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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Mitternacht
    Costello und Browne machten es sich in dem luxuriösen Mietlieferwagen bequem, den Anderson schließlich genehmigt hatte. Sie parkten in der Einfahrt des Bungalows genau gegenüber von den Corbetts. Es war am schwierigsten gewesen, Mrs. Morrison, der Besitzerin des Bungalows, auszureden, alle halbe Stunde mit Kaffee und Gebäck herauszukommen, »damit den netten Mädchen nicht kalt wird«. Wodurch sie quasi der gesamten Nachbarschaft verkündet hätte, dass die Polizei im Lieferwagen saß.
    Doch für ihre Zwecke war der Wagen so gut geeignet, wie sie es sich gewünscht hatten. Das Haus der Corbetts gegenüber war an drei Seiten von einer Buchenhecke umgeben, es gab ein Tor für Fußgänger und eines für Fahrzeuge, die beide abgeschlossen waren. Dahinter lagen die Einfahrt und eine gestutzte Ligusterhecke, die wie ein Labyrinth gestaffelt war und neugierige Blicke verhinderte. Es war das Haus von jemandem, der Angst vor etwas hatte, Angst vor der Welt.
    Der Bungalow der Morrisons bildete dazu einen starken Kontrast. Nur ein kniehoher Zaun trennte den Rasen vom Bürgersteig, und der Garten war offen gestaltet. Zwei kleine Koniferen standen Wache am Garagentor, und Costello hatte dazwischen geparkt, um ein bisschen Deckung zu haben und gleichzeitig die ganze Straße einsehen zu können.
    DC Wyngate und DS Littlewood parkten oben an der Ecke. Falls sich Lambie zu Fuß von der Great Western Road nähern würde, könnten sie ihn vor den Frauen sehen.
    »Hat uns die Besprechung eigentlich weitergebracht?«, fragte Browne. »Ich weiß, Dr. Batten ist sehr klug, aber ich bin nicht richtig mitgekommen. Also, es gibt eine clevere Person, die dummen Leuten Befehle gibt, und die Dummen werden außerdem von dem Cleveren getötet.«
    »So ungefähr. Ich bin ungefähr bis zu der Stelle mitgekommen, als er mit den pathologischen Narzissten angefangen hat. Da ist Anderson eingeschlafen«, meinte Costello.
    »Er ist so müde.« Browne seufzte. »Wissen Sie, niemand hat viel Zeit für David Lambie, aber ich mag ihn recht gern.«
    »Aber wir vertrauen ihm nicht, und deshalb sitzen wir mitten in der Nacht hier in diesem Van und überwachen ihn«, sagte Costello. »Er ist viel netter als der blöde Vik Mulholland, der sich wirklich zum Arschloch entwickelt hat.« Sie drehte den Deckel ihrer Thermoskanne zu, als wünsche sie, es wäre Mulhollands Hals. »Offensichtlich ist Lambie heute tatsächlich um zehn gegangen, und er hat das noch nie gemacht, also dürfte er etwas vorhaben.«
    Browne beugte sich vor und spähte nach rechts und links in die Straße. »Die Journalisten sind verschwunden.«
    »Erstaunlich, was ein Staranwalt, der wichtige Leute kennt, so erreichen kann.« Costello überprüfte das Funkgerät. Es war auf eine direkte Verbindung zu Littlewood eingestellt, damit Lambie, wenn er mit dem Funkgerät kam, nicht mithören konnte.
    Falls er kam.
    »Eigentlich verstehe ich gar nicht, was wir hier machen«, sagte Browne. »Wessen wird er denn verdächtigt?«
    »Wir verdächtigen ihn nicht unbedingt, Stephen Whyte ermordet zu haben – denn in dem Falle hätte Quinn ihn längst in einem Verhörraum an den Eiern, aber wir vermuten, dass er in Whytes Tod verwickelt ist.« Costello rutschte auf ihrem Sitz hin und her. »Finden Sie nicht auch, dass es komisch ist: Lambie beschäftigt sich zehn Jahre mit einem Fall, nur weil seine Mutter früher für die Eltern des Opfers geputzt hat? Zehn Jahre, in denen er allein gelebt und jede freie Minute in diesen Fall investiert hat? Das ist doch ein bisschen zwanghaft.«
    Browne sah kurz auf, scharf und eindringlich. »Wenn ich nur das kleinste Beweisstück gegen den Mörder meines Mannes in der Hand hätte, auch nach zehn Jahren«, sagte sie grimmig, »würde ich ihn mir holen, wissen Sie, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.«
    »Nein, würden Sie nicht. Ihre Kinder – was würde aus denen werden? Dad tot, und Mum hat lebenslänglich? Sie haben ein Leben, Gillian. Lambie nicht. Er arbeitet als Polizist. Er spielt, ein Polizist zu sein. Was ihn morgens aus dem Bett treibt, ist etwas, das mit der Corbett-Familie zu tun hat. Ich glaube, das wollte uns Batten sagen. Ach, hallo … Sehen Sie, was ich sehe?« Costello duckte sich und sorgte dafür, dass ihre Gestalt mit der Kopfstütze verschmolz. Sie schob Browne zurück, weil die sich gerade vorbeugen und umschauen wollte. »Sehen Sie einfach nach rechts, auf unserer Straßenseite«, zischte sie. »Das ist doch Lambie, nicht? Mitten

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