In einer kleinen Stad
können dich Hubert J. Hurensohn nennen, wenn wir wollen.«
Er und sein Bruder schauten einander an. Sie verständigten sich wortlos. Dave stand auf und tippte Too-Tall-Timmy auf die Schulter. Er gab Too-Tall sein Gewehr. Dave und Mike verließen den Transporter und standen dann dicht nebeneinander bei einem Sumachgestrüpp am Rande eines Feldes. Ace wußte nicht, was sie sprachen, aber er wußte nur zu gut, was vor sich ging. Sie entschieden darüber, was sie mit ihm machen sollten.
Er saß auf der Kante des Wasserbettes, schwitzte wie ein Schwein und wartete darauf, daß sie wieder hereinkamen. Too-Tall-Timmy hatte sich in den Kapitänssessel geflegelt, den Mike Corson freigemacht hatte, hielt das H & K auf Ace gerichtet und wiegte den Kopf vor und zurück. Ganz schwach konnte Ace aus dem Kopfhörer die Stimmen von Marvin Gaye und Tammy Terrell hören. Marvin und Tammy, beide jüngst verstorbene Größen, sangen »My Mistake«.
Mike und Dave kamen wieder herein.
»Wir geben dir drei Monate, um die Sache in Ordnung zu bringen«, sagte Mike. Ace spürte, wie er vor Erleichterung erschlaffte. »Im Augenblick liegt uns mehr daran, unser Geld zurückzubekommen, als dir das Fell abzureißen. Außerdem ist da noch etwas.«
»Wir wollen Ducky Mortin eine Lektion erteilen«, sagte Dave. »Er hat seinen Scheiß lange genug abgezogen.«
»Der Kerl bringt uns in Verruf«, sagte Mike.
»Wir glauben, daß du ihn finden kannst«, sagte Dave. »Ich glaube, er wird denken, einmal ein Ace-Loch, immer ein Ace-Loch.«
»Hast du dazu irgend etwas zu bemerken, Ace-Loch?« fragte ihn Mike.
Ace hatte nichts dazu zu bemerken. Er war heilfroh, zu wissen, daß er ein weiteres Wochenende erleben würde.
»Der erste November ist dein Stichtag«, sagte Dave. »Du bringst uns bis zum ersten November unser Geld, und dann ziehen wir gegen Ducky zu Feld. Wenn du es nicht tust, dann werden wir sehen, wie viele Stücke wir aus dir herausschneiden können, bevor du schließlich aufgibst und abkratzt.«
8
Als der Ballon hochging, besaß Ace ein Sortiment von ungefähr einem Dutzend großkalibriger Waffen sowohl der automatischen als auch der halbautomatischen Art. Er hatte den größten Teil seiner Gnadenfrist mit dem Versuch verbracht, diese Waffen in Bargeld umzuwandeln. Sobald ihm das gelungen war, konnte er das Bargeld wieder in Koks umwandeln. Man konnte keine bessere Ware haben als Kokain, wenn man schleunigst großes Geld machen mußte.
Aber auf dem Waffenmarkt herrschte totale Flaute. Er hatte die Hälfte seines Bestandes verkauft – keines von den großen Dingern -, und das war es dann auch. In der zweiten Septemberwoche hatte er einen vielversprechenden Kunden im Piece of Work Pub in Lewiston getroffen. Der Mann hatte auf jede nur erdenkliche Art, auf die man so etwas andeuten kann, angedeutet, daß er gern mindestens sechs, vielleicht sogar zehn automatische Waffen kaufen würde, vorausgesetzt, ihm würde in Verbindung mit dem Kauf der Schießeisen der Name eines verläßlichen Munitionshändlers genannt. Den konnte Ace liefern; die Flying Corson Brothers waren die verläßlichsten Munitionshändler, die er kannte.
Ace ging in die Toilette, um eine Portion zu schnupfen, bevor er den Deal unter Dach und Fach brachte. Er war durchdrungen von jenem glücklichen, erleichterten Glühen, das schon eine Reihe von amerikanischen Präsidenten in die Bredouille gebracht hat; er glaubte, er sähe Licht am Ende des Tunnels.
Er legte den kleinen Spiegel, den er in der Hemdtasche bei sich trug, auf den Spülkasten und löffelte gerade Koks darauf, als sich aus der Nebenkabine eine Stimme zu Wort meldete. Ace fand nie heraus, wem diese Stimme gehörte; er wußte nur, daß ihr Besitzer ihm möglicherweise fünfzehn Jahre in einem Staatsgefängnis erspart hatte.
»Mann, Sie haben mit einem Kerl mit einer Wanze geredet«, sagte die Stimme aus der Nebenkabine, und als Ace die Toilette verließ, tat er es durch die Hintertür.
9
Nach diesem knappen Entkommen (der Gedanke, daß sein unsichtbarer Informant sich nur einen Spaß gemacht haben könnte, kam ihm überhaupt nicht) wurde Ace von einer merkwürdigen Art von Lähmung befallen. Er hatte Angst davor, irgend etwas zu tun, außer hin und wieder ein bißchen Koks für den eigenen Bedarf zu kaufen. Ein solches Gefühl, an einem toten Punkt angelangt zu sein, hatte er noch nie zuvor gehabt. Es war ihm zutiefst zuwider, aber er wußte nicht, was er dagegen tun konnte. Die erste Handlung
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