In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
und hat auch Kontakt gehalten, als sie älter waren.«
»Interessant«, warf Batten ein. »Zwei hübsche Mädchen, intelligent, reich, privilegiert. Aber man sehe sich Lambie an. Nicht gerade der Typ Junge, den man mit nach Hause bringt und Daddy vorstellt, oder?«
»Das ist ein Albtraum«, sagte Anderson.
»Nein, so ist das Leben eben. Stellen Sie sich vor – er ist erwachsen und wünscht sich ihre Anerkennung: Passt auf, da gibt es etwas, was ich für euch tun kann; ich bringe euch den Kopf des Mannes, der Emily vergewaltigt hat. Das wäre Motiv genug, Whyte zu töten.«
»Also ist er auch ein Narzisst, oder?«, versuchte Anderson zu scherzen, doch Batten konzentrierte sich auf Quinn.
»Denken Sie mal drüber nach. Das Problem für ihn ist, dass jetzt wir die Ermittlung vorantreiben«, sagte er. »Weshalb Lambie nicht mehr so weit oben in der Wertschätzung der Corbett-Schwestern steht. Natürlich ist Lambie nicht glücklich darüber.«
»Sind Sie beide um sechs Uhr zurück?«, wollte Quinn wissen. »Ich werde eine Besprechung ansetzen. Mick Batten sollte dabei sein.«
»Das kann ich nicht genau sagen …«, begann Anderson. »Wir sitzen fest auf der … Augenblick, da geht der Verkehr weiter … Es sieht nicht so schlecht aus …«
»Machen Sie das Blaulicht an und fahren Sie über den Standstreifen«, fauchte Quinn. »Sie sind pünktlich hier.«
»In zwanzig Minuten, Ma’am«, sagte Anderson und beendete den Anruf.
»Ein unglücklicher Narzisst ist ein gefährlicher Narzisst«, meinte Batten.
»Eine verärgerte DCI sollte man auch nicht unterschätzen«, murmelte Anderson.
Als Anderson ins Büro kam, versuchte er, den einsetzenden Kopfschmerz zu ignorieren. Jemand hatte eine weitere Tafel aufgetrieben, und Browne und Wyngate sortierten die gesamte Wand nach Anweisungen von Quinn neu. Die Fotos von Stephen Whyte, Donna McVeigh und Edward Pfeffer befanden sich nun gemeinsam in einem blauen Kreis. Sie hatten eine Person als Verbindung gemeinsam, die Person, die sie getötet hatte. Vier Telefonnummern waren aufgetaucht, zwei vom Handy von Stephen Whytes Mutter und zwei von Donnas. Alle vier Nummern stammten von anonymen Prepaidhandys, die man auf keinen Besitzer zurückführen konnte, und niemand hatte die Anrufe angenommen. Die Nummern sagten Anderson nichts, ihm fiel lediglich auf, dass eine mit 666 endete. Daneben war notiert, wann die Anrufe getätigt worden waren. Die 666-Nummer sah Erfolg versprechend aus – es gab eine zunehmende Zahl von Anrufen bis zum 30. Januar und danach nichts mehr.
An der Wand befestigt war auch eine Tube mit dem Sekundenkleber, den man bei Whyte, McVeigh und Pfeffer identifiziert hatte, sowie eine kleine ungeöffnete Flasche mit Silikonfett und auch eine Liste der Anwendungsmöglichkeiten als nicht fettendes sauberes Schmiermittel – bei Waffen, Radmuttern, leichte Motoren, medizinische Ausrüstung, Modellbau. Das Wort »Schusswaffe« hatte man gegen »nicht identifizierter Gegenstand« getauscht, und zwei Pfeile zeigten zu Fotos der rasierten Schädel von Donna und Whyte. Lang, schmal, schwer, gefährlich – ein Brecheisen?
Das Wort »Geräusch« war eingerahmt und untertitelt: Klicken, Schnappen, Knacken.
Und in der Mitte strahlte Emilys hübsches Gesicht wie das eines Engels, der ihnen den Weg weisen würde.
Weitere Fotos der Opfer wurden angebracht, und dadurch traten die Einzelheiten deutlicher hervor. Sie bildeten ein beängstigendes Muster … Andersons Blick ging hin und her und blieb natürlich bei denen hängen, die er schon kannte.
Emily, Corinne, Abigail, Iris. Dann Shelly, Margaret, Linda, Shannon und Lisa. Ein Pfeil führte zu Lucy, ihrer Starzeugin.
Ein weiterer Streifenbeamter kam herein und brachte zusätzliche Informationen über zwei der Mädchen. Browne schrieb sie auf. Anderson war zu müde, um hinzugehen und sie zu lesen. Die Antwort, dessen war er sich sicher, würde sich eher finden lassen, wenn man das ganze Bild betrachtete.
Batten ließ sich auf den Stuhl neben ihm fallen. Er wirkte entsetzlich deprimiert. »Sehen Sie sich diese wundervollen Frauen an«, seufzte er. »Wie können diese Kerle so lange davongekommen sein?«
»Sie haben es selbst gesagt: Er ist clever, sehr clever. Der andere Mann.«
»Das macht mir echt zu schaffen, wissen Sie. Wenn wir falschliegen – wenn ich falschliege, wird die Reihe dieser Fotos noch länger werden.«
»Dann machen Sie einfach keinen Fehler.«
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Donnerstag, 11. Februar 2010,
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