewundernde Blicke lauerte.
    »Ich gehe schon nach draußen«, sagte Costello.
    Sie machte sich zur Tür auf und hörte einen der Studenten flüstern: »Das ist die Schnalle aus der Glotze.« Sie war nicht sicher, ob sie die Antwort richtig verstanden hatte: »Aufgeblasene Tante.« Vielleicht war das nur Wunschdenken.
    Draußen musste sie länger warten als gedacht. Die Rechnung war zwar schon bezahlt, aber Marita kaufte offensichtlich noch Zigaretten oder so etwas. Das riesige Gebäude des Western Infirmary lag gleich auf der anderen Seite der Straße, und sie waren kaum zweihundert Meter von der Einfahrt zum Parkplatz entfernt. Sie brauchte Marita also nur über die Straße zu bringen, in den Fahrstuhl zu stecken und hinauf zur Intensivstation zu begleiten, dann konnte sie mit Harry Castiglia zum Barochan Moss fahren. Plötzlich bemerkte sie eine Gruppe, die einige Meter entfernt stand. Als ihr die Kameras auffielen, stöhnte sie.
    »Gehen Sie bitte weiter, alle«, sagte Costello, doch es war schon zu spät. Marita kam die Treppe im falschen Moment herunter und setzte automatisch ihr Filmstarlächeln auf, als das Blitzlichtgewitter losging.
    »Marita, wie schätzen Sie die bisherige Arbeit der Polizei ein …?«
    »Können Sie uns schildern, wie schwer Itsy verletzt wurde? Wurde sie vergewaltigt?«
    »Jetzt nicht!«, zischte Costello Marita zu, die sich gerade auf ein Interview einlassen wollte. »Sie sollten nichts zur Presse sagen, was nicht von der Pressestelle freigegeben wurde.« Sie packte Marita am Ellbogen und zerrte sie gegen ihren Willen über die Straße. Die Paparazzi folgten.
    »Natürlich ist das eine schwere Zeit für uns … Alle sind sehr freundlich. Das Krankenhaus …«
    »Und die Polizei? Sind Sie zufrieden, wie …?«
    »Hören Sie, Marita«, fauchte Costello, »Sie wollen bestimmt die Ermittlung nicht gefährden, oder? Warum halten Sie nicht einfach den Mund, bevor ich Ihnen eine verpasse ?«
    Aber Marita ließ sich nicht aufhalten. Versöhnlich drehte sie sich zu der aufdringlichen schreienden Reporterschar um. »Vielleicht können wir uns später unterhalten? Morgen vielleicht? Warum rufen Sie nicht meinen Agenten an?«
    Plötzlich spürte Costello, wie ihr Maritas langer Mantel um die Knöchel schlug, und sie stolperte am Bordstein und stieß mit einem Fotografen zusammen, der den alten Journalistentrick anwandte, rückwärts vor dem Objekt der Begierde zu laufen.
    »Weg da!«, schrie ihm Costello ins Gesicht. »Sofort!« Und dann stolperte er ebenfalls und fiel rückwärts der Länge nach hin.
    Sie sprang über ihn hinweg und schob Marita durch die Tür des Krankenhauses, wo Harry Castiglia wartete und von einem Fuß auf den anderen trat, um sich warm zu halten.
    Er sah auf, bemerkte, wie wütend Costello war und wie sie an Maritas Arm zog, als zerre sie eine Zweijährige aus einem Süßwarengeschäft. Dann lachte er schallend.
    Costello sagte ihm, sie müsse zur Toilette, obwohl das gar nicht stimmte, und sie würde sich in fünf Minuten draußen mit ihm treffen. Nachdem sie ein klein bisschen Lippenstift aufgetragen hatte, kam sie aus der Toilette und traf draußen O’Hare. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Hatte sich die ganze Welt verschworen, sie vom süßen Harry fernzuhalten?
    »Costello«, grüßte

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