In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
dachte, er würde mich für Sonntag einladen.«
»Sonntag?«
»Valentinstag. Aber er wollte nur Bescheid sagen, dass er Ronnie auf die Mailbox gesprochen hat, aber dass Ronnie nicht zurückruft, da er vermutlich seinen Kater ausschläft.«
»Das war ein langes Gespräch angesichts so einer kurzen Mitteilung.«
Es folgte keine scharfe Entgegnung, nur das Klicken ihres Kugelschreibers auf dem Schreibtisch. »Darf ich Sie etwas fragen?«
»Wenn es um Männer und Frauen geht, nein. Das hätte keinen Sinn.«
»Glauben Sie, ich bin … Sie wissen schon …?«
»Tut mir leid, das lässt sich nicht in Männersprache übersetzen.« Er wandte sich seinem Monitor zu und spürte ein Gespräch auf sich zukommen, nach dem ihm ganz und gar nicht der Sinn stand.
»Würden Sie mit mir schlafen?«
»Ist das ein Angebot?«, fragte er trocken zurück.
»Nein, ich meine nur … Harry denkt – offensichtlich – überhaupt nicht daran.«
Anderson blickte auf die Uhr; es war zehn vor zehn. Es gab kein Entrinnen. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Costello, es gibt zwei Arten attraktive Frauen. Typ I, die will man sofort …«
»Pimpern?«
»Ja, auch wenn ich einen anderen Ausdruck gewählt hätte. Aber die heiratet man nicht. Die andere Art, Typ II, sind Frauen, mit denen man lachen kann und neben denen man die nächsten vierzig Jahre lang aufwachen möchte. Harry sieht in Ihnen möglicherweise Typ II.«
»Wenn ich nun zu Typ III gehöre, den Sie nicht erwähnt haben: zu hässlich zum Anschauen?«
»Dann würde er sich nicht lächerliche Vorwände überlegen, um mit Ihnen zu telefonieren, oder?« Anderson packte die Gelegenheit beim Schopf und wechselte das Thema. »Wie geht es DS Lambie heute Morgen? Ich habe gerade Kaffee mit Jenny getrunken. Sie ist wirklich nett. Und will keine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen.«
»Ihm geht es wohl gut. Corbett hat es natürlich mitbekommen, und er sorgt dafür, dass es die Journalisten nicht erfahren. Wir wollen das schließlich alle nicht in der Zeitung lesen. Sie wissen ja, die drucken alles.«
Plötzlich drehte sich Anderson herum und sah die Bilder der Frauen an der Wand an. »Vielleicht haben wir die Sache bisher einfach aus der falschen Perspektive betrachtet. Könnten Sie überprüfen, ob diese Frauen etwas getan haben, das sie in die Zeitung gebracht hat?«
»Haben sie. Alle wurden vergewaltigt«, sagte Costello säuerlich.
»Vorher, meine ich«, sagte Anderson und hielt ihren Blick. »Erfolgreiche Frauen, hat jemand gesagt – war das Batten? Emily war die Junge Schottin des Jahres , Lucy hatte den Ben Nevis bestiegen.«
»Corinne hatte die Kinderbücher veröffentlicht …« Costello wurde kalt ums Herz. »Batten hat gesagt, der oder die Täter hätten gewusst, was die Opfer taten, wo sie sein würden. Glauben Sie tatsächlich, das ist die Verbindung?« Sie stand auf, ging zur Wand und begann, auf die Fakten zu zeigen. »Iris hat einen Preis bei der Uniausstellung bekommen. Abigail McGee war bei einer Celebrity-Hochzeit. Linda Michie: Doktortitel? Vielleicht etwas in der Richtung? Lisa Arbuckle hat für den Rat gearbeitet? Aber sie sind nicht übermäßig berühmt, da war nichts, was sie in die nationalen Zeitungen gebracht hätte.«
»Aber sie waren in den Lokalnachrichten, und sogar die sind im Internet«, meinte Anderson.
»Wenn die Fotos nun eine Rolle spielen?«, flüsterte Costello. »Ob wir mal ein wenig bei Gillespie nachhaken sollten? War er an den Fotos irgendwie beteiligt? Wir wissen, er verdient sein Geld hier oben. Colin, wir müssen mit ihm reden und ihn wegen der Schlüssel von der Clarence Avenue befragen. Wenigstens das. Von dem Auftrag hat er uns nichts erzählt.« Costello schwang auf ihrem Stuhl herum. »Und dieses Foto hing an unserer Wand, also muss er es gesehen haben. Trotzdem hat er nichts gesagt. Wir haben es von Harry erfahren. Vielleicht sollten wir uns tatsächlich mal um Gillespie kümmern.«
»Vielleicht.« Anderson rieb sich das Kinn.
»Oder soll ich mich mal inoffiziell mit Harry unterhalten? Um herauszufinden, wo Gillespie war, was er gemacht hat, ehe er herkam? Und um herauszufinden, ob er sich aufgedrängt hat für die Arbeit im Revier? Aber woher sollte er gewusst haben, dass er bei diesem Auftrag hier landet?«
»Überlegen Sie mal, Costello. Wenn er Harry dazu bringen konnte, ihn beim nächsten großen Fall als Assistenten mitzunehmen, dann musste er nur Stephen Whyte umbringen, und damit hätten wir unseren nächsten
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