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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Inhalt des Computers werden sie auch rankommen, aber nicht sofort. Hm. Eigentlich gar nicht schlecht. Zumindest Grund zum Verhandeln.
    Plötzlich wurde ihm schwindlig, vor Hunger oder weil es so stickig war und stank. Er öffnete die Augen, lehnte den Kopf an die kalte Wand und schloss die Augen wieder.
    Gut, dass sie nicht weiß, wo ich bin, und auch nichts von den Kassetten. Oder ahnt sie etwas? Egal, sie würde mich sowieso nicht verraten. Sie ist mir treu ergeben.
    »Nimm den Verstand mir nicht, o Gott …«
    »Bitte?«
    Die Stimme von Doktor Filippowa zwang ihn, die Augen zu öffnen. Er hatte den letzten Satz unwillkürlich laut gesagt.
    Sie stand vor ihm, frisch, gesund und schön. Unter ihrem Häubchen quollen kurze, dunkelrote Haare hervor.
    »Nein, lieber Bettelstab und Spott … Wie geht das noch weiter bei Puschkin?« Er schaute sie von unten herauf an und entdeckte ein kleines Muttermal an ihrem Kinn.
    »Nein, lieber Bettelstab und Spott, nein, lieber Mühsal ohne Lohn. Kommen Sie bitte mit.«
    »Wohin?«
    »In meinen Behandlungsraum. Ein Kollege wird Sie untersuchen.«
    »Was für ein Kollege?«
    »Ein sehr erfahrener, kluger Arzt und Professor. Mein Lehrer.«
    Am Fenster in ihrem Zimmer stand ein großer Mann im weißen Kittel. Massive Schultern, großer runder Kopf, dichter grauer Igelschnitt, frischer Duft nach teurem Rasierwasser.Der Professor drehte sich um. Ein angenehmes, regelmäßiges Gesicht. Die Augen waren hinter einer rauchgrau getönten Brille verborgen.
    »Kommen Sie herein, setzen Sie sich. Ich heiße Kirill Guschtschenko. Sie haben Ihren Namen vergessen, soweit ich weiß.«
    Der Professor setzte sich in einen Sessel. Mark blieb stehen. Die Tür knarrte, eine Schwester schaute herein.
    »Olga, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Ja, gleich.« Die Ärztin sah den Professor fragend an.
    »Geh nur, wir unterhalten uns so lange von Mann zu Mann.« Der Professor lächelte und zwinkerte ihr zu.
    Plötzlich war es sehr still im Raum. Mark stand noch immer. Guschtschenko saß bequem zurückgelehnt im Sessel und streckte die Beine aus. Er trug gute, sehr teure Schuhe aus dunkelgrauem Leder mit dicker weicher Sohle.
    »Na, Herr Schreiberling«, sagte der Professor schließlich, »noch nicht genug vom Dummstellen?«
     
    »Guten Tag, Genosse General. Ja, ich bin es, Matwej. Natürlich denke ich an Ihre Bitte. Ich habe bereits mehrere Varianten in petto, ich bringe sie, wann immer Sie wollen, wohin Sie möchten. Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige, aber wir haben hier ein kleines Problem, irgendein Verrückter verfolgt uns, in einem Shiguli. Hellbeige. Das Kennzeichen? Augenblick.«
    Toma drehte sich um, entzifferte laut das Kennzeichen, und Matwej gab es weiter.
    »Sie sollen rausfinden, wer er ist und woher er kommt. Ja, danke, ich warte.«
    Matwej steckte das Telefon weg. Der zerschrammte schmutzig-beige Shiguli hielt sich noch immer hartnäckig hinter ihnen. Ika hatte gesehen, wie ein rothaariger junger Mann in Jeans und weitem grauem Pullover hinter ihnen aus dem Haus gestürmt war, und gehört, wie er rief: »Halt! Miliz!«
    Nun fuhr er ihnen nach.
    Wenn er wirklich von der Miliz ist, warum hält uns dann kein Verkehrsposten an, fragte sich Ika. Ach ja, Matwej hat irgendeinen General angerufen. Darum stoppt uns niemand. Das Auto hat ein Sonderkennzeichen. Im Film würde der Rothaarige jetzt eine Kanone zücken, die Reifen zerschießen, mich aus dem Wagen zerren, die anderen alle über den Haufen schießen und mich mit seinem Shiguli nach Bykowo bringen, zu meiner geistesschwachen Tante Sweta, damit ich dort ein neues Leben beginne.
    »Los, spuck endlich die Adressen aus«, wiederholte Toma zum zehnten Mal.
    Sie hatten sämtliche Schlüssel aus der Wohnung mitgenommen und verlangten nun, dass sie ihnen die Adressen von Studio- und Hotelwohnung nannte.
    »W-wohin fahren wir?«, fragte Ika.
    »Geht dich nichts an.«
    Matwejs Handy klingelte.
    »Ja. Nein, wie gesagt, am Steuer sitzt ein junger Mann, noch keine dreißig. So, dann hat er sich den Wagen wohl geliehen. Ach, ich sehe, er wird gerade angehalten. Richten Sie dem General meinen herzlichen Dank aus.«
    Ika drehte sich um. Der Shiguli stand am Straßenrand, daneben ein Wagen der Verkehrswacht mit eingeschaltetem Blaulicht.
    »Die Adressen, raus mit den Adressen«, drängelte Toma.
    Ika schloss die Augen – und befand sich in ihrem Kinderzimmer. Wenn es ihr sehr schlecht ging, kehrte sie in Gedanken dorthin zurück, in ihr

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