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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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zu werden. Aber sie mögen es nicht, sie brauchen es. Sie können nur existierten, wenn andere sie verehren und ihnen Aufmerksamkeit schenken, denn sonst verflüchtigen sie sich.«
    Die Schlange rechts von ihnen schob sich langsam vorwärts. Anderson sah in den Rückspiegel und wechselte schnell die Spur. »Und was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    »Nur ein Narzisst würde solche Loyalität, wie wir sie gerade bei Adrian Wood erlebt haben, verlangen – nein, einfordern . Der Narzisst wählt sich als Partner Menschen, die er blenden und dominieren kann, und er lebt von ihrer Verehrung, ihrem Wunsch, ihm zu gehorchen und zu gefallen. Das definiert ihn. Ich hatte so meinen Verdacht, ob der andere Mann – der Clevere – wirklich narzisstisch ist, und in dieser halben Stunde mit Wood konnte ich das positiv bestätigen.«
    »Geht das nicht etwas zu weit?«, fragte Anderson.
    »Oh, nehmen Sie nur Marita Kennedy. Ihre einzige Berechtigung dafür, auf diesem Planeten zu weilen, ist die Öffentlichkeit, die sie verehrt. Verstehen Sie, wie zerbrechlich dieses Ego sein muss? Man ist nie zufrieden mit sich selbst, fühlt sich niemals wohl in seiner Haut.«
    »Mir bricht das Herz«, murmelte Anderson.
    »Ich wette, Sie denken, ich würde überall Narzissten sehen«, meinte Batten. »Marita ist ein klassischer Narzisst, aber ist sie auch pathologisch?«, grübelte er.
    Anderson gab einen unbestimmten Laut zur Antwort und suchte nach einer Lücke im Verkehr.
    Batten schlug plötzlich einen anderen Kurs ein. »Wood hat uns so viel mitgeteilt«, meinte er. »Das einzige Mal, als er so etwas wie Angst zeigte, war, als ich ihm gesagt habe, er würde seinen Freund verlieren und sich nicht mehr an ihn wenden können. Es war wirklich mitleiderregend.« Er nahm sein Handy und telefonierte, damit bei ihrer Rückkehr Hintergrundberichte über Wood, Whyte und Pfeffer bereitlägen, und Anderson ging im Geiste durch, was sie schon wussten. Bislang gab es keinen Hinweis darauf, dass Whyte eine Arbeit gehabt hatte, und Pfeffer und Wood hatten sich mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs durchgeschlagen. Die Verbindung zwischen ihnen und den Opfern, zwischen ihnen und dem anderen Mann, dem Cleveren, Mr. Forensik-Blicker, entzog sich Anderson vollkommen.
    Er versuchte, die Opfer von Adrian Wood durch die Brille der Logik zu betrachten. Abigail McGee war bei einer gesellschaftlichen Hochzeit gewesen; Iris Everitt, die Frau, derentwegen Wood einsaß, hatte einen Preis bei der Designausstellung an der Universität gewonnen, in deren Nähe sie überfallen worden war. Sie hatte keine Ahnung, ob sie dem Täter jemals vorher begegnet war. Da sie in Edinburgh wohnte, übernachtete sie dort eigentlich nie im Hotel, geschweige denn in dem, wo Adrian Wood als Nachtportier arbeitete. Anderson versuchte sich vorzustellen, wie ein Mann wie Adrian sonst eine Frau wie Iris kennen lernen konnte, aber ihm wollte nichts einfallen.
    Auf der M8 stöpselte er seine Freisprechanlage ein und hörte seine Nachrichten ab. Quinn: Lambie hatte etwas vor, da war sie sicher; er nahm sich heute Abend frei, was seltsam war für jemanden, der so engagiert arbeitete. Die unterschwellige Botschaft war eindeutig, doch es war Batten, der sie aussprach.
    »Seltsam bei jemandem, der in diesen Fall so tief involviert ist.«
    Quinn fuhr fort, dass die Überwachungskamera am Haus der Corbetts nur einige körnige Bilder von jemandem zeigte, ob männlich oder weiblich, fett oder in eine dicke Jacke gepackt, ließ sich unmöglich erkennen. Littlewood behielt Lambie im Auge. Anderson hörte die Sorge aus Quinns Stimme heraus.
    Brenda: Claire trägt sich mit der Absicht, Vegetarierin zu werden, und sie hat gefragt, ob sie sich ein zweites Loch ins Ohr stechen lassen darf. Könnte er nicht mal vorbeischauen und ihr beides verbieten?
    Costello: Lucy war eine gute Zeugin, und jetzt geht es voran.
    Anderson wählte mit der Freisprechanlage und bat Wyngate darum, dass Lambies Hintergrundprüfung bei seiner Rückkehr auf seinem Schreibtisch liege. Dann rief er zweimal Claires Handy an und hinterließ Nachrichten, rief Brenda zu Hause und mobil an und gab es schließlich auf.
    Direkt danach klingelte das Telefon.
    Anderson ließ Batten mithören; es war Quinn. »Wyngate hat mir gerade erzählt, dass Lambie tatsächlich eine sehr persönliche Verbindung zu den Corbetts hat. Seine Mutter war Putzfrau bei ihnen. Er und die Corbett-Kinder haben damals zusammen gespielt. Eigentlich kennt er sie sehr gut

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