In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
bis sie auf ihrer Scham ruhte. Sie spürte seine Finger zwischen ihren und die süße, feuchte Wärme.
»Jetzt«, sagte er.
Sie krallte sich in seinen Rücken, denn er drang so energisch und so tief in sie, daß er sie dabei ein kleines Stück über das Laken schob. Bis er den Kopf zurückwarf und ein Stöhnen aus seiner Kehle stieg, wartete sie – dann ließ sie sich gehen.
Wie immer sprang Cam gleich danach aus dem Bett und verschwand im Bad. Allie hörte das Wasser laufen und wußte, daß er sich einseifte und alles abwusch, was sie auf seiner Haut hinterlassen hatte.
Sicherlich trieb ihn allein die Macht der Gewohnheit; doch sie fragte sich jedesmal, was Cam wohl glaubte, wo sie gewesen war. Sie stellte sich gern vor, er würde sich ein einziges Mal so vollkommen beim Sex verlieren, daß er danach einfach nicht mehr aufstehen konnte, zu nichts mehr fähig wäre, als in einer schweigenden, glückserfüllten Geste ihre Hand zu ergreifen.
Kurz nach ihrer Hochzeit hatte Allie einmal krank im Bett gelegen und sich im Fernsehen ein Quiz für Frischvermählte angesehen. Eine der Fragen an die Ehefrauen hatte gelautet: »Welcher olympische Sport kommt Ihnen in den Sinn, wenn es daheim so richtig zur Sache geht – Marathonlauf, Kunstturnen oder Eishockey?« Als Cam von der Arbeit heimkehrte, hatte sie ihn nach seiner Meinung gefragt. »Hockey«, antwortete er, ohne zu zögern. Und das traf es genau – ihr Liebesakt hatte etwas Zorniges an sich, so als wollten sie sich gegenseitig dafür bestrafen, daß der andere nicht den eigenen Hoffnungen entsprach. Viele Nächte nach dieser Sendung war sie wach neben Cam gelegen, hatte seinem regelmäßigen Atem gelauscht und sich gefragt, wieso unter den vorgegebenen Antworten keine langsame, liebliche Sportart vorkam wie Paarlauf oder Wasserballett – etwas, bei dem sich zwei Menschen in Schönheit und Vertrauen vereinten.
Nach Mundwasser riechend, kroch Cam unter die Decke zurück. Er zog sie an seine Brust. »Das war schön«, brummelte er in ihr Haar.
Morgen würde sie in Jamie und Maggie MacDonalds Bett schlafen. Allie war gespannt, wie fest es wohl war und welche Geheimnisse sich in ihren Träumen offenbarten. »Adieu«, sagte sie.
»Nur damit du's weißt«, hatte Maggie MacDonald gesagt. »Ich bin aus Prinzip dagegen.«
Jamie lachte und drückte sie in den Stuhl, der in dem abendlich leeren Labor stand. »Du wirst überhaupt nichts spüren.«
»Darum geht es nicht«, erwiderte Maggie. »Es geht ums Prinzip. Ich komme mir vor wie eine Barbiepuppe, und jeder weiß, daß keine Frau auf der Welt deren Maße hat.«
Jamie trat an das Gerät, das Maggie mit Laserstrahlen abtasten würde, um dann ihr dreidimensionales Abbild in den Computer einzuprogrammieren. »Du bist keine Barbiepuppe.«
Maggie zog die Brauen hoch. »Soll das ein Kompliment sein?«
Er trat an den Stuhl, ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hände. »Für mich«, sagte er ganz ruhig, »bist du die perfekte Frau. Wieso sollte ich dich also nicht klonen?«
Man schrieb das Jahr 1993, und Jamie war dabei, den Körper seiner Frau einzuscannen, um ihn als Modell in das VR-Programm eines Architekturbüros einzuspeisen. Das Büro hatte den Zuschlag für den Bau einer Grundschule in einem reichen New Yorker Vorort bekommen und daraufhin ein Programm bei ihm bestellt: einen virtuellen Spaziergang, bei dem der Nutzer Kindergröße annehmen konnte, um festzustellen, ob es irgendwo scharfe Kanten in Augenhöhe oder zu hohe Fächer gab. Zusätzlich hatte man jedoch um einen erwachsenen Prototyp gebeten, damit die Lehrer die besten Plätze zum Aufbewahren von Hilfs- und Lehrmitteln festlegen und nach möglichen Gefahrenquellen Ausschau halten konnten. Da das Geschlecht des Prototypen nicht vorgegeben worden war, programmierte Jamie ihnen ein weibliches und ein männliches Modell. Wer am Computer saß, würde sein oder ihr eigenes Gesicht über das Digitalgesicht des Modells projizieren können.
»Wen hast du als perfekten Mann genommen?« fragte Maggie.
»Rod.«
Sie lachte. »Rod? Wieso hast du dich nicht selbst eingescannt?«
Jamie grinste. » So sehr mir das auch schmeicheln würde, ich bin zu groß. Rod ist einsachtzig, was eher dem Durchschnitt entspricht.«
»Aha«, erklärte Maggie. »Ich bin also nicht die perfekte Frau, sondern Durchschnitt.«
»Das hast du gesagt«, erwiderte Jamie. »Nicht ich.« Er drückte ein paar Tasten auf seiner Tastatur, und die blaßgrünen Laser, mit denen die
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