In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
glorreichen Sieben.« Anderson nahm den Rest, der von seinem Kaffee geblieben war. Dann setzte er ihn wieder ab. »Was meinen Sie damit: Browne ist psychisch angeschlagen?«
»Der andere Anruf, den ich heute Morgen um drei Uhr bekommen habe, war von Costello. Sie wollte, dass ich Bob MacKellar auftreibe, wegen Vergrößerungen von Itsy. Dann hat sie mich gefragt, ob ich wüsste, dass Browne Witwe ist. Ich muss gestehen, das wusste ich nicht, nur dass sie allein erziehend ist. Wie sich herausstellte, war Frank Browne ein guter Samariter, der einen Streit schlichten wollte und dabei erstochen wurde und noch am Tatort verstorben ist.«
»Gott«, sagte Anderson.
»Mir scheint, Browne und Costello haben sich heute Nacht bei einem Tässchen Ovomaltine nett unterhalten. Ich weiß zwar nicht, worum es ging, doch Costello war so besorgt, dass sie mich angerufen und geweckt hat. Ich möchte in meinem Team niemanden haben, der unter Druck zusammenbricht, Colin, nicht bei einem Fall wie diesem. Er ist zu wichtig.«
Anderson trank einen Schluck kalten Kaffee. »Haben sie irgendwen für Frank Brownes Tod drangekriegt? Glaubt Costello, Gillian habe etwas vor?«
»Niemand wurde vor Gericht gestellt. Gillian blieb mit zwei Kindern zurück. Sie hat ihre Stelle als Krankenschwester aufgegeben und ist zur Polizei gegangen. Und Costello befürchtet, die Mordkommission sei nicht ganz der richtige Ort für sie. Ganz bestimmt mangelt es ihr an ausreichender professioneller Distanz.«
»Sie wirkte ganz okay.«
»Finden Sie? Nehmen Sie nur diese Entschlossenheit, wieder rauszugehen und weiterzuarbeiten, nachdem man ihr das Gesicht zu Brei gehauen hat. Das bedeutet, Risiken einzugehen. Und das ist gefährlich.«
Oder sie ist nur engagiert. Costello würde es genauso machen, und über die beschweren Sie sich nicht,dachte Anderson. Er fragte: »Sie glauben also, sie könnte unter Druck zusammenbrechen?«
Quinn verzog das Gesicht. »Costello und sie haben anscheinend ein offenes Gespräch geführt. Costello kann Menschen gut einschätzen, und sie ist es, die etwas vermutet. Also muss Browne irgendetwas fallen lassen haben. Das bedeutet, wenn Costello richtigliegt, arbeiten die verlässlichen Mitglieder meines Ermittlungsteams zu fünfzig Prozent mit einer emotionalen Zeitbombe als Partner zusammen. Ein Fehler, und die K-Division fällt über uns her. Browne könnte uns ziemlich teuer zu stehen kommen, vielleicht alles kosten. Behalten Sie sie im Auge, ja? Und weil Sie der leitende Ermittler sind: Können Sie mit Mulholland klarkommen, wenn die ihn schicken? Wenn nicht, muss ich es wissen.«
»Ich hatte schon eine kleine Auseinandersetzung mit ihm im Barochan Moss, Ma’am, aber nichts, was nicht aus der Welt zu schaffen wäre. Haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Nein.«
»Und DS Lambie?«
»Überlassen Sie den mir. Ganz bestimmt arbeitet Mulholland nicht selbstlos an diesem Fall, aber Lambie vermutlich schon. Als das mit Emily passierte, war er ein junger Cop, der gerade die Prüfung abgelegt hatte. Er wäre kein Mensch, wenn ihn die Sache nicht hart angegangen hätte. Denken Sie daran, was mit Alan McAlpine passiert ist.«
Ihre Blicke trafen sich, als sie daran zurückdachten. Ein verletzlicher junger Polizist und ein wunderschönes weibliches Opfer mit einem Gesicht, das ihn sein ganzes Leben verfolgt hatte. Eine tödliche Kombination.
»Also sollten wir es mit Lambie lieber locker angehen«, meinte Anderson leise.
Die Intensivstation des Western Infirmary war ruhig. Eine Putzkraft wischte den Boden am anderen Ende des Korridors und zog den Mopp in fächerartigen Mustern über das blaue Linoleum. Hinter einer Glasscheibe lag Itsy in einem Totenhemd aus trübem Licht. O’Hare näherte sich leise und betrachtete mit professionellem Blick die Technik, die sie am Leben erhielt. Iain Kennedy lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und beobachtete Itsy unablässig. Marita saß dicht am Glas, eine Decke um die Schultern, und starrte vor sich ins Leere.
Als O’Hare kam, berührte Kennedy seine Frau kurz an der Schulter und trat dann heraus zu dem Rechtsmediziner. »Jack, Jack. Gut, dich zu sehen.«
»Ich wünschte, es müsste nicht unter diesen Umständen sein.«
O’Hare und Iain Kennedy schüttelten sich die Hände mit festem Druck wie alte Freunde.
»Hast du irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte Kennedy.
O’Hare sah auf die Uhr. »Halb sieben. Sie ist noch keine zwei Stunden aus dem OP . Noch ist es zu früh.« Er nahm
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