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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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quietschen. Der blöde Pfarrer Daschner, der blöde. Musste der auch jedes Detail petzen. Ich war auch nicht gerade stolz darauf, so gequietscht zu haben. Und jetzt wussten das der Blomberg, der Max und der Schorsch. Und demnächst wahrscheinlich unsere ganze Gemeinde.
    Wieso ich unbedingt in die Kirche musste, um zu zeigen, wo unsere dämliche Limoflasche gestanden hatte, war mir auch unklar. War doch wohl egal, ob rechts oder links von dem Wanninger.
    »Und die Flasche kommt in keine Asservatenkammer«, stellte ich klar, um Missverständnissen vorzubeugen.
    Der Blomberg sagte dazu gar nichts. Er sah Max an, als wäre der dafür zuständig, seine quietschende Freundin zur Räson zu bringen. Wütend schaute ich Blomberg hinterher, als er sich an den gestapelten Noten unseres Chors vorbeidrängelte und die Treppe hinunterstieg. Der Schorsch folgte ihm und grinste dabei etwas seltsam. Nur Max blieb neben mir stehen.
    Max und ich hörten eine Weile zu, wie der Blomberg und Schorsch die Holztreppe nach unten gingen.
    »Das ist unsere Weihwasserflasche. Wir sind extra in die Kirche gegangen, weil Großmutter sie vergessen hatte«, erklärte ich ihm noch einmal. »Ist doch klar, dass sie das Weihwasser stehen lässt. Der Schock. Verstehst du?«, fügte ich hinzu.
    Max sagte gar nichts. Großmutter hatte zwar keineswegs geschockt ausgesehen, aber das musste er ja nicht unbedingt wissen.
    »Wir haben nur unsere Flasche geholt. Die in der Kirche rumgestanden ist«, fügte ich in beruhigendem Tonfall hinzu.
    »Neben der Leiche«, erinnerte er mich bissig. »Du hast den Tatort verändert.«
    Ha. Blomberg hatte ausgesehen, als fände er Max parteiisch. Wäre er nur parteiisch, dachte ich böse. Dann hätten wir diesen ganzen Ärger nicht.
    »Ich habe unsere Limoflasche genommen«, belehrte ich ihn ruhig und überging seinen Einwand einfach. »Unsere uralte Limoflasche. Leiche hin oder her, die Limoflasche hat damit nichts zu tun. Großmutter ist bestimmt am Boden zerstört, wenn du die ihr wegnimmst.«
    »Beweismittel«, antwortete er nur.
    »Wahrscheinlich erleidet sie einen Rückfall. Nur weil du Beweismittel sammelst. Jetzt sei doch mal ehrlich, glaubst du wirklich, dass Großmutter Organisten ersticht?«
    Hm. Er wusste zwar immer noch nicht die ganze, ungeschminkte Wahrheit von letztem Sommer, aber mein unschuldiger Blick schien nicht ganz zu wirken. Schließlich bekam er Geld dafür bezahlt, dass er sich nicht beeinflussen ließ. Und wahrscheinlich hatte er schon einiges an Erfahrungen gesammelt mit unschuldigen Blicken. Besonders mit meinen unschuldigen Blicken.
    »Woher wusstest du, dass es eure Limoflasche ist?«, fragte er mich, wieder im dienstlichen Tonfall.
    Ich atmete einmal tief ein. Wir kauften nie Limonade. Es gab bei uns immer Wasser aus der Leitung. Zu irgendeinem Anlass hatte meine Mutter einmal eine Flasche Zitronenlimonade gekauft. Man stelle sich das vor. Meine Mutter hat schon vor über zwölf Jahren das Weite gesucht. Aber ihre Zitronenlimonadenflasche ist bei uns geblieben.
    »Großmutter ersticht keine Leute«, sagte ich, ohne auf seine Frage zu antworten.
    »Wieso habt ihr die Flasche weggenommen?«
    »Unsere ganzen Weihwasserbecken waren leer«, antwortete ich mürrisch. Mürrisch mehr deshalb, weil ich mir einzureden versuchte, dass es nicht gelogen war. Bestimmt waren sie leer gewesen. Sonst hätte Großmutter nicht frisches geholt. Meinen eigentlichen Beweggrund versuchte ich zu vergessen.
    »Wieso hat sie die Flasche hingestellt?«
    Richtig. Wieso hatte sie die Flasche hingestellt? Sie hat das Weihwasser abgefüllt. Dann, plötzlich, wird der Organist ermordet. Der kippt auf die Tasten, während meine Großmutter Wasser zapft. Großmutter fällt der ungewöhnliche Orgelklang negativ auf und sie geht zur Orgel hinauf. Und dann?
    »Das war nicht unser Messer«, stieß ich verzweifelt hervor.
    »Wir brauchen die Flasche«, bestimmte er statt einer Antwort.
    »Wir auch«, stieß ich noch verzweifelter hervor.
    »Ihr habt doch jetzt einen Weihwasservorrat. Alles ist frisch gefüllt«, versuchte er es diplomatisch.
    Er hatte keine Ahnung von unserem Weihwasser. Es gab Zeiten, da konnte an einem einzigen Tag das gesamte Weihwasser verdunsten. Und dann hatte man ein Problem, wenn die Limonadenflasche nicht da war. Wie sollte ich das Großmutter erklären? Seit Großmutter den Organisten gefunden hatte, war sie sowieso verändert, zog murmelnd und brummelnd durch die Wohnung und versprühte Weihwasser in

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