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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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BÜRO DES PRÄSIDENTEN oder STTZUNGSZIMMER und nicht einmal PRIVAT – ZUTRITT VERBOTEN. Die Aufschrift auf der Tür in Alans Kopf hatte gelautet DAS ERGIBT KEINEN SINN. Alles, was er gebraucht hatte, um sie zu öffnen, war der richtige Schlüssel gewesen – der Schlüssel, den Sean Rusk ihm gegeben hatte. Und was befand sich hinter der Tür?
    Nun, Needful Things. Und sein Besitzer, Mr. Leland Gaunt.
    Brian Rusk hatte bei Needful Things eine Baseballkarte gekauft, und Brian Rusk war tot. Nettie Cobb hatte bei Needful Things einen Lampenschirm gekauft, und auch sie war tot. Wie viele weitere Bewohner von Castle Rock waren zum Brunnen gegangen und hatten von dem Giftmann vergiftetes Wasser gekauft? Norris hatte es getan – eine Angelrute. Polly hatte es getan – ein Amulett. Brian Rusks Mutter hatte es getan – eine billige Sonnenbrille, die irgend etwas mit Elvis Presley zu tun hatte. Sogar Ace Merrill hatte es getan – ein altes Buch. Alan war bereit, jede Wette darauf einzugehen, daß auch Hugh Priest etwas gekauft hatte – und Danforth Keeton.
    Und wie viele andere? Wie viele?
    Er näherte sich dem äußeren Ende der Tin Bridge, als ein Blitzstrahl vom Himmel herniederfuhr und in einer der alten Ulmen am anderen Ufer des Castle Stream einschlug. Es gab ein lautes elektrisches Knistern und einen Moment gleißender Helligkeit. Alan schlug einen Arm vor die Augen; dennoch zeichnete sich vor ihnen ein intensiv blaues Nachbild ab, während aus dem Funkgerät laute statische Geräusche kamen und die Ulme mit majestätischer Schwerfälligkeit in den Fluß kippte.
    Er ließ den Arm sinken, dann schrie er auf, als direkt über ihm ein Donnerschlag ertönte, laut genug, um die Welt zu zerreißen. Ein paar Sekunden lang erkannten seine geblendeten Augen überhaupt nichts, und er fürchtete, die Ulme könnte auf die Brücke gestürzt sein und ihm den Weg versperren. Dann sah er, daß sie gleich neben dem rostigen alten Bauwerk lag, begraben in einem Wirbel von Stromschnellen. Alan beschleunigte wieder und überquerte die Brücke. Er konnte den Wind, der sich zum Sturm gesteigert hatte, in den Streben und Trägern der Brücke heulen hören. Es war ein unheimliches, einsames Geräusch.
    Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe des alten Kombis und verwandelte alles, was davor lag, in eine schwankende Halluzination. Als Alan die Lower Main Street bis zur Kreuzung mit der Watermill Lane entlangfuhr, goß es dermaßen, daß die Scheibenwischer auf höchsten Touren völlig nutzlos waren. Er kurbelte das Seitenfenster herunter, streckte den Kopf heraus und fuhr auf diese Weise. Er war sofort völlig durchweicht.
    Rund um das Gebäude der Stadtverwaltung wimmelte es von Polizeifahrzeugen und Übertragungswagen, aber gleichzeitig machte die Gegend einen unheimlich verlassenen Eindruck, als wären die zu all diesen Fahrzeugen gehörenden Leute von bösen Außerirdischen plötzlich auf den Planeten Neptun versetzt worden. Alan sah ein paar Fernsehleute, die aus dem Schutz ihrer Wagen herauslugten, und einen Staatspolizisten, unter dessen Schuhen Regenwasser aufspritzte, als er die zum Parkplatz der Stadtverwaltung führende Gasse entlangrannte, aber das war auch alles.
    Drei Blocks weiter, auf Castle Hill zu, schoß ein Streifenwagen der Staatspolizei mit Höchstgeschwindigkeit über die Main Street und fuhr in westlicher Richtung in die Laurel Street ein. Sekunden später schoß ein weiterer Streifenwagen über die Main Street; er fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Das alles geschah so schnell, daß man glauben konnte, sich in einer Filmkomödie über wichtigtuerische Polizisten zu befinden. Smokey and the Bandit vielleicht. Alan empfand es jedoch keinesfalls spaßig. Es vermittelte ihm ein Gefühl von ziellosem Handeln, eine Art panikhafter, ungeordneter Bewegung. Plötzlich war er ganz sicher, daß Henry Payton die Kontrolle verloren hatte über das, was heute abend in Castle Rock passierte – das heißt, wenn er überhaupt von Anfang an auch nur eine Spur von Kontrolle gehabt hatte.
    Ihm war, als hörte er schwache Schreie aus der Gegend von Castle Hill. In Anbetracht des Regens, des Donners und des heulenden Windes konnte er zwar seiner Sache nicht sicher sein, aber er glaubte nicht, daß er sich die Schreie nur einbildete. Wie um das zu beweisen, jagte ein Wagen der Staatspolizei mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern und wirbelndem, silbrige Regenstreifen illuminierendem Blaulicht aus der Gasse neben dem Gebäude der

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