In eisige Höhen
war zu keinem Zeitpunkt Ausbilder in Sandhurst, noch hat er in Angola hinter feindlichen Linien gekämpft. Laut eines Sprechers der britischen Armee tat Woodall Dienst als Schreiber beim Zahlmeister.
Woodall log ebenfalls darüber, wen er auf die Liste der vom nepalesischen Tourismusministerium ausgestellten Klettergenehmigung 18 gesetzt hatte.
Er hatte von Anfang an behauptet, daß sowohl Cathy O'Dowd als auch Deshun Deysel auf der Liste stünden und daß er erst im Basislager endgültig entscheiden werde, welche von den beiden Frauen beim Bergsteigerteam dabeisein würde. Nachdem de Klerk sich aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, entdeckte er jedoch, daß O'Dowd zwar auf der Genehmigungsliste stand, samt Woodalls neunundsechzigjährigem Vater und einem Franzosen Tierry Renard (der Woodall 35.000 Dollar gezahlt hatte, um sich dem südafrikanischen Team anschließen zu dürfen), aber nicht Deshun Deysel – nach Ed Februarys Rückzug die einzige Schwarze. De Klerk zog daraus die Schlußfolgerung, daß Woodall nie die Absicht hatte, Deysel den Berg besteigen zu lassen.
Um das Ganze noch schlimmer zu machen, hatte Woodall de Klerk – der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt – vor der Abreise aus Südafrika klipp und klar gesagt, daß er bei der Expedition nur dann dabei wäre, wenn er sich damit einverstanden erklärte, mit seinem südafrikanischen Ausweis in Nepal einzureisen. »Er hat ein Riesentheater darum veranstaltet«, erinnert sich de Klerk, »weil wir die erste südafrikanische Expedition wären und so weiter. Aber wie sich herausstellte, hat Woodall selbst keinen südafrikanischen Paß. Er ist nicht einmal südafrikanischer Staatsbürger – der Typ ist 'n Brite, und er ist mit seinem britischen Ausweis in Nepal eingereist.«
Woodalls endlose Betrügereien wurden zum internationalen Skandal, der auf den Titelseiten der Zeitungen im gesamten britischen Commonwealth landete. Als die schlechte Presse allmählich
zu
ihm durchdrang, zeigte der größenwahnsinnige Führer den Kritikern die kalte Schulter und isolierte sein Team so gut wie möglich von den anderen Expeditionen. Darüber hinaus verbannte er den
Sunday-
Times-Reporter Ken Vernon und den Fotografen Richard Shorey aus der Expedition, obwohl er einen Vertrag unterzeichnet hatte, in dem vereinbart worden war, daß es den beiden Journalisten als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung der Zeitung »zu jedem Zeitpunkt erlaubt ist, die Expedition zu begleiten«, und daß die Mißachtung dieser Vereinbarung »einen Vertragsbruch darstellt«.
Der Herausgeber der
Sunday Times,
Ken Owen, der sich auf einem Trekking-Urlaub befand, der so gelegt war, daß er mit der Everest-Expedition zusammenfiel, hatte sich just zu jener Zeit mit seiner Frau auf den Weg ins Basislager gemacht. Woodalls Freundin, eine junge Französin namens Alexandrine Gaudin, führte sie dorthin. In Pheriche erfuhr Owen, daß Woodall seinen Reporter samt Fotografen vor die Tür gesetzt hatte.
Völlig baff schickte er dem Expeditionsführer eine Nachricht, in der er erklärte, daß die Zeitung nicht die Absicht hätte, Vernon und Shorey den Auftrag zu entziehen und daß die Journalisten angewiesen seien, sich der Expedition wieder anzuschließen. Als Woodall das Schreiben erhielt, bekam er einen Wutanfall und eilte vom Basislager nach Pheriche, um sich mit Owen auszusprechen.
Laut Owen fragte er Woodall während der nachfolgenden Auseinandersetzung rundheraus, ob Deysels Name auf der Liste stehe. Woodall antwortete: »Das geht Sie nichts an.«
Als Owen die Vermutung äußerte, Deysel sei wohl nur »als Alibi-Schwarze mitgenommen worden, um dem Team den Anschein von Südafrikanismus zu geben«, drohte Woodall, sowohl Owen als auch dessen Frau umzubringen. Unter anderem erklärte der völlig aufgebrachte Expeditionsführer: »Ich werde dir die Birne vom Leib reißen und sie dir den Arsch hochrammen.«
Kurz danach kam der Journalist Ken Vernon im südafrikanischen Basislager an – ein Umstand, über den er zuerst mittels Rob Halls Satelliten-Faxgerät berichtete –, nur um »von einer grimmig dreinblickenden Cathy O'Dowd« davon in Kenntnis gesetzt zu werden, »daß ich in dem Lager nicht willkommen sei«. Vernon schrieb später in der
Sunday Times: Ich sagte ihr, daß sie nicht das Recht habe, mich von einem Lager auszuschließen, das von meiner Zeitung bezahlt wurde. Als ich nachhakte, sagte sie, daß sie auf
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