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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Frühaufsteher westlich der Byres Road. Und natürlich für die Polizisten. Die meisten schneien hier auf dem Weg zur Arbeit herein. Man kann sie leicht kennen lernen, denn das Mädchen hinter dem Tresen spricht sie alle mit Namen an und unterhält sich dann mit ihnen über irgendeine Fernsehserie, wobei sie über den Lärm der Kaffeemühle schreien muss. Heute Morgen ist es bitterkalt, der Nebel hängt tief, und Hazbeanz ist ein gemütlicher Leuchtturm in der düsteren, depressiven Landschaft der Stadt. Allein der Geruch – ein warmer Duft nach frischen Croissants und gemahlenem Kaffee – genügt, um die Seele zu erfreuen.
    Ich stehe in der Schlange und bestelle das Gleiche wie sonst, schwatze ein bisschen mit den Mädchen, vor allem mit dem, das ich die schrille Rita nenne. Die Kleine hat eine Stimme, mit der man Zähne bohren könnte. Man weiß, dass ich gern die Zeitung lese, während das Brot für die Armen Ritter eingeweicht wird. Ich mag sie gut eingeweicht und knusprig gebraten. Das verschafft mir Zeit, und deshalb bestelle ich es so. Der Daily Record , aufgeschlagen auf Joans Kummerkastenseite, bietet mir ein Versteck für mein Gesicht. Und etwas zu lachen.
    Bannon, der Immobilienmakler, kommt herein, begrüßt die Mädchen und bestellt wie gewöhnlich ein Schinkenbrötchen und einen großen Kaffee mit Milch.
    Ich nicke ihm zum Gruß zu und widme mich dann wieder der Lebenshilfeseite. Jemand hat es satt, für das Chaosleben seiner Tochter zu bezahlen. Die wissen gar nicht, wie viel Glück sie mit ihrem Kind haben.
    Rita ruft etwas hinter dem Tresen. Heute ist wirklich was los. Die Polizisten waren früh am Start. Bannon nickt. Rita ruft, es gehe um die Leiche, die sie ein paar Straßen weiter gefunden haben. Bannon nickt wieder, ein wenig zögerlicher.
    Rita fährt fort: »Aber es ist kein gutes Zeichen, dass die da drüben keine Kantine mehr haben und so viel arbeiten. Da brauchen die doch jede Menge Wurstbrötchen, um bei Kräften zu bleiben.«
    Die Tür klingelt, und wieder kommt ein Mann herein. Er telefoniert und lächelt dabei. »Schwarzer Tee ohne Zucker, ja?«, sagt er ins Handy. Er wendet sich mit seinem charmanten Lächeln an Rita.
    Rita wischt sich die Hände an der Schürze ab und lässt Bannon stehen. »Guten Morgen, Sir, was kann ich für Sie tun?«
    Ich blicke an der Seite meiner Zeitung vorbei.
    Und irgendwie bleibt die Welt stehen.
    Wie tot.
    Um Viertel nach sieben hatte sich die gesamte Kommission versammelt. Bislang gab es keine Information, wer von der K-Division kommen würde.
    Anderson stand auf und sah sich das Team an. Dann berichtigte er sich – den Teil des Teams aus Partickhill. Die Schwellung in Brownes Gesicht wurde langsam dunkel, und sie sah aus wie ein Panda. Er beobachtete, wie ihr Blick voller Mitleid zu den Bildern von Emily schweifte. Emily Corbetts Fall war überaus emotionsgeladen, und Browne war neu beim Morddezernat und hatte noch keine Zeit gehabt, ausreichende Distanz zu entwickeln. Wenn sie emotional nicht belastbar war, könnte dieser Fall eine harte Probe für sie darstellen. Und was war mit Lambie, der von Emotionen getrieben schien? Anderson kreuzte die Finger, damit nicht ausgerechnet er derjenige wäre, den die K-Division aus Paisley schickte.
    Wyngate stieß einen Stapel Akten um und bückte sich, um sie aufzuheben. Während er auf dem Boden war, flackerte das Neonlicht.
    »Oh Gott«, murmelte Littlewood und versuchte, den Heizlüfter mittels purer Willenskraft dazu zu bringen, den Geist nicht aufzugeben.
    Hinten hockte Costello neben dem Heizkörper, die Arme um die Knie geschlungen, die Hacken auf der Sitzfläche des Stuhls. Sie sah aus, als sei sie halb erfroren und tief in Gedanken versunken. Die Tür ging auf, und Ronnie Gillespie, der Fotoassistent, den Anderson im Barochan Moss kennen gelernt hatte, kam mit zwei schweren Taschen voller Ausrüstung herein. Ihm folgte eine weitere Gestalt. Anderson verglich die beiden unwillkürlich. Beide waren groß, dunkel und schlank, aber die Götter hatten dem zweiten zugelächelt, während Ronnie Gillespie nur im Vorübergehen einen raschen Klaps bekommen hatte. Es musste Castiglia sein, und zwar persönlich. Er trug ein Papptablett mit Kaffee, Tee und heißen Croissants.
    »Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken«, sagte Castiglia. »Die sind vom Mädchen in dem Coffeeshop.«
    Das Team fiel darüber her wie ein Rudel verhungerter Hyänen.
    »Danke, Harry«, sagte Costello. Anderson fiel auf, dass

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