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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Angreifer...“
    Plötzlich dämmerte Nelli eine ganz neue Möglichkeit: Wer immer am Gletscher über sie hergefallen war, hatte vielleicht gar nicht vorgehabt, ihr derart zuzusetzen. Vielleicht hatte er erst draußen nach Geld gesucht, während sie im Zelt zugange gewesen war, hatte nichts gefunden, sie deshalb angegriffen und außer Gefecht gesetzt, um im Zelt nachschauen und sie durchsuchen zu können. Und erst als sich herausstellte, dass nicht mehr zu holen war als ihre Reisekasse, hatte er vor Wut ihr Lager verwüstet.
    „Nelli, was ist denn? Der Angreifer...?“
    „Es könnte sich um die Person handeln, die den Erpresserbrief geschrieben hat. Ich wollte Sie daher bitten, mir irgendwie einen weiteren Vorschuss zukommen zu lassen oder am besten so viel Geld wie nur möglich.“
    „Wie viel?“
    „Am besten, die ganzen 200.000. Ich bin wirklich in Schwierigkeiten.“
    „Also erstens sind es nur noch 190.000...“
    „Meinetwegen.“
    „...und selbst wenn ich die Verlagsleitung dazu brächte, Ihnen das Geld jetzt schon und auf einmal auszuzahlen, wäre es damit wohl nicht getan.“
    „Wieso? Was meinen Sie?“
    „Es ist ein neuer Brief gekommen.“
    „Ein neuer? Warum haben Sie das denn nicht gleich...?“
    „Nur die Ruhe. Ich lese Ihnen das Ding mal vor. Also ich zitiere: Nicht mal 400 Euro, Nelli, ich bin so voll Wut. Ich hol jetzt deine Monika. Beschaff du das Geld. Mindestens eine Million Euro, bis genau nächste Woche, sonst mach ich sie tot und dich auch. Und wehe, du rufst die Polizei. Du weißt ja jetzt, was Schmerzen sind. A. Zitat Ende.“
    „Mindestens eine Million“, wiederholte Nelli tonlos.
    „Das ist natürlich völlig abwegig. Aber nicht nur deshalb schlage ich vor, dass wir jetzt sofort die Polizei einschalten.“
    „Auf keinen Fall!“
    „Nelli, hören Sie. Wer immer das ist, es handelt sich um einen Dilettanten. Das ist alles nur heiße Luft. Die Polizei kann Ihre Tochter...“
    „Stieftochter.“
    „...oder Stieftochter und Sie schützen und den Kerl jagen. Noch ist es ja gottlob nicht zur Entführung gekommen.“
    Nelli spürte den Impuls, ihr die Brutalität des Überfalls deutlich zu machen, aber ließ es. Sie fragte: „Wann war der Brief in der Post?“
    „Ich hab ihn eben erst gefunden, aber war den ganzen Vormittag unterwegs, also...“
    „Und wieder ohne Briefmarke und vollständige Adresse?“
    „Ja. Die gleiche Schreibmaschinenschrift.“
    „Er kann längst von München nach Heidelberg gefahren sein und Monika auflauern.“
    „Oder er träumt vom leichten Lösegeld und betet darum, dass alles glatt geht und er nicht beweisen muss, dass er zum Äußersten zu gehen bereit ist.“
    „Haben Sie Stefanie oder Monika überhaupt schon erreicht?“
    „Ja, alles bestens.“
    „Was heißt das?“
    „Stefanie hatte versucht, Monika anzurufen und zu warnen, aber sie ist verreist und nicht erreichbar, also auch in Sicherheit vor einem möglichen Entführer.“
    „Moment mal – verreist?“
    „Ja doch, irgendwo in Frankreich. Stefanie wollte es vorsichtshalber nicht sagen, aber die beiden Kommilitoninnen ihrer Wohngemeinschaft richten Monika aus, dass sie sich melden soll, sobald sie zurück ist.“
    „Das gefällt mir überhaupt nicht. Wie viel Geld können Sie mir schicken?“
    „Keine Ahnung, Nelli. Ich muss das erst klären. Die Polizei könnte inzwischen...“
    „Keine Polizei!“
    Die Herolder schnaufte genervt.
    „Nur die Ruhe. Rufen Sie morgen Früh um 10 Uhr...“
    „Geht denn das nicht schneller?“
    „Ich könnte gleich mal hochrufen. Also gut, in einer Stunde. Sagen wir, zur vollen Stunde, um vier Uhr. Ach übrigens...“
    „Was?“
    „Ihr kleiner Freund, macht sich der etwa noch Hoffnungen auf einen Praktikumsplatz?“
    „Wer, Rolf? Keine Ahnung, wieso?“
    „Weil der sich ständig hier herumtreibt.“
    Nelli spürte ihr Herz schneller pumpen. An Rolf hatte sie schon gar nicht mehr gedacht.
    „Wo...“
    Sie schluckte.
    „Wo und wann haben Sie ihn denn gesehen?“
    „Fährt der so eine hässlich-quietschgrüne Rostschaukel?“
    „Eine Ente, ja.“
    „Als ich heute früh zu meinem Besprechungstermin gefahren bin, stand die Karre gegenüber unserem Haupteingang. Er hat mich gesehen und dann schnell weggeschaut. Könnte er etwa...?“
    „Passen Sie mal auf“, sagte Nelli schnell. „Er heißt Rolf Kressel, stammt aus Hof und studiert angeblich in Leipzig. Können Sie versuchen, etwas über ihn herauszubekommen?“
    „Versuchen kann ich’s.

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