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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Chef, General Schatalow.
    Sawidow, der Chef der Ermittlergruppe, verzog das Gesicht. »Ihre ganze Wühlerei in Richtung Kinderporno – damit haben wir eine Menge Zeit und Kraft unnütz verschwendet!«
    »Nicht unnütz«, widersprach Solowjow, »dank dieser Wühlerei, wie Sie sich ausdrücken, wurde das Netz von
Verbene
ausgehoben.«
    Stille trat ein. An die Geschichte mit
Verbene
wollte niemand erinnert werden.
    Ein Netz von Websites, Produktion und Verkauf von Videos, Handel mit Kindern. Dieses gewinnbringende, straff organsierte Geschäft hatte faktisch legal existiert und existierte noch immer – unter anderem Namen.
Verbene
war nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Von den fünfzehn Produzenten und Händlern, deren Namen ermittelt worden waren, konnten nur drei verhaftet werden. Und daran wollte niemand erinnert werden, denn diese drei hatten die Namen ihrer Stammkunden preisgegeben – darunter zwei ausländische Diplomaten, vier Duma-Abgeordnete, ein General des Innenministeriums und ein FSB-Oberst.
    Der Skandal wäre um ein Haar in die Presse gelangt. Es hatte große Mühe gekostet, die Sache unter den Tisch zu kehren und die allgegenwärtigen Journalisten fernzuhalten.
    Der neue Minister hatte per Anordnung die Arbeit von Guschtschenkos Team beendet.
    »Es gibt bis heute keine Beweise für eine Verbindung zwischen den getöteten Jugendlichen und
Verbene
«, meldete sich der stellvertretende Minister. »Und überhaupt – wir sollten uns nicht ablenken lassen. Betrachten wir die Hypothese von Chefermittler Solowjow als eine unserer Arbeitshypothesen. Ich würde vorerst nicht von einer Fortsetzung der Serie von Moloch sprechen. Ja, Professor, Sie wollten etwas sagen?«
    Guschtschenko riss sich erneut von seinem Notizblock los und bedachte die Anwesenden mit einem nachdenklichen Blick.
    »Tatsächlich gibt es viele Übereinstimmungen«, sagte er und runzelte die Stirn, »aber ich sehe auch wesentliche Unterschiede. Vor allem das aktuelle Opfer. In den ersten drei Fällen waren es obdachlose Jugendliche, vermutlich Waisen. Niemand hat nach ihnen gesucht. Sie konnten bis heute nicht identifiziert werden. Diesmal ist es die Tochter eines bekannten Sängers. Nicht auszuschließen, dass es sich um Rache, Erpressung oder das Begleichen persönlicher Rechnungen mit dem Vater des Mädchens handelt. Ich wiederhole noch einmal, das Ganze könnte inszeniert sein, eine Nachahmungstat. Ich rede von dem Babyöl. Wie Sie sich erinnern werden, hat die Presse damals sämtliche Einzelheiten der drei Morde ausposaunt.«
    »Tja.« Der stellvertretende Minister seufzte. »Dafür haben wir uns damals bewusst entschieden, in der Hoffnung, mit Hilfe der Medien Angehörige der getöteten Kinder zu finden. Diesmal liegt der Fall völlig anders.«
    »Übrigens haben sich die Amerikaner, die ja auch nicht ganz blöd sind«, mischte sich Schatalow ein, »beim FBI speziell mit Informationsepidemien unter Serientätern beschäftigt. Sobald in der Presse Details zu Mordfällen auftauchen, kann man direkt auf ein Plagiat warten. Fremder Ruhm wirkt ansteckend.«
    »Lassen wir uns nicht ablenken.« Der stellvertretende Minister klopfte mit einem Bleistift gegen eine Wasserkaraffe. »Zurück zum Mord an Shenja Katschalowa. In den drei früherenFällen hatte die Hypothese von Doktor Filippowa, Moloch sei ein ›Missionar‹, spezialisiert auf Kinder, die mit Prostitution oder Pornoproduktionen zu tun hatten, meiner Ansicht nach eine gewisse Logik. Doch diesmal greift sie nicht. Die Tochter von Katschalow war alles andere als eine obdachlose Waise. Aber wie wir wissen, wird dieses Geschäft ausschließlich mit Waisen, mit Obdachlosen und Flüchtlingskindern betrieben.«
    »Und das Geld?«, fragte Solowjow leise. »Woher hat ein fünfzehnjähriges Mädchen zwanzigtausend Euro? Und der sechzigjährige Italiener, mit dem sie im Nachtklub gesehen wurde? Und schließlich ihre Schwangerschaft.«
    »Was hat die Schwangerschaft damit zu tun?«, fragte Major Sawidow verärgert.
    Guschtschenko wippte mit dem Bein, das Notizbuch fiel zu Boden, und ein junger Hauptmann, der neben ihm saß, hob es auf. Solowjow sah ein spöttisches Lächeln über das Gesicht des Hauptmanns huschen, als er einen Blick auf den Block warf. Guschtschenko schrieb bei solchen Sitzungen selten etwas auf, er kritzelte mit wichtiger Miene Krakel und Zickzacks.
    »Das Geld, zumal eine so beträchtliche Summe, ist natürlich ein ernstes Indiz, und es spricht im Grunde für eine

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