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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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bearbeiten. Dabei ist es nicht notwendig zu zeigen, was Sie tatsächlich gerade ermitteln. Eigentlich bin ich nur an Ihnen interessiert.« Einen Moment lang sah er Costello in die Augen, und sie spürte einen Schauder auf dem Rücken. Dieser Kerl hatte Charme und wusste, wie man ihn einzusetzen hatte. Er benahm sich, als käme er aus der Welt der McAlpines und Kennedys, nicht aus der Welt der Costellos und Andersons. Doch einen Blick konnte sie ja mal wagen. Und ein bisschen träumen.
    »Wie auch immer«, sagte er, »Sie müssen zustimmen.« Ein schüchternes Lächeln spielte um seine Augen.
    »Tja, tu ich aber nicht, also lassen Sie mich in Ruhe. Trotzdem danke für den Tee.« Sie schlug die Beine als ablehnende Geste übereinander, dann wandte sie den Kopf um, als sie Geräusche auf dem Gang hörte. Schritte, und durch die Glastür sah sie rotes Haar. »Entschuldigen Sie mich kurz. Gehen Sie nicht weg und fassen Sie nichts an«, sagte sie zu Castiglia. »Und fotografieren Sie nichts.«

5
    Mittwoch, 10. Februar 2010, 1:45 Uhr
    Nachdem Anderson DCI Quinn und die Kennedys am Krankenhaus abgesetzt hatte, blieb er im Lexus auf dem Parkplatz und wartete auf Browne, die aus der Notaufnahme kommen müsste. Die Heizung hatte er auf höchste Stufe gedreht. Er schloss die Augen, ließ die Lider schwer werden und versuchte sich vorzustellen, wie Itsy draußen im Barochan Moss gelegen hatte und wie sie dort hingekommen war.
    Es klopfte am Fenster, und er fuhr hoch. Browne lächelte ihn mit geschwollenem Gesicht an und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken.
    »Wie sieht es aus?«, erkundigte er sich.
    »Nichts gebrochen, aber Reden tut weh.«
    »Schweigen ist Gold«, sagte Anderson. Er sandte ein stummes Dankgebet gen Himmel und konzentrierte sich darauf, im Nebel über den Parkplatz zu fahren.
    Doch Browne fing sofort zu reden an und stellte klar, dass sie weiter an dem Fall mitarbeitete, und Anderson fehlte die Kraft, sich dagegen zu wehren.
    Auf der Fahrt hinauf nach Strathearn, die nur fünf Minuten dauerte, sahen sie zwei Unfallstellen, wo es gekracht hatte, obwohl fast niemand unterwegs war. Sie hätten auch auf einem anderen Planeten sein können. Die ganze Zeit spürte er, wie Browne ihn ansah, so dass er sich nach Costello und ihrer mangelnden Kartenlesekunst sehnte, nach dem unbeschwerten Schweigen einer gut eingespielten Partnerschaft.
    Bei ihrer Ankunft öffnete sich das Tor, nachdem die Sensoren den Wagen erfasst hatten. Das Torhaus war nicht zu sehen, vom Nebel verschlungen. Anderson konnte selbst seinen überfrorenen Honda kaum entdecken, bis er vom Scheinwerferkegel des Lexus erfasst wurde. Vom Eingang her leuchtete ein Rechteck aus Licht in die Einfahrt, als die Tür geöffnet wurde. Diane erwartete sie und hielt sich an einem Becher Kaffee fest.
    »Kommen Sie doch herein.« Sie schenkte beiden wieder dieses Lächeln. Ihr Blick schweifte über Brownes geschwollenes Gesicht hinweg, ohne dass sie eine Bemerkung machte. »Wie geht es Itsy?«
    »Sie ist im OP , in der Neurochirurgie. Mehr wissen wir auch nicht. Sie hatte eine Gehirnblutung und einen Schädelbruch.« Dann fügte er hinzu: »Unter anderem. DC Browne hier würde sich gern in Itsys Zimmer umsehen für den Fall, dass sie Tagebuch geschrieben hat oder …«
    »Die?« Diane prustete los. »Die kann kaum schreiben.« Erneut betrachtete sie Brownes geschundenes Gesicht und sagte dann herablassend: »Dort unten. Dritte Tür.«
    Und Browne ging los.
    Anderson fluchte innerlich. Er wusste, dass er mit einer Verdächtigen – zumindest bis sie den genauen Zeitpunkt des Überfalls ermittelt hatten – oder einer potentiellen Zeugin sprach, und die Tatsache, dass er jetzt allein mit ihr war, bescherte ihm ein Problem.
    »Soll ich die Jungs aus dem Torhaus rufen?«, bot Diane an. »Bobby ist ganz unruhig, er wird heute Nacht sowieso nicht schlafen können, so wie er ist.« Offensichtlich wollte sie gern reden, also entschied Anderson, sich hinzusetzen und zuzuhören. Sie führte ihn zu einem bequemen Sessel in einem gemütlichen kleinen Zimmer mit warmem Feuer, und sie bot ihm frischen Kaffee an, der gerade durch eine Kaffeemaschine lief, die in einer winzigen Küchenzeile neben der Tür blubberte. Und Schokoladenkekse – belgische Schokoladenkekse. Er nahm einen und verschlang den Rest mit den Augen. Der Kaffee würde ihn wach halten, und er war dazu auch noch gut. Und mitten in der Nacht hellwach zu sein war nicht so schlecht. Inzwischen machte es ganz den

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