In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
gespreizt und hölzern. Er blickte auf und sah, welchen Weg sie fuhren. »Wohin fahren Sie denn? Geradeaus die Hyndland Road geht es viel schneller.«
»Ja, aber der Nebel ist an der Kreuzung sehr stark«, erwiderte Anderson ruhig. »Ich habe mich bei den Kollegen vom Verkehr erkundigt: Die hatten drei Unfälle heute Nacht. Glauben Sie mir, hier geht es schneller.«
Anderson hatte ein so ehrliches Gesicht, dass man ihm alles geglaubt hätte, gleichgültig, was er sagte.
Quinn hätte ihn dafür abknutschen können. »Könnten Sie mir die Zeiten nennen?«, fragte sie. »Eine Art Chronologie wäre sehr nützlich für uns.«
Marita schüttelte den Kopf, und nasse Haarsträhnen lösten sich unter ihrem Hut und hingen wie Rattenschwänzchen herunter. »Gegen sechs Uhr ist mir aufgefallen, dass sie nicht zu Hause ist, glaube ich. Da habe ich zuerst mit Iain gesprochen und dann Diane gebeten, nach ihr zu suchen. Ich habe mir Sorgen gemacht, sie könnte Tony überredet haben, sie doch noch ins Barochan Moss zu fahren. Aber Diane rief an und sagte, Tony und Bobby seien im Torhaus, und Itsy sei bei ihnen gewesen, aber wieder gegangen. Ich habe gar nicht weiter darüber nachgedacht, da ich sicher war, sie sei auf dem Rückweg ins Haus. Das dürfte so ungefähr um Viertel nach sechs gewesen sein. Jedenfalls hatte ich oben viel zu tun. Später, so gegen halb acht, habe ich wieder mit dir gesprochen, Darling, nicht wahr?«
»Ja, und da ist uns aufgefallen, dass sie bei keinem von uns beiden war. Ich dachte, sie sei vielleicht so unvernünftig gewesen und einfach nicht aus der Kälte hereingekommen«, erklärte Kennedy.
»Also habe ich Diane und Tony angerufen, damit sie nach ihr suchen sollten. Tony sagte, sie sei zum Teich gegangen; um sich diesen dummen Ziegendingsda anzugucken …«
»Ziegenmelker«, sagte Iain leise. »Tony hat mich nach einer halben Stunde angerufen, als er wieder im Torhaus war. Daraufhin habe ich im Partick Central angerufen.«
»Und ich bin mit Bobby nach draußen gegangen, um sie zu suchen, aber Tony blieb im Haus, weil ihm kalt war. Er hat ein schwaches Herz.«
»Und wie lange waren Sie unterwegs?«
»Wir haben am Teich gesucht und auf dem Weg hinten. Wie lange, weiß ich leider nicht genau. Aber ich war danach richtig durchgefroren, und ich bekam von der Kälte diese schrecklichen Kopfschmerzen, deshalb habe ich mich hingelegt und später ein Bad genommen. Ich kann mich nur noch an die Kälte erinnern.«
»Was ist mit Ihren Überwachungskameras, Mr. Kennedy?«, fragte Quinn.
»Ich bezweifle, ob die Ihnen weiterhelfen. Sie können sich die Aufnahmen gern anschauen, allerdings war erst gestern ein Techniker da, der die Kameras verbessern sollte, damit sie auch im Nebel funktionieren, aber das hat dann doch nicht geklappt«, erklärte Iain. »Die Sensoren am Tor funktionieren dafür gut.« Kennedy rieb seiner Frau mit der behandschuhten Hand den Arm, womit er sich selbst mehr tröstete als sie. »Aber ich hatte schon die Polizei angerufen. Sie könnte durch die Tür hinaus sein und sich dann am Tor vorbeigeschlichen haben. Es hat eigentlich ein Sicherheitsschloss, aber sie ist eine entschlossene kleine …« Er unterbrach sich, als der Wagen auf den Parkplatz des Krankenhauses einbog.
Quinn stieg aus und öffnete die Tür für Marita, dann lehnte sie sich wieder hinein, um kurz mit Anderson zu sprechen, sobald die Kennedys außer Hörweite waren.
»Ich bleibe bei ihnen. Könnten Sie Browne suchen? Sie müsste immer noch wegen ihres Gesichts hier sein. Und dann kehren Sie nach Strathearn zurück. Lassen Sie sich von der Haushälterin ihre Version der Geschichte berichten – erst einmal inoffiziell, denn wir wollen es uns mit diesen Leuten nicht verderben –, und Browne soll sich Itsys Zimmer ansehen und überprüfen, ob es einen Grund gibt, warum sie sich so spät im Barochan Moss herumgetrieben haben könnte. Wenn Sie das erledigt haben, bringen Sie Browne zum Revier und überreden sie, nach Hause zu gehen. Dann fahren Sie mit meinem Wagen raus zum Barochan Moss. Morgen früh überlegen wir uns, wie wir Sie und Ihren Wagen wiedervereinen.«
Anderson blickte enttäuscht auf die Uhr. »Wieder zum Barochan Moss? Heute Nacht?«
»Ich fürchte schon. Behalten Sie Mulholland für mich im Auge. Ich traue ihm nicht zu, dass er alles weiterleitet, was er weiterleiten sollte. Und fragen Sie das Team, ob es Spuren einer Vergewaltigung gefunden hat. Oder Blut. Oder eine Waffe. Was auch immer. Wenn Sie
Weitere Kostenlose Bücher