Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
schon jetzt das Gefühl hatte, als wäre Gaunt der beste Freund, den er in den letzten zehn Jahren gehabt hatte, öffnete den Mund, um zu protestieren. Gaunt hob die Hand, und es kam kein Protest heraus.
    »... und Sie haben nicht die geringste Ahnung, ob ich Ihnen etwas verkauft habe, das tatsächlich funktioniert, oder nur ein leeres Hirngespinst ist – etwas, das sich in einen Alptraum verwandelt, wenn man der Sache auf den Grund geht. Ich bin sicher, daß Sie das alles jetzt wissen; ich verfügte über sehr viel Überredungsgabe, wenn ich das von mir selbst behaupten darf. Aber ich möchte zufriedene Kunden, Mr. Keeton, und zwar ausschließlich zufriedene Kunden. Ich bin schon sehr lange im Geschäft, und ich habe meinen Ruf auf zufriedenen Kunden aufgebaut. Also nehmen Sie das Spielzeug. Wenn es für Sie funktioniert, gut. Wenn nicht, dann schenken Sie es der Heilsarmee oder werfen Sie es auf die Müllkippe. Was haben Sie schon verloren? Zwei Dollar.«
    »Zwei Dollar«, pflichtete Keeton ihm verträumt bei.
    »Aber wenn es funktioniert, und wenn Sie es schaffen, sich diese vorübergehenden finanziellen Sorgen aus dem Kopf zu schlagen, dann kommen Sie wieder zu mir. Dann setzen wir uns hin, trinken eine Tasse Kaffee, wie wir es heute morgen getan haben – und reden über SIE.«
    »Es ist schon viel zu weit gegangen, als daß ich das Geld einfach zurückgeben könnte«, sagte Keeton mit der klaren, aber unbeteiligten Stimme von jemandem, der im Schlaf redet. »Es gibt mehr Spuren, als ich in fünf Tagen verwischen kann.«
    »In fünf Tagen kann viel passieren«, sagte Mr. Gaunt nachdenklich. Er erhob sich, bewegte sich mit geschmeidiger Anmut. »Sie haben einen großen Tag vor sich – und ich auch.«
    »Aber SIE«, protestierte Keeton. »Was ist mit IHNEN?«
    Gaunt legte eine seiner langen, kalten Hände auf Keetons Arm, und selbst in seinem benommenen Zustand spürte Keeton, wie sich bei der Berührung sein Magen verkrampfte. »Um SIE kümmern wir uns später«, sagte er. »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«

6
     
    »John!« rief Alan, als John LaPointe durch den Seiteneingang das Sheriff-Büro betrat. »Schön, Sie zu sehen!«
    Es war halb elf am Samstagvormittag, und das Sheriff-Büro von Castle Rock war so leer wie selten. Norris war irgendwo zum Fischen unterwegs, und Seaton Thomas besuchte seine beiden altjüngferlichen Schwestern in Sanford. Sheila Brigham war im Pfarrhaus von Our Lady of Serene Waters und half ihrem Bruder beim Aufsetzen eines weiteren Briefes an die Zeitung, der den im Grunde harmlosen Charakter der Kasino-Nacht erklären sollte. Außerdem wollte Father Brigham, daß der Brief seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, daß William Rose so verrückt war wie eine Laus in einem Misthaufen. Natürlich konnte man nicht daherkommen und dergleichen aussprechen - nicht in einem Familienblatt -, aber Father John und seine Schwester Sheila taten, was in ihren Kräften stand, um daran keinen Zweifel zu lassen. Andy Clutterbuck war dienstlich unterwegs, das zumindest nahm Alan an; er hatte sich noch nicht gemeldet, seit Alan vor etwa einer Stunde ins Büro gekommen war. Bis John auftauchte, war der einzige andere Mensch, der sich im Gebäude der Stadtverwaltung aufhielt, offensichtlich Eddie Warburton gewesen, der sich an dem Wasserkühler in der Ecke zu schaffen machte.
    »Was liegt an, Chef?« fragte John, der sich auf der Kante von Alans Schreibtisch niedergelassen hatte.
    »Am Samstagvormittag? Nicht viel. Aber sehen Sie sich das mal an.« Alan knöpfte die rechte Manschette seines Khakihemdes auf und schob den Ärmel hoch. »Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß meine Hand sich nicht von meinem Handgelenk löst.«
    »Okay«, sagte John. Er holte ein Juicy Fruit aus seiner Hosentasche, wickelte es aus und steckte es in den Mund.
    Alan zeigte die Fläche seiner rechten Hand, drehte sie um, damit der Handrücken zu sehen war, dann ballte er die Hand zur Faust. Er griff mit dem linken Zeigefinger hinein und zog einen winzigen Zipfel Seide heraus. Dann hob er die Brauen und sah John an. »Nicht schlecht, was?«
    »Wenn das Sheilas Tuch ist, dann wird es ihr gar nicht gefallen, wenn es zerknittert ist und nach Ihrem Schweiß riecht«, sagte John. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er fassungslos vor Staunen.
    »Es ist nicht meine Schuld, daß sie es auf ihrem Schreibtisch vergessen hat«, sagte Alan. »Außerdem schwitzen Illusionisten nicht. Und nun sagen Sie Heisa! und Abrakadabra!« Er

Weitere Kostenlose Bücher