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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einen Lichtblitz und einen hohlen Knall, und dann nur noch das leise Summen des Videorecorders mit dem nach wie vor laufenden Band. Alan versetzte ihm einen Fußtritt, und das Summen hörte auf.
    Schnapp ihn dir. Er wohnt in Mechanics Falls.
    Das war eine neue Stimme. Sie war kalt, und sie war verrückt, aber sie hatte ihre eigene, erbarmungslose Vernunft. Die Stimme von Brian Rusk war verschwunden; jetzt war nur noch diese eine Stimme da, die diese beiden Sätze ständig wiederholte.
    Schnapp ihn dir. Er wohnt in Mechanic Falls. Schnapp ihn dir. Er wohnt in Mechanic Falls. Schnapp ihn dir. Schnapp ihn. Schnapp ihn.
    Auf der anderen Straßenseite ertönte noch zweimal dieser monströse Gewehrschußknall, als der Barbiersalon und Samuels Bestattungsinstitut fast gleichzeitig in die Luft flogen und Glas und brennende Trümmer in den Himmel und auf die Straße schleuderten. Alan nahm es nicht zur Kenntnis.
    Schnapp ihn dir. Er wohnt in Mechanic Falls.
    Er nahm die Tastee-Munch-Dose, ohne einen Gedanken auf sie verschwenden, ergriff sie nur, weil sie etwas war, das er mit hereingebracht hatte und deshalb auch wieder mit hinausnehmen sollte. Er durchquerte den Raum, verwischte seine früheren Fußabdrücke bis zur Unkenntlichkeit und verließ Needful Things. Die Explosionen sagten ihm nichts. Das ausgefetzte, brennende Loch auf der anderen Seite der Main Street sagte ihm nichts. Die Trümmer von Holz und Glas und Ziegelsteinen auf der Straße sagten ihm nichts. Castle Rock und alle Menschen, die hier lebten, unter ihnen Polly Chalmers, sagten ihm nichts. Er hatte etwas zu erledigen in Mechanic Falls, dreißig Meilen von hier entfernt. Das sagte ihm etwas; es sagte ihm sogar alles.
    Alan ging um seinen Kombi herum zur Fahrerseite. Er warf seinen Revolver, seine Taschenlampe und die Scherzdose auf den Sitz. In seinen Gedanken lagen seine Hände bereits um Ace Merrills Hals und begannen zuzudrücken.

5
     
    »HALT!« schrie Norris abermals. »HALT! STEHENBLEIBEN!«
    Er begriff, daß er ein fast unwahrscheinliches Glück hatte. Er war keine sechzig Meter von der Arrestzelle entfernt, in die er Dan Keeton zu stecken gedachte. Und was den anderen Mann betraf – nun, das würde davon abhängen, was die beiden angestellt hatten. Sie wirkten nicht gerade wie Leute, die Kranke gepflegt und Bekümmerte getröstet haben.
    Trooper Price schaute von Norris zu den Männern, die vor dem altmodischen Schild mit der Aufschrift CASTLE COUNTY COURTHOUSE standen. Dann kehrte sein Blick zu Norris zurück. Ace und Zippys Dad schauten einander an. Dann bewegten beide eine Hand abwärts, auf die Kolben der Pistolen zu, die aus dem Taillenbund ihrer Hosen herausragten.
    Norris hatte den Lauf seines Revolvers himmelwärts gerichtet, wie es in solchen Situationen Vorschrift war. Jetzt umklammerte er, immer noch der Vorschrift entsprechend, das rechte Handgelenk mit der linken Faust und senkte den Revolverlauf. Wenn es stimmte, was in den Lehrbüchern stand, dann würden die beiden nicht begreifen, daß die Mündung genau zwischen sie zielte, jeder von ihnen würde glauben, daß Norris die Waffe auf ihn gerichtet hatte. »Nehmt die Hände von euren Waffen, Freunde. Und zwar sofort!«
    Buster und sein Begleiter wechselten einen weiteren Blick und ließen die Hände sinken.
    Norris warf einen kurzen Blick auf den Trooper. »Sie«, sagte er. »Price. Wollen Sie mir nicht ein bißchen helfen? Das heißt, wenn Sie dazu nicht zu müde sind.«
    »Was haben Sie vor?« fragte Price. Seine Stimme klang besorgt und verriet seine entschiedene Abneigung, sich zu beteiligen. Die Aktivitäten des Abends, gekrönt von der Zerstörung der Brücke, hatten bewirkt, daß er sich vorkam wie ein bloßer Zuschauer. Der Gedanke, wieder eine aktivere Rolle zu übernehmen, behagte ihm offenbar ganz und gar nicht. Für ihn waren die Dinge zu schnell zu groß geworden.
    »Diese beiden Kerle verhaften«, fuhr Norris ihn an. »Was dachten Sie denn?«
    »Verhafte das, Mann«, sagte Ace und zeigte Norris den Vogel. Buster gab ein schrilles Gelächter von sich.
    Price musterte sie nervös und wendete dann seinen besorgten Blick wieder Norris zu. »Äh – unter welcher Anklage?«
    Busters Freund lachte.
    Norris richtete wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf die beiden Männer und stellte bestürzt fest, daß sie ihre Position geändert hatten. Als er auf sie angelegt hatte, hatten sie fast Schulter an Schulter gestanden. Jetzt waren sie gut einen Meter voneinander entfernt und

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