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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Schlüsselloches präsentierte.
    „Und was soll das?“, fragte Nelli.
    „Das ist der Schlüssel für oben.“
    „Na und?“
    „Wenn du nicht rauskommst, schieb ich ihn von innen durch die Tür nach außen, und wir sind wieder da, wo wir die ganze Zeit waren. Nichts mit auseinandergehen.“
    „Das ist eine alberne Trotzreaktion.“
    „Nein, was du machst ist albern.“
    Monikas Stimme klang zunehmend verzweifelt.
    „Geh einfach“, bat Nelli sanft.
    „Warum kommst du nicht raus?“
    „Das weißt du doch ganz genau.“
    „Wegen der beiden Leichen, stimmt’s. Du denkst, ich bin völlig von Sinnen und mach dich genauso alle.“
    „Was hast du denn mit ihnen gemacht?“
    Monika lachte leise.
    „Was?“
    „Wir reden hier von einer jungen Frau gegen zwei Männer, einer davon bestimmt zwei Zentner schwer. Was hat die junge Frau wohl gemacht?“
    „Ihnen von hinten den Schädel eingeschlagen, nehme ich mal an.“
    „Nicht schlecht, aber falsch. Bei einem habe ich von vorne zugeschlagen, beim anderen von seitlich. Warum wohl haben sie die Schläge nicht abgewehrt?“
    „Sie hatten keinen Grund, sich zu wehren“, antwortete Nelli matt, „denn es gab keinen Grund für dich, das zu tun. Keinen wirklichen Grund.“
    „Wieder nicht ganz richtig. Versuch es noch mal.“
    „Warum, Monika? Das Wie ist eigentlich egal. Ich versteh nicht, warum das alles sein musste.“
    „Ah, dich interessiert das Warum“, bemerkte Monika in einem Ton als handle es sich um ein munteres Frage-und-Antwort-Spiel. „Auch eine gute Frage, die sich in ein kleines Nebenrätsel verpacken lässt. Die Frage lautet: Was hab ich wohl gewollt, als ich nachts in dein Schlafzimmer kam?“
    Nelli schaute irritiert auf.
    „Das hast du doch schon...“
    Monika lachte ihr ins Wort.
    „Zwiegespräch mit deiner Seele, klar, aber deine Seele wollte nicht mit allem rausrücken, was ich gerne gewusst hätte. Deshalb hab ich da nachgeschaut, wo du niemals lügst und alles preisgibst. Es hat einige Zeit gedauert. Ich musste viele Nächte immer wieder kommen, bis ich es gefunden hatte.“
    Auf einmal, wie durch Zauberhand, schoben sich für Nelli nun die letzten Einzelteile, die einfach kein Bild hatten ergeben wollen, ineinander, und sie sah die ganze Wahrheit. Langsam, matt, wie erschlagen raffte sie sich auf, drückte sich vom Boden hoch, legte ihr Reisetagebuch beiseite und wandte sich der Tür zu.
    „Du hast...“
    „Ja, ich habe. War für mich nicht unkomisch, zu wissen, dass du deswegen umgekehrt bist. In Weißenstadt an diesem Morgen, vorvorgestern, wenn ich richtig rechne, das war doch deswegen, oder?“
    „Monika...“
    „Das große Drama, dass du nicht zulassen kannst, dass mir mein Heim verloren geht und ich vor den Schulden flüchte, das ach so selbstlose Ansinnen, für mich zu retten, was noch zu retten sein könnte - alles nur eine weitere miese Lüge.“
    „Das stimmt nicht, ich wollte wirklich...“
    „Du wolltest deine Hefte aus ihrem Versteck holen, bevor das Haus unter den Hammer kommt, damit sie bloß niemand zu Gesicht bekommt, vor allem nicht ich oder Stefanie.“
    „Es ist richtig, dass...“
    „Der Gag an der Sache ist bloß, dass sie die ganze Zeit in meiner Satteltasche waren.“
    „Hast du alles gelesen?“
    „Klar hab ich. Wort für Wort. Und ich weiß auch so manches, was du vorher geschrieben hast, in dein verschwundenes Tagebuch, das jetzt auf wundersame Weise wieder aufgetaucht ist. Die eigentlichen Hämmer über mich sind, finde ich, in deiner Amerika-Zeit zu finden.“
    „Du hattest Kontakt zu Fiona Herolder?“, fragte Nelli ungläubig.
    „Da staunst du.“
    „Aber wieso? Was soll das? Das alles hier...“
    „Ein Deal, ganz richtig. Sie bekommt deine Hefte mit allem, was du seit deinem zweiten Abenteuer am Gletscher geschrieben hast, und ich bekomme dafür das alte Tagebuch. Was sie mir an Auszügen kopiert und zugeschickt hat, macht mich sehr neugierig auf den Rest.“
    „Dann gehst du deshalb nicht? Weil du mein Tagebuch willst? Was, wenn ich es dir raus reiche?“
    „Kannst du gern machen, aber, wie gesagt, ich brauch dich auch persönlich. Der Deal mit fucking Fiona ist geplatzt. Sie ist es, die auf dich wartet.“
    „Was ich da geschrieben habe, Monika...“
    „Ja?“
    „Das nimmst du doch nicht wörtlich?“
    „Ach, das ist gar nicht wörtlich zu nehmen?“, fragte Monika gekünstelt verblüfft.
    „Du weißt genau, was ich meine. Du musst die Situation berücksichtigen, in der das

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