In einer Person
Transe am Steuer
des Phantasieautos«, sagte ich zu Klaus und Claudia. »Bitte fordert sie nicht
auf, ihn euch zu zeigen – nicht hier.«
»Nicht hier ?«, kreischte Donna.
Ich weiß ehrlich nicht, warum ich das sagte; die vielen Autos und
Fußgänger auf der Reeperbahn ließen mich wohl befürchten, Donna könnte ihren
Penis ausgerechnet dort herausholen. Mit Sicherheit meinte ich nicht – wie ich Donna später in unserem
Hotel oft genug versicherte –, sie werde (oder solle) ihnen ihren Penis ein
andermal, anderswo zeigen! Es rutschte mir halt nur so heraus.
»Ich bin kein Amateur transvestit«,
schluchzte Donna. »Ich bin kein, ich bin kein –«
»Natürlich nicht«, versicherte ich ihr, während ich Klaus [117] und
Claudia den Rückzug antreten sah. Donna hatte mir ihre Hände auf die Schultern
gelegt; sie schüttelte mich, und Klaus und Claudia mussten gesehen haben, wie
groß ihre Hände waren. (Und Donna hatte tatsächlich einen größeren Schwanz als
die Transe, an der sich der Kerl bei seinem stümperhaften Blowjob in dem
Phantasieauto einen abwürgte.)
Als sie sich vor dem Schlafengehen abschminkte, weinte Donna immer
noch. Wir ließen das Licht in dem begehbaren Kleiderschrank an und die
Schranktür offen; es diente uns als Nachtlicht, damit wir das Bad im Dunkeln
fanden. Ich lag wach und betrachtete die schlafende Donna. In dem schummerigen
Licht, ungeschminkt, wies Donnas Gesicht gewisse männliche Züge auf.
Vielleicht, weil sie sich im Schlaf nicht bemühte, eine Frau zu sein;
vielleicht lag es auch an den Konturen von Kinn und Wangenknochen, die etwas
Markantes hatten.
Beim Anblick der schlafenden Donna musste ich plötzlich an Mrs.
Kittredge denken – auch sie war auf eine maskuline Art attraktiv (so dass man
sich sofort an ihren Sohn erinnert fühlte). Doch jede aggressive Frau kann
maskulin wirken – selbst im Schlaf.
Ich schlief ein, und als ich aufwachte, war die Tür zum begehbaren
Kleiderschrank zu, und Donna lag nicht mehr neben mir im Bett; stattdessen sah
ich im Licht, das unter der Schranktür durchsickerte, die hin- und
herhuschenden Schatten ihrer Füße.
Ich stand auf und öffnete die Schranktür. Donna war nackt und
betrachtete sich im Ganzkörperspiegel des Kleiderschranks. Ich kannte die
Nummer schon.
[118] »Deine Brüste sind genau richtig«, versicherte ich ihr.
»Die meisten Männer ziehen größere vor«, gab Donna zurück. »Ich
weiß, du bist nicht wie die meisten Männer, Billy. Du magst sogar richtige Frauen, Herrgott noch mal!«
»Tu deinen schönen Brüsten nicht weh – bitte tu ihnen nichts an«,
bat ich sie.
»Was hilft es, dass ich einen großen Schwanz hab? Du bist und
bleibst nun mal der aktive Partner – das wird sich nie ändern, stimmt’s?«,
fragte sie mich.
»Ich liebe deinen großen Schwanz«, sagte
ich.
Doch Donna ging es weiterhin nur um ihre kleinen Brüste. »Kennst du
den Unterschied zwischen einem Amateur transvestiten
und einem wie mir?«
Ich kannte die Antwort schon – es war immer die gleiche. »Ja, ich
weiß – du willst deinen Körper verändern lassen.«
»Ich bin kein Amateur«, wiederholte Donna.
»Ich weiß. Nur veränder bitte nichts an deinen Brüsten. Sie sind
genau richtig«, versicherte ich ihr und ging wieder ins Bett.
»Weißt du, was mit dir los ist, Billy?«, fragte mich Donna. Ich war
schon unter der Decke und kehrte dem Lichtstreifen unter der Schranktür den
Rücken zu. Ihre Antwort auf diese Frage kannte ich auch, aber ich sagte nichts.
»Du bist wie niemand sonst, Billy – das ist mit dir los«, sagte Donna.
Was Travestie betraf, so konnte Donna mich nie überreden, ihre
Kleider anzuprobieren. Immer mal wieder brachte sie das Thema auf die scheinbar
in ferner Zukunft vorgesehene Operation – nicht bloß Brustimplantate, die für
viele [119] Transsexuelle verlockend waren, sondern die größere Sache, die
Geschlechtsumwandlungs- OP . An sich war Donna –
und jeder andere Transsexuelle, den ich je attraktiv fand – das, was man einen
»Prä- OP « nennt. (Ich kenne nur wenige Post- OP -Transsexuelle. Die, die ich kenne, sind sehr mutig.
Auf mich wirken sie einschüchternd; sie kennen sich so gut. Was für eine
Vorstellung, sich selbst so gut zu kennen! Sich
dermaßen sicher zu sein, wer man ist.)
»Hat es dich nie neugierig gemacht – also so zu sein wie ich?«,
wollte Donna von mir wissen.
»Nein«, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß.
»Du willst bestimmt dein Leben lang deinen Penis
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