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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zog Sheilas Tuch aus seiner Faust und pustete es dramatisch in die Luft. Es entfaltete sich und ließ sich dann auf Norris’ Schreibmaschine nieder wie ein bunter Schrnetterling. Alan warf wieder einen Blick auf John, dann seufzte er. »Auch nicht so toll, nicht wahr?«
    »Es ist ein hübscher Trick«, sagte John, »aber ich habe ihn schon ein paarmal gesehen. Vierzigmal oder fünfzig.«
    »Was meinen Sie, Eddie?« rief Alan. »Nicht schlecht für einen Kleinstadtbullen, wie?«
    Eddie blickte kaum von dem Kühler auf, den er jetzt aus Plastikflaschen auffüllte, auf denen QUELLWASSER stand. »Hab’ nichts gesehen, Chef. Tut mir leid.«
    »Ihr seid hoffnungslos, alle beide«, sagte Alan. »Aber ich arbeite an einer Variante, John. Dann werden Sie staunen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Warten wir’s ab. Wollen Sie immer noch, daß ich die Toiletten in dem neuen Restaurant draußen an der River Road überprüfe, Alan?«
    »Das will ich immer noch.«
    »Warum bleibt die Dreckarbeit immer an mir hängen? Warum kann Norris nicht...«
    »Norris hat die Toiletten vom Happy Trails-Campingplatz im Juli und im August überprüft«, sagte Alan. »Im Juni habe ich es getan. Hören Sie auf zu meckern, Johnny. Sie sind einfach an der Reihe. Ich möchte, daß Sie auch Wasserproben entnehmen. Nehmen Sie ein paar von den Spezialbeuteln mit, die sie uns aus Augusta geschickt haben. Es liegt immer noch eine Menge davon in dem Schrank auf dem Flur. Ich glaube, ich habe sie hinter Norris’ Packung Hi-Ho-Crackers gesehen.«
    »Okay«, sagte John, »von mir aus. Aber auf die Gefahr hin, daß Sie behaupten, ich meckerte schon wieder – für das Untersuchen des Wassers auf Krabbeltierchen ist der Besitzer des Restaurants verantwortlich. Ich habe nachgeschlagen.«
    »Natürlich ist er das«, sagte Alan, »aber hier ist von Timmy Gagnon die Rede – und was sagt Ihnen das?«
    »Es sagt mir, daß ich im neuen Riverside B-B-Q Delish keinen Hamburger kaufen würde, selbst wenn ich dem Hungertod nahe wäre.«
    »Richtig!« rief Alan. Er stand auf und klopfte John auf die Schulter. »Ich hoffe, wir können diesem Schlamper das Handwerk legen, bevor der Bestand an streunenden Katzen und Hunden in Castle Rock rapide abnimmt.«
    »Das ist ziemlich haarig, Alan.«
    »Nein – das ist Timmy Gagnon. Besorgen Sie die Wasserproben, und ich schicke sie noch heute abend, bevor ich Feierabend mache, an das Gesundheitsamt in Augusta.«
    »Was haben Sie heute vormittag vor?«
    Alan rollte seinen Ärmel herunter und knöpfte die Manschette zu. »Jetzt gehe ich erst einmal die Straße hinauf zu Needful Things«, sagte er. »Ich möchte Mr. Lelant Gaunt kennenlernen. Er hat Polly ziemlich beeindruckt, und nach dem, was ich in der Stadt so höre, ist sie nicht die einzige, der er gefällt. Waren Sie schon in dem Laden?«
    »Noch nicht«, sagte John. Sie gingen auf die Tür zu. »Bin ein paarmal vorbeigegangen. Interessante Mischung von Dingen in seinem Schaufenster.«
    Sie gingen an Eddie vorbei, der jetzt die große Glasflasche des Wasserkühlers mit einem Lappen polierte. Er schaute nicht auf, als Alan und John vorbeigingen; er schien völlig in sein eigenes Universum versunken zu sein. Aber sobald die Seitentür hinter ihnen ins Schloß gefallen war, begab sich Eddie eilends in die Telefonzentrale und nahm den Hörer ab.

7
     
    »In Ordnung... ja... ja, ich verstehe.«
    Leland Gaunt stand neben seiner Registrierkasse und hielt ein schnurloses Cobra-Telefon ans Ohr. Ein Lächeln, so dünn wie eine Mondsichel, rundete seine Lippen.
    »Danke, Eddie. Vielen Dank.«
    Gaunt wanderte zu dem Vorhang hinüber, der den Laden von dem dahinterliegenden Raum trennte. Er neigte den Oberkörper hinter den Vorhang und bückte sich. Als er wieder hochkam, hielt er ein Schild in der Hand.
    »Sie können jetzt heimgehen... ja... Sie können ganz sicher sein, daß ich es nicht vergessen werde. Ich vergesse nie ein Gesicht oder einen Gefallen, den mir jemand getan hat, Eddie, und das ist einer der Gründe, warum es mir so zuwider ist, daran erinnert zu werden. Auf Wiederhören.«
    Er drückte auf den AUS-Knopf, ohne eine Erwiderung abzuwarten, schob die Antenne zusammen und steckte das Telefon in die Tasche seines Hausrockes. An der Tür war wieder die Jalousie herunterzogen. Mr. Gaunt griff zwischen Jalousie und Glas, entfernte das Schild mit der Aufschrift
    GEÖFFNET
und ersetzte es durch das, das er hinter dem Vorhang hervorgeholt hatte. Dann trat er ans Schaufenster, um

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