In eisigen Kerkern (German Edition)
halb abknickend links folgte der Gang zur Metalltür, hinter der Monika sich mit der Herolder verschanzt hatte. Boden und Wände waren bis zur Decke hoch verklebt und verkleistert mit Lösch-Schaum.
„Sieht aus, als hätte ein Riese sich in den Gang gerotzt“, brummte German und klang belustigt.
„He!“, schrie Boris hinter ihm, „bist du denn blind?“
„Hä?“
„Die Tür, Herrgott noch mal!“
German riss sich vom Anblick des Lösch-Schaums los, folgte auf ein Rempeln seines Kumpels hin dessen ausgestrecktem Arm und sah eine offen stehende Tür.
„Verdammt!“
„Da ist sie!“
Nelli rannte, von der Metalltür kommend, in Spurtgeschwindigkeit auf die beiden zu. Völlig perplex wichen sie zurück, bevor sie kapierten, dass sie nicht angriff, sondern vor ihnen ihre Zuflucht zu erreichen versuchte.
„Pack sie dir!“, schrie Boris, aber da war sie schon über die Sauerei aus verkleistertem Schaum gesprungen, hatte sich an der gegenüberliegenden Wand abgestoßen und war, auf zwei Meter Griffweite an den beiden starrenden Männern vorbei, in ihren Keller gehechtet.
Ehe German die Tür erreichte, war sie zugeknallt und von innen abgeschlossen.
„Was war das denn?“, fragte Boris halblaut sich selbst und sah seinem Kumpel zu, der gegen die Tür trat und Flüche brüllte.
Entschlossen marschierte Boris den Gang entlang zur Metalltür. Halbwegs manierlich klopfte er dagegen.
„He da drin, was war denn das für ein Geschrei?“
„Die hat doch geschrien!“, behauptete German von Nellis Tür her und trat noch mal mit aller Wucht dagegen.
„Hallo?“, rief Boris ohne ihn zu beachten und der Metalltür zugewandt.
„Das gibt es doch nicht, dass die nicht antworten!“, fauchte German.
„Die brüten irgendwas aus“, sagte Boris so leise, dass es auch sein Kumpel nicht hören konnte, drehte sich um und kam zu ihm zurück zu Nellis Tür.
„Was war da los?“, fragte er. „Nelli? Was sollte das?“
„Ich hab Schreie gehört“, antwortete sie nach kurzem Zögern.
„Wir dachten, Sie hätten geschrien.“
„Und ich dachte, ihr tut Monika was an.“
„Wir können doch aber überhaupt nicht zu ihr rein! Wenn wir uns nicht endlich irgendwie einigen, werden wir noch alle in dem Scheißloch hier verrecken.“
„Monika hat mir nicht geantwortet.“
„Was?
„Sie hat mir...“
„Schon kapiert. Na und?“
„Na und? Die Sache stinkt.“
„Aber wieso denn?“, schrie Boris verzweifelt. „Ich kapier nicht, worauf Sie überhaupt hinaus wollen. Die Sache ist doch klar: Wir haben uns gegenseitig eingesperrt und müssen uns jetzt auch gegenseitig befreien. Und den Vertrauensvorschuss müssen nun mal Sie erbringen, wenn Ihre Tochter es schon nicht macht.“
„Haben Sie mir nicht zugehört?“
„Was denn?“
„Ich habe versucht, mit ihr zu reden, jetzt gerade eben an der Metalltür, aber es kam keine Antwort. Das heißt, entweder habt ihr sie umgebracht oder zumindest so schwer verletzt, dass sie sich zwar mit letzter Kraft hinter die Tür gerettet hat, aber nicht mehr antworten kann. Oder...“
Nelli machte eine Pause, und Boris zog ein irritiertes Gesicht, trat einen Schritt auf die Tür zu und drehte sein rechtes Ohr dorthin, wo er Nelli auf der anderen Seite vermutete. German sah ihn aus nächster Nähe mit einem derart hohlen Blick an, dass er ihm am liebsten eine geknallt hätte.
„Oder?“, fragte Boris ungeduldig, als ihm Nellis Zögern zu lange dauerte. „Die ist übrigens davon geflitzt wie ein Wiesel, von wegen tot oder verletzt.“
„Oder genau das: Sie ist mit dem Schlüssel auf und davon, und ihr wollt mich jetzt bloß raus locken, um eine Geisel zu haben.“
Boris schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Das ist Blödsinn, denn dann wären wir auch längst ab durch die Mitte. Glauben Sie, wir warten hier, bis Ihre Tochter uns die Polizei auf den Hals gehetzt hat, nur um dann Sie als Geisel einsetzen zu können?“
„Also habt ihr sie umgebracht.“
„Nein, Mensch, wie oft denn noch! Wenn Sie es genau wissen wollen, hätte sie beinahe uns umgebracht. Das Biest ist stark wie ein Catcher. Aber jetzt reden wir mal über Fiona Herolder.“
Schweigen auf Nellis Seite. Boris lächelte ganz leicht und nickte mit dem Kopf.
„Was ist?“, fragte German gedämpft.
„Was habt ihr zwei mit unserer Gastgeberin gemacht, bevor wir zu euch rein sind, hä?“
„Keine Ahnung, was ihr meint.“
„Ach ja? Sie war bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Dann war da drin ein
Weitere Kostenlose Bücher