In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
Lehnsessel, sie auf der Couch. Allie schlang die Arme um seinen Hals und gähnte, die Wange an Cams Haar geschmiegt. »Hoffentlich geht sie bald«, sagte sie leise.
Cam sah sie an. »Wieso hast du sie dann eingeladen?«
Allie verzog das Gesicht. »Ich fühle mich für sie verantwortlich. Sie kennt sonst niemanden hier und muß meinen ganzen Laden in Gang halten.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich meine, es war ein nettes Essen, aber ich würde mich gern ohne Publikum von dir verabschieden.«
»Bestimmt reicht es ihr auch bald.« Cam faßte Allie an der Schulter. »Ganz bestimmt.« Er stellte sich Allie in einer Stunde vor, in ihrem weißen, bis zum Kragen zugeknöpften Nachthemd, das er ihr in aller Ruhe ausziehen würde, während seine Nachttischlampe ein vertrautes Schattenmuster auf ihren Körper warf. Er wußte, daß sie sich die Zähne putzen und dann im Bett auf ihn warten würde; er wußte, daß sie als erste unter die Decke fassen würde. Ihr Liebesspiel lief stets in vertrauter Reihenfolge ab, und obwohl Allie sich damit von ihm verabschieden wollte, wußte er, daß es wie eine Heimkehr sein könnte.
Plötzlich wollte er Mia Townsend nicht mehr in seinem Haus haben. Nur wenn man die Versuchung bannte, brauchte man nichts zu befürchten.
Abrupt stand er auf. »Wo willst du hin?« Allie hatte Mühe, ohne ihn das Gleichgewicht auf der Stuhllehne zu halten.
Er lächelte sie an. »Ich werde die Dinge etwas beschleunigen.«
Als er in die Küche kam, stand Mia am Spülbecken, den Sweater bis zu den scharfen, rötlichen Ellbogen hochgekrempelt. Er stand schweigend neben ihr, beobachtete die natürliche Grazie, mit der sie sogar einen Spülschwamm handhabte, sah die Locken an ihrem Hals hüpfen, wenn sie besonders fest schrubbte. Im Rückblick war es ihm unbegreiflich, wie er es geschafft hatte, das Abendessen zu überleben und stets das Richtige zu sagen, obwohl er die ganze Zeit nur auf Mias Atem, ihren Tonfall beim Fragen, den Schwung ihrer Brauen geachtet hatte.
Mit einem Geschirrtuch bewaffnet, machte er sich ans Abtrocknen.
»Du hast Allie allein gelassen?« Der Name erhob sich wie eine hohe, klebrige Mauer zwischen ihnen.
Cam nickte. Er fuhr mit dem blau-weiß gestreiften Tuch über den Rand des ovalen Bräters, spürte den Stoff naß werden und bei den nächsten Wischbewegungen nachgeben. Anschließend massierte er die Zinken der Vorleggabel. Als er begriff, daß es nichts mehr abzutrocknen gab, sah er auf und merkte, daß Mia seine Hände beobachtete.
»Was hast du mit der Serviette gemacht?« flüsterte sie.
»Ich habe sie den ganzen Tag in meiner Hemdtasche herumgetragen«, gab Cam Auskunft. Er sah Mia nach seiner Hand fassen, ganz langsam, als wäre es eine Handlung, über die sie keine Gewalt hatte. Sie schlang ihre Finger durch seine, und er spürte, wie Seife und warmes Wasser ihren Griff besiegelten.
Er mußte an den alten schottischen Brauch des Handschlags denken, durch den zwei Menschen heiraten konnten; einfach indem sie ihre Hände miteinander verschränkten und ihre Absicht vor Zeugen verkündeten.
»Der Cappuccino«, murmelte sie. »Wir treffen uns morgen um sieben.«
Der Mond hockte mit gekreuzten Beinen auf dem Fensterbrett und hatte seinen weißen Rock über den plüschigen Schlafzimmerteppich gebreitet. Er verwandelte Allie in ein Lichtwesen, in jemanden, den sie im Spiegel nicht wiedererkennen würde; jemanden, der um seinen Wert und um seine eigene Schönheit wußte. Sie lag im Bett, den Kopf auf die Kissen gebettet, und sah Cam zu.
Er küßte ihre Halsbeuge und legte dann eine gewundene Spur von Küssen zwischen ihre Brüste hinunter bis auf ihren Bauch. Allie sah Cams Haar auf ihren Rippen und faßte danach, überrascht, wie kühl und weich die Strähnen waren, die doch so feurig aussahen.
Sie hatte gern ein Vorspiel, von dem vor allem sie profitierte; Cam würde sich, wie immer, sanft über ihren Körper bewegen, und sobald sie ein schlechtes Gewissen bekam, würde sie ihn auf den Rücken drücken und die Fingerspitzen über seine Brust und zwischen seinen Beinen hindurch ziehen. Doch Cam konnte nie lange an sich halten, darum würde es nur ein paar Minuten dauern, bevor er sie unter sich bettete und sie nahm.
Er begann sich wieder hochzuarbeiten und drückte ihre Knie auseinander. »Noch nicht«, flüsterte sie, und Cam blickte sie unter den Haarspitzen hervor an. Er nahm ihre Hand von seiner Schulter und küßte sie, dann schob er sie zwischen ihre Körper,
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