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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seiner Probleme verdankte. Ohne sie wäre Keeton gezwungen gewesen, sich sein eigenes Grab mit Hacke und Schaufel zu graben. Mit ihnen war er imstande gewesen, es mit einem finanziellen Großbagger zu tun.
    Es war eine zweitägige Konferenz. Am Abend des ersten Tages hatte Steve vorgeschlagen, auszugehen und in der großen Stadt ein bißchen Spaß zu haben. Butch und Harry hatten abgelehnt. Auch Keeton war nicht wild darauf, den Abend mit Steve Frazier zu verbringen – er war ein fetter, alter Prahlhans mit Schmalz anstelle von Gehirn. Er war trotzdem mitgegangen. Vermutlich wäre er auch mitgegangen, wenn Steve eine Runde durch die tiefsten Scheißgruben der Hölle vorgeschlagen hätte. Steve war schließlich der Vorsitzende des Stadtrates. Harry Samuels war es zufrieden, den Rest seines Lebens als Zweiter, Dritter oder Vierter Stadtrat dahinzuvegetieren. Butch Nedeau hatte bereits erklärt, daß er nach seiner jetzigen Amtsperiode auszuscheiden gedachte – aber Danforth Keeton hatte Ambitionen, und Frazier, fetter, alter Prahlhans oder nicht, war der Schlüssel dazu.
    Also waren sie ausgegangen und hatten zuerst in The Holly Station gemacht. BE JOLLY AT THE HOLLY! lautete das Motto über der Tür, und Frazier hatte gewaltig einen draufgemacht, hatte Scotch mit Wasser getrunken, als wäre der Scotch weggelassen worden, und den Stripperinnen zugepfiffen, die überwiegend fett und überwiegend alt und immer langsam waren. Keeton fand, daß die meisten von ihnen aussahen, als stünden sie unter Drogen. Er erinnerte sich, gedacht zu haben, daß es ein langer Abend werden würde.
    Dann waren sie zur Rennbahn gegangen, und alles hatte sich geändert.
    Sie kamen noch rechtzeitig zum fünften Rennen, und Frazier hatte einen protestierenden Keeton zum Wettschalter gedrängt wie ein Schäferhund, der ein verirrtes Lamm in die Herde zurücktreibt.
    »Steve, ich verstehe nicht das geringste von...«
    »Das macht nichts«, erwiderte Frazier vergnügt und atmete Scotchdünste in Keetons Gesicht. »Heute abend haben wir Glück, Buster. Ich spüre es.«
    Er hatte keine Ahnung, wie man wettete, und Fraziers ständiges Geschwätz machte es schwer, mitzuhören, was die anderen Wetter in der Schlange sagten, wenn sie das Zwei-Dollar-Fenster erreicht hatten.
    Als er dort angekommen war, schob er dem Kassierer eine Fünf-Dollar-Note zu und sagte: »Nummer Vier.«
    »Sieg oder Platz?« fragte der Kassierer, aber einen Moment lang war Keeton zu keiner Antwort fähig gewesen. Hinter dem Kassierer sah er etwas Erstaunliches. Drei Angestellte zählten und bündelten riesige Mengen von Banknoten, mehr Geld, als Keeton je auf einem Haufen gesehen hatte.
    »Sieg oder Platz?« wiederholte der Kassierer ungeduldig. »Entscheiden Sie sich, Mann. Wir sind hier nicht in der Öffentlichen Bibliothek.«
    »Sieg«, hatte Keton gesagt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was »Platz« bedeutete, aber »Sieg« verstand er sehr gut.
    Der Kassierer schob ihm einen Wettschein und drei Dollar Wechselgeld zu – eine Ein- und eine Zwei-Dollar-Note. Keeton betrachtete die Zweier-Note mit neugierigem Interesse, während Frazier seine Wette plazierte. Er hatte natürlich gewußt, daß es so etwas wie Zwei-Dollar-Noten gab, aber er glaubte nicht, daß er jemals zuvor eine gesehen hatte. Thomas Jefferson war darauf. Interessant. Überhaupt war die ganze Sache interessant – der Geruch nach Pferden, Popcorn, Erdnüssen; die geschäftige Menge, die hektische Atmosphäre. Der Platz war wach auf eine Art, die er sofort erkannte und auf die er sofort reagierte. Er hatte diese Art von Wachheit schon in sich selbst gespürt, schon oft, aber dies war das erste Mal, daß er sie in einer größeren Welt empfand. Danforth »Buster« Keeton, der kaum jemals so etwas wie Zugehörigkeit verspürte, hatte das Gefühl, daß er hier dazugehörte. Voll und ganz dazugehörte.
    »Damit kann The Holly nicht konkurrieren«, sagte er, als Frazier zu ihm trat.
    »Ja, Trabrennen sind eine feine Sache«, sagte Frazier. »Natürlich nicht mit der World Series zu vergleichen, aber auch nicht ohne. Kommen Sie, gehen wir hinüber an den Zaun. Auf welches Pferd haben Sie gesetzt?«
    Keeton wußte es nicht mehr. Er mußte auf seinem Wettschein nachsehen. »Nummer Vier«, sagte er.
    »Auf Platz?«
    »Äh – auf Sieg.«
    Frazier schüttelte mit gutmütiger Verachtung den Kopf und schlug ihm auf die Schulter. »Auf Sieg ist eine Wette für Hohlköpfe. Eine Wette für Hohlköpfe, auch wenn der

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