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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bemerkte eine Stimme.
    Es war eine Stimme, die Alan kannte. Sie gehörte diesem grandiosen, einen Toronado fahrenden Hurensohn George Stark.
    »Wir nennen diesen Laden Endsville«, sagte die Stimme, »denn er ist der Ort, an dem alle Waren und Dienstleistungen enden.«
    Alan sah eine große Schlange – sie sah aus wie eine Python mit dem Kopf einer Klapperschlange -, die aus einer riesigen Kollektion von Apple-Computern mit der Aufschrift ZUR ALLGEMEINEN BENUTZUNG herausglitt. Er wollte die Flucht ergreifen, aber die linienlose Hand packte seinen Arm und hielt ihn zurück.
    »Nur zu«, sagte die Stimme überredend. »Nimm, was du willst, alter Freund. Nimm alles, was du willst – und zahle dafür.««
    Aber jeder Gegenstand, den er in die Hand nahm, war die verkohlte, zerschmolzene Schließe vom Sicherheitsgurt seines Sohnes.

Achtes Kapitel
     

1
     
    Danforth Keeton hatte keinen Gehirntumor; dennoch hatte er fürchterliche Kopfschmerzen, als er am frühen Samstagmorgen in seinem Büro saß. Auf seinem Schreibtisch lag ausgebreitet neben einem Stapel rot eingebundener Steuerhauptbücher der Stadt für die Jahre 1982 bis 1989 ein ganzer Haufen Korrespondenz – Briefe von der Obersten Finanzbehörde des Staates Maine und Fotokopien seiner Antworten darauf.
    Alles fing an, ihm um die Ohren zu fliegen. Er wußte es, war aber nicht imstande, etwas dagegen zu unternehmen.
    Keeton hatte gestern spät am Tage einen Ausflug nach Lewiston unternommen, war gegen halb eins nach Castle Rock zurückgekehrt und hatte den Rest der Nacht damit verbracht, rastlos in seinem Arbeitszimmer umherzuwandern, während seine Frau oben den Schlaf der Tranquilizer schlief. Dabei war sein Blick immer häufiger zu dem kleinen Schrank in der Ecke seines Arbeitszimmers gewandert. In diesem Schrank befand sich ein hohes, mit Pullovern vollgepacktes Bord. Die meisten dieser Pullover waren alt und mottenzerfressen. Unter ihnen stand ein aus Holz geschnitzter Kasten, den sein Vater angefertigt hatte, lange bevor die Alzheimersche Krankheit sich in ihn eingeschlichen hatte wie ein Schatten, der ihn all seiner beträchtlichen Fähigkeiten und Erinnerungen beraubte. In diesem Kasten lag ein Revolver.
    Keeton ertappte sich dabei, daß er immer häufiger an den Revolver dachte. Nicht für sich selbst; zumindest vorerst nicht. Für SIE. Die Verfolger.
    Viertel vor sechs hatte er das Haus verlassen und war durch die dämmerungsstillen Straßen zum Gebäude der Stadtverwaltung gefahren. Eddie Warburton, einen Besen in der Hand und eine Chesterfield im Mund (die Christophorus-Medaille aus massivem Gold, die er am Vortag bei Needful Things gekauft hatte, war sicher unter seinem blauen Arbeitshemd verborgen), hatte beobachtet, wie er sich die Treppe zum ersten Stock hinaufschleppte. Zwischen den beiden Männern wurde kein Wort gewechselt. Eddie hatte sich im Laufe des letzten Jahres daran gewöhnt, daß Keeton zu den ungewöhnlichsten Zeiten auftauchte, und Keeton hatte seit langem aufgehört, Eddie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
    Jetzt fegte Keeton die Papiere zusammen, widerstand dem Impuls, sie einfach in Fetzen zu reißen und die Stücke überall herumzuwerfen, und begann, sie zu sortieren. Die Schreiben der Finanzbehörde auf einen Haufen, seine Erwiderungen auf einen anderen. Er bewahrte diese Briefe in der untersten Schublade seines Aktenschrankes auf – in einer Schublade, für die nur er einen Schlüssel hatte.
    Die meisten Briefe wiesen das gleiche Kürzel auf: DK/sl. DK war natürlich Danforth Keeton. sl war Shirley Laurence, seine Sekretärin, die Diktate aufnahm und Briefe tippte. Allerdings hatte Shirley keines seiner Antwortschreiben an die Finanzbehörde getippt, ungeachtet der dort stehenden Initialen.
    Es war klüger, gewisse Dinge für sich zu behalten.
    Beim Sortieren sprang ihm ein Satz entgegen: »... und wir stellen Diskrepanzen fest in der vierteljährlichen Steuererklärung der Stadt Nummer 11 für das Steuerjahr 1989...«
    Er legte den Brief schnell beiseite.
    Ein anderer: »... bei der Prüfung einer Auswahl von Lohnabrechnungsformularen für das letzte Quartal 1987 stellten wir schwerwiegende Fragen betreffend...«
    In die Akte.
    Noch einer: »... glauben, daß Ihre Bitte um Aufschiebung der Steuerprüfung zu diesem Zeitpunkt verfrüht sein dürfte...«
    Sie fegten in einem Übelkeit erregenden Wirbel an ihm vorüber, und er kam sich vor wie auf einer außer Kontrolle geratenen Achterbahn.
    »... Fragen über diese Gelder

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