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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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konnte. Die Art von Party...
    Da lag ein Umschlag auf seiner Schreibtischunterlage. Sein Name stand mitten drauf. Frank Jewett verspürte ein gräßliches, absackendes Gefühl in der Magengrube. Es fühlte sich an wie ein außer Kontrolle geratener Fahrstuhl. Er schaute auf und sah, daß Alice und Brion, fast Wange an Wange, hereinlugten. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Münder standen offen, und Frank dachte: Jetzt weiß ich, wie sich ein Fisch in einem Aquarium fühlt.
    Er winkte ihnen zu – verschwindet! Sie verschwanden nicht, und irgendwie überraschte ihn das nicht. Dies war ein Alptraum, und in Alpträumen liefen die Dinge nie so, wie man wollte. Deshalb waren sie ja Alpträume. Er war durchdrungen von einem grauenhaften Gefühl des Verlustes und der Desorientierung – aber irgendwo darunter, wie ein lebendiger Funke unter einem Haufen feuchten Brennholzes, glomm eine kleine blaue Flamme der Wut.
    Er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und legte den Stapel Zeitschriften auf den Fußboden. Er sah, daß die Schublade, in der sie sich befunden hatten, tatsächlich aufgebrochen worden war, genau, wie er befürchtet hatte. Er riß den Umschlag auf und schüttelte den Inhalt heraus. Er bestand fast ausschließlich aus Hochglanzfotos. Fotos von ihm und George T. Nelson bei dieser Party in Boston. Sie verlustierten sich mit einer Reihe netter junger Burschen (der älteste der netten jungen Burschen war vielleicht zwölf), und auf jedem dieser Fotos war George T. Nelsons Gesicht verdeckt, das von Frank Jewett aber kristallklar.
    Auch das überraschte Frank nicht sonderlich.
    Außerdem steckte in dem Umschlag ein Brief. Er holte ihn heraus und las ihn.
    Frank, alter Freund,
    tut mit leid, das tun zu müssen, aber ich muß die Stadt verlassen und habe keine Zeit für Umschweifigkeiten. Ich brauche 2000 Dollar. Bringe sie heute abend um 19 Uhr in mein Haus. Bis jetzt kannst du dich aus dieser Sache herauswinden. Es wird zwar schwierig sein, aber im Grunde kein Problem für einen aalglatten Bastard wie dich. Aber du solltest dich fragen, wie es dir gefallen würde, Abzüge von diesen Fotos an jedem Telegrafenmast in der Stadt zu sehen, direkt unter diesen Kasino-Nacht-Plakaten. Sie werden dich mit Schimpf und Schande aus der Stadt jagen. Nicht vergessen: 2000 Dollar in meinem Haus, spätestens 19.15 Uhr, sonst wirst du dir wünschen, ohne Pimmel geboren zu sein.
    Dein Freund
    George
    Dein Freund.
    Dein Freund!
    Seine Augen wanderten immer wieder mit einer Art ungläubigem, fassungslosem Entsetzen zu dieser Schlußzeile zurück.
    Dein mutterschänderischer, päderastischer, schwanzlutschender Freund!
    Brion McGinley hämmerte immer noch an die Tür, aber als Frank Jewett schließlich von dem aufschaute, was auf seinem Schreibtisch seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte, hielt Brions Faust mitten in der Bewegung inne. Das Gesicht des Direktors war totenbleich bis auf zwei leuchtendrote Clownsflecken auf seinen Wagen. Ein schmales Lächeln um seine Lippen ließ seine Zähne aufblinken.
    Er sah überhaupt nicht mehr aus wie Mr. Weatherbee.
    Mein Freund , dachte Frank. Er zerknüllte den Brief mit einer Hand und schob gleichzeitig mit der anderen die Hochglanzfotos wieder in den Umschlag. Der blaue Funke der Wut hatte sich gelbrot gefärbt. Das nasse Brennholz fing Feuer. Ich werde kommen und mich mit meinem Freund George T. Nelson über diese Sache unterhalten.
    »Das werde ich«, sagte Frank Jewett. »Ganz bestimmt.«

10
     
    Inzwischen war es fast Viertel nach drei, und Alan war zu dem Schluß gelangt, daß Brian Rusk einen anderen Weg eingeschlagen hatte; der Strom der heimwärts strebenden Schüler war nahezu versiegt. Und dann sah er, als er gerade in die Tasche greifen und seine Wagenschlüssel herausholen wollte, eine einsame Gestalt, die auf ihn zuradelte. Der Junge fuhr langsam, schien sich über der Lenkstange dahinzuschleppen, und sein Kopf war so tief gesenkt, daß Alan sein Gesicht nicht sehen konnte.
    Aber er konnte sehen, was sich im Gepäckkorb des Fahrrads befand: eine Playmate-Kühltasche.

11
     
    »Haben Sie verstanden?« fragte Gaunt Polly, die jetzt den Umschlag in der Hand hielt.
    »Ja. Ich – habe verstanden.« Aber ihr verträumtes Gesicht war besorgt.
    »Sie sehen nicht glücklich aus.«
    »Nun – ich...«
    »Bei Leuten, die nicht glücklich sind, tun Dinge wie dieses azka nicht immer Wirkung«, sagt Mr. Gaunt. Er deutete auf die kleine Ausbuchtung, wo die silberne Kugel auf ihrer Haut

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