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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hineinzusteigen und die nächsten beiden Stunden darin zu verbringen, ohne an Mr. Lester Großkotz Pratt zu denken. Was für eine herrliche Abwechslung das wäre! Ja, das wäre es. Ja, das...
    Was hast du da drinnen getan? Was war in dem Umschlag? Wer hat ihn dort hingelegt, außerhalb der Cafeteria? Wann? Und, was noch wichtiger ist, was hast du angerichtet, Sally?
    Sie stand einen Moment lang stocksteif da und spürte, wie sich auf ihrer Stirn und in ihren Schläfengruben kleine Schweißperlen bildeten. Ihre Augen öffneten sich weit vor Bestürzung wie die Augen eines verschreckten Rehs. Dann wurden sie schmaler, und sie setzte sich wieder in Bewegung. Sie trug eine lange Hose, und die spannte sich in ihrem Schritt auf eine merkwürdige, angenehme Art, die sie an ihre häufigen Schmusestunden mit Lester erinnerte.
    Mir ist völlig gleich, was ich getan habe, dachte sie. Ich hoffe sogar, daß es etwas wirklich Niederträchtiges ist. Er hat einen niederträchtigen Streich verdient, wenn er aussieht wie Mr. Weatherbee und all diese widerlichen Zeitschriften hat. Ich hoffe, er erstickt , wenn er in sein Büro kommt.
    »Ja, ich hoffe, der alte Ficker erstickt «, flüsterte sie. Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß sie ein derartiges Wort ausgesprochen hatte, und ihre Brustwarzen verhärteten sich wieder und begannen zu kribbeln. Sally ging schneller, und es kam ihr der vage Gedanke, daß sie in der Badewanne vielleicht noch etwas anderes tun konnte. Plötzlich war ihr, als hätte sie selbst das eine oder andere Bedürfnis. Sie wußte nicht genau, wie sie es befriedigen sollte – aber sie glaubte, daß sie es herausfinden würde.
    Schließlich half Gott denen, die sich selbst halfen.

8
     
    »Was meinen Sie, ist das ein fairer Preis?« fragte Mr. Gaunt Polly.
    Polly wollte die Frage beantworten, doch dann hielt sie inne. Mr. Gaunt schien plötzlich mit etwas anderem beschäftigt zu sein; er schaute ins Leere, und seine Lippen bewegten sich lautlos, als betete er.
    »Mr. Gaunt?«
    Er fuhr ein wenig zusammen. Dann kehrte sein Blick zu ihr zurück, und er lächelte. »Ich bitte um Entschuldigung, Polly. Manchmal gehen meine Gedanken auf Wanderschaft.«
    »Mehr als fair«, erklärte Polly. »Er erscheint mir geradezu himmlisch .« Sie holte ihr Scheckbuch aus der Handtasche und begann zu schreiben. Hin und wieder stellte sich ihr ganz vage die Frage, auf was sie sich hier einließ, und dann spürte sie, wie Mr. Gaunts Augen nach ihr riefen. Wenn sie dann aufschaute und ihre Blicke sich trafen, verschwanden die Fragen und Zweifel wieder.
    Der Scheck, den sie ihm aushändigte, war über den Betrag von sechsundvierzig Dollar ausgestellt. Mr. Gaunt faltete ihn säuberlich zusammen und steckte ihn in die Brusttasche seines Sportjacketts.
    »Vergessen Sie nicht, den Kontrollabschnitt auszufüllen«, sagte Mr. Gaunt. »Ihr mißtrauischer Freund wird ihn sicher sehen wollen.«
    »Er will Sie aufsuchen«, sagte Polly, während sie genau das tat, was Mr. Gaunt vorgeschlagen hatte. »Er hält Sie für einen Schwindler.«
    »Er hat eine Menge Ideen und eine Menge Pläne«, sagte Mr. Gaunt, »aber seine Pläne werden sich ändern, und seine Ideen werden verweht wie Nebel an einem windigen Morgen. Das versichere ich Ihnen.«
    »Sie – Sie haben doch nicht vor, ihm etwas anzutun?«
    »Ich? Damit tun Sie mir sehr unrecht, Patricia Chalmers. Ich bin Pazifist – einer der ganz großen Pazifisten der Welt. Ich würde niemals die Hand gegen unseren Sheriff erheben. Ich habe nur gemeint, daß er heute nachmittag auf der anderen Seite der Brücke beschäftigt sein wird. Er weiß es noch nicht, aber so ist es.«
    »Oh.«
    »Polly?«
    »Ja?«
    »Mit Ihrem Scheck ist das azka noch nicht vollständig bezahlt.«
    »Nein?«
    »Nein.« Er hielt einen weißen Umschlag in der Hand. Polly hatte nicht die geringste Ahnung, wo er hergekommen war, aber das schien völlig in Ordnung zu sein. »Um die Restschuld für Ihr Amulett zu begleichen, müssen Sie mir helfen, jemandem einen kleinen Streich zu spielen.«
    »Alan?« Plötzlich war sie alarmiert wie ein Waldkaninchen, das an einem heißen Sommernachmittag einen Brand schnupperte. »Meinen Sie Alan? «
    »Das tue ich ganz gewiß nicht«, sagte er. »Sie zu bitten, jemandem einen Streich zu spielen, den Sie kennen, geschweige denn jemandem, den Sie zu lieben glauben, wäre unethisch, meine Liebe.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja. Allerdings bin ich der Meinung, daß Sie eingehend über Ihr Verhältnis zu

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