Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
dieses Wort. Von allen Worten in der englischen Sprache ist es das widerwärtigste. Ich glaube sogar, es ist in allen Sprachen das widerwärtigste.«
    Der Mann im altmodischen Dress der Brooklyn Dodgers steckte den Baseball in seinen Handschuh und drehte sich voll zu Brian um. Es war tatsächlich Mr. Gaunt, und Brian spürte, wie ein lähmendes Entsetzen sein Herz ergriff. »Ich habe gesagt, daß ich möchte, daß du Wilma einen Streich spielst, Brian, das ist richtig, aber ich habe nicht gesagt, daß du ihr nur diesen und keinen weiteren Streich spielen solltest. Das hast du nur angenommen, Sportsfreund. Glaubst du mir, oder willst du eine Tonbandaufzeichnung unseres Gesprächs hören?«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Brian. Er war jetzt dem Stammeln gefährlich nahe. »Ich glaube Ihnen, aber...«
    »Was habe ich dir gerade über dieses Wort gesagt, Sportsfreund?«
    Brian senkte den Kopf und schluckte hart.
    »Über das Feilschen muß du noch eine Menge lernen«, sagte Koufax/Gaunt. »Du und alle Leute in Castle Rock. Das ist einer der Gründe, weshalb ich hergekommen bin – um ein Seminar abzuhalten über die schöne Kunst des Feilschens. Es gab einmal einen Mann hier in der Stadt, einen Burschen namens Merrill, der ein bißchen davon verstand, aber der ist jetzt auf dem großen Trödelmarkt im Himmel.« Er grinste und entblößte große, unregelmäßige Zähne in Sandy Koufax’ schmalen, grüblerischen Gesicht. »Und der Begriff >gutes Geschäft< – auch darüber werde ich den Leuten noch einiges beibringen müssen.«
    »Aber...« Das Wort war aus Brians Mund heraus, bevor er es zurückhalten konnte.
    »Da gibt es kein Aber«, sagte Koufax/Gaunt. Er beugte sich vor. Sein Gesicht starrte Brian unter dem Schirm seiner Baseballmütze streng an. »Mr. Gaunt weiß es am besten. Kannst du das sagen, Brian?«
    In Brians Kehle arbeitete es, aber kein Laut kam heraus. Er spürte heiße, lockere Tränen hinter seinen Augen.
    Eine große, kalte Hand legte sich auf seine Schulter. Und packte zu. »Sag es!«
    »Mr. Gaunt...« Brian mußte abermals schlucken, um für die Wörter Platz zu schaffen. »Mr. Gaunt weiß es am besten.«
    »Stimmt, Sportsfreund. Stimmt haargenau. Und es bedeutet, daß du tun wirst, was ich dir sage – sonst...«
    Brian bot seine gesamte Willenskraft auf und unternahm einen letzten Versuch.
    »Und was ist, wenn ich nein sage? Was ist, wenn ich nein sage, weil ich die – wie nennen Sie das – die Bedingungen nicht verstanden habe?«
    Koufax/Gaunt zog den Baseball aus seinem Handschuh und schloß seine Hand darum. Kleine Tropfen Blut begannen aus den Nähten hervorzuquellen.
    »Du kannst gar nicht nein sagen, Brian«, sagte er leise. »Jetzt nicht mehr. Dies ist schließlich das siebente Spiel der World Series. Alle Hühner sitzen auf der Stange, und jetzt geht es hart auf hart. Sieh dich um. Los, sieh dich richtig um.«
    Brian schaute sich um und stellte voller Entsetzen fest, daß Ebbets Field so voll war, daß die Leute in den Gängen standen – und er kannte sie alle. Er sah seine Mutter und seinen Vater zusammen mit seinem kleinen Bruder Sean in der Loge hinter dem Schlagmal. Seine Sprechtherapie-Klasse, flankiert von Miss Ratcliffe an der einen und ihrem dämlichen Verlobten Lester Pratt an der anderen Seite, saß aufgereiht entlang der ersten Lauflinie, trank Royal Crown Cola und mampfte Krapfen. Das gesamte Sheriff-Büro von Castle Rock saß auf den unüberdachten Plätzen, trank Bier aus Pappbechern mit den Bildern der diesjährigen Bewerberinnen um den Titel der Miss Rheingold. Er sah seine Sonntagsschul-Klasse, die Mitglieder des Stadtrates, Myra und Chuck Evans, seine Tanten, seine Onkel, seine Vettern. Dort, hinter dem dritten Mal, saß Sonny Jackett, und als Koufax/Gaunt den blutenden Ball warf und er abermals im Handschuh des Fängers den Gewehrknall erzeugte, sah Brian, daß das Gesicht hinter der Maske Hugh Priest gehörte.
    »Fahr dich über den Haufen, Bürschchen«, sagte Hugh, während er den Ball zurückwarf. »Sorge dafür, daß du winselst.«
    »Du siehst, Sportsfreund, jetzt geht es nicht mehr nur um die Baseballkarte«, sagte Koufax/Gaunt hinter ihm. »Das weißt du doch, nicht wahr? Als du diesen Schlamm auf Wilma Jerzycks Laken geworfen hast, hast du etwas ausgelöst. Wie ein Mann, der eine Lawine auslöst, nur weil er an einem warmen Wintertag zu laut gerufen hat. Jetzt hast du eine ganz einfache Wahl. Mach weiter – oder bleib, wo du bist, und laß dich begraben.«
    In

Weitere Kostenlose Bücher